Nanette Jacomijn Snoep übernimmt die Leitung des Rautenstrauch-Joest-Museums

Am 1. Januar 2019 übernimmt die Niederländerin Nanette Jacomijn Snoep die Leitung des Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) – Kulturen der Welt. Die 47-Jährige tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Klaus Schneider an, der das Museum 18 Jahre lang leitete.
Nanette Snoep versucht, mit neuen Methoden ethnologische Museen neu zu denken. Im Museum rückt sie Fragestellungen zu Identität, kolonialem Erbe und Globalisierung in den Fokus. Ein lebendiges Museum der Zukunft zu führen, das offen ist für aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen, ist für sie von zentraler Bedeutung.
Das RJM steht für ein lebendiges Museum für Jung und Alt, egal ob man aus Köln, Utrecht, Ouagadougou, Damaskus oder Istanbul stammt. Wir werden daran arbeiten, gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren der Stadtgesellschaft und darüber hinaus die Türen des Museums immer weiter zu öffnen. So geben wir Raum für vielfältige, überraschende, tragische, humorvolle, berührende und persönliche Geschichten, die die Sammlungsobjekte des Museums immer wieder in einem neuen Licht erscheinen lassen,
erklärt die neue Direktorin.
Ihre Einstellung überzeugte auch Susanne Laugwitz-Aulbach, Beigeordnete für Kunst und Kultur:
Wir sind sehr glücklich mit der Entscheidung, Frau Snoep nach Köln zu bitten. Sie bringt jahrzehntelange Erfahrung in der Museumsarbeit im In- und Ausland mit und scheut sich auch nicht, heikle Themen wie Provenienzforschung und Kolonialismus anzugehen.
Zur Person:
Snoep war Direktorin der drei sächsischen Museen, Grassi Museums für Völkerkunde zu Leipzig, Museum für Völkerkunde Dresden und Völkerkundemuseum Herrnhut (Staatliche Kunstsammlungen Dresden), die gemeinsam die zweitgrößte Sammlung ihrer Art in Deutschland beherbergen. Von 1998 bis 2014 war Snoep am Pariser "Musée du Quai Branly" tätig, zuletzt als Hauptkustodin der Sammlung "Historical and Contemporary Globalisation". Zudem hat sie zehn Jahre lang afrikanische Kunstgeschichte an der "Ecole du Louvre" sowie an der "Université Nanterre" in Paris unterrichtet.
Sie kuratierte für das "Musée du Quai Branly" unter anderem "Exhibitions, l‘Invention du Sauvage" ("Völkerschauen. Die Erfindung des Wilden"), die 2011 den "Prix du Cristal" als beste Ausstellung Frankreichs erhielt und 2012 "Les Maîtres du Désordre" ("Meister des Chaos"), mit Stationen in der Kunsthalle Bonn ("Narren. Künstler. Heilige. Lob der Torheit") sowie in Madrid.
In Deutschland initiierte sie seit 2016 neue, experimentelle Ausstellungsformate. Mit "Grassi invites #1 Fremd", lud sie Kunststudenten ein, sich mit der Dauerausstellung des Grassi Museums für Völkerkunde auseinanderzusetzen. Für "Grassi Invites #2 Dazwischen/in/Between" verwirklichte sie mit geflüchteten Künstlern und Betroffenen eine kollektive Ausstellung rund um die Themen Flucht und Ankommen. Tätowierte und gepiercte Menschen aus Sachsen wurden 2017 in Vorbereitung der Ausstellung "Grassi invites #4 Tattoos&Piercings" eingeladen, ihre Tattoos fotografieren zu lassen, um so in der Ausstellung neben den historischen Beständen des Museums, auch ein gegenwärtiges lokales Archiv zu präsentieren.
In der Reihe "Prolog #1-10 Erzählungen von Menschen, Dingen und Orten" (Dezember 2016 bis April 2018) kuratierte Snoep in Dresden eine evolutive "Werkstattausstellung", die das Museum unter die Lupe nahm. Kolonialismus, Restitution, Objektbiografien, Fremdheit oder Klassifikation waren Themen, die dabei vermittelt wurden. Im Juni 2018 wurde dieses Experiment in Leipzig unter dem Titel "Werkstatt Prolog" weitergeführt. Für ihre letzte Ausstellung in Leipzig, "Megalopolis – Stimmen aus Kinshasa", hat sie 24 Künstler und Schriftsteller aus Kinshasa eine Carte Blanche gegeben, um ihre eigene Ausstellung über Kinshasa zu konzipieren, zu kuratieren und umzusetzen.