Kölner Kunstsäulen als Spiegel der sozialen Lebensrealität in der Stadt

Haltungsklassen © Jens Mühlhoff
Haltungsklassen

Mit „Haltungsklasse“ beginnt die Motivreihe der ausgewählten Künstler*innen, die sich auf die neuerliche Ausschreibung „Kunst an Kölner Litfaßsäulen“ beim Kölner Kulturamt beworben haben. Als erstes Motiv ist seit 20. Februar bis Mitte April 2025 die Arbeit "Haltungsklasse" von Jens Mühlhoff zu sehen. Jede der 27 Säulen verwandelt er in einen bunten Hühnerstall, der auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Hühnern und zugleich auf soziale Unterschiede in unserem städtischen Zusammenleben aufmerksam macht.

Jens Mühlhoff sagt selbst zu seinem Werk:

Hühner begeistern mich, weil ihr exzentrisches, schreckhaftes Verhalten wie ein comedyhafter Spiegel menschlichen Verhaltens wirkt. Doch beobachtet man sie länger, erkennt man schnell, wie individuell jedes Huhn ist und wieviel Charakter in ihnen steckt. Es ist immer das gleiche Huhn, das ausbüxt und immer die gleichen zwei kuscheln sich abends zum Schlafen auf eine Stange: Sie scheinen den Menschen ähnlicher als ihnen oft zugestanden wird.

Die Arbeit thematisiert den Wandel der Hühnerhaltung, von privaten Ställen bis hin zur Massentierhaltung. Auf fünf Ebenen der Kunstsäule werden die verschiedenen Haltungsklassen dargestellt, wobei jede Ebene mit einem "Eier-Code" versehen ist, der den Kölner Postleitzahlen entspricht – ein kritischer Verweis auf soziale Ungleichheit in der Stadt. Mühlhoff erläutert dazu:

Die durchschnittliche Lebenserwartung in unserer Stadt schwankt um bis zu 10 Jahre, je nach Stadtteil. Die Arbeit regt dazu an, die sozialen Unterschiede in Köln zu hinterfragen, etwa zwischen den Stadtteilen Hahnwald und Kalk, die in Bezug auf Einkommen und Lebenserwartung weit auseinanderliegen.

Außerdem fällt auf, dass die Bioklasse "0" – eigentlich die beste Haltungsform – es nur auf die mittlere Ebene geschafft hat, die höchste Klasse heißt stattdessen "000". Mühlhoff löst das Fragezeichen in den Köpfen der Passanten vor Ort nicht auf, gibt aber zu verstehen:

Bei meiner Suche nach Bildern von Hühnern bin ich auf den Verein Hühnerrettung NRW e.V. gestoßen. Durch ihre Arbeit wurde mir nochmal klar, dass selbst die beste Biohaltung von Hühnern (Bioklasse "0") weit weg ist von der romantischen Vorstellung, die wir von Bauernhofhühnern haben.

Der Kölner Künstler Jens Mühlhoff, 1991 in Wuppertal geboren, hat an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. In seinen Werken untersucht und bearbeitet er häufig Orte des öffentlichen und halböffentlichen Raumes. Ihn interessiert, wie sich Politik auf den konkreten Alltag und auf die Gesellschaft auswirkt. Sein Film "Vergiss Meyn nicht" wurde mit dem Green Dog Award (Watch Docs Warsaw 2023) und First Future Award beim Filmfest Emden 2023 ausgezeichnet und als "Bester Dokumentarfilm" beim Filmkunstfest MV 2023. Außerdem war "Vergiss Meyn nicht" beim Deutschen Filmpreis 2024 in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert. Das Kulturamt hat im Herbst 2024 eine Rekordzahl von mehr als 200 Bewerbungen erhalten.

2025 gibt es viele weitere spannende Motive auf den Kölner Kunstsäulen. Das Kulturamt hat im Herbst letzten Jahres eine Rekordzahl von mehr als 200 Bewerbungen mit Motivvorschlägen aus dem In- und Ausland erhalten. Eine siebenköpfige Jury hat daraus sechs Motive ausgewählt, die bis Februar 2026 auf den 27 Kunstsäulen im Kölner Stadtgebiet zu sehen sein werden (siehe Lageplan anbei). Die von der Jury für dieses Jahr ausgewählten Motive stammen von Suse Itzel, Tobias Schulenburg, Hiltrud Gauf, Felicitas Fäßler und Markus Willeke.

Zur diesjährigen Kunstsäulenjury gehören: Heike Ander, Johanna Reich, Rozbeh Asmani, Thomas Luppa, Christian Sievers, Damian Zimmermann und Nadine Müseler.

Die Vernissage findet am Mittwoch, 26. Februar 2025, um 17 Uhr mit dem Künstler an der Kunstsäule in der Taunusstraße 26 (gegenüber Wattstraße) in Köln-Kalk statt.

Weitere Informationen zum Projekt "Kunst an Kölner Litfaßsäulen" des Kulturamtes Informationen zum Künstler
Standorte Kölner Kunstsäulen
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