Stadt setzt bei Gebäudeunterhaltung auf Digitalisierung und neue Technologien

Zwei innovative Projekte der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln wurden in den vergangenen Wochen ausgezeichnet: Die Stadt erhielt neben dem "Building Information Modeling (BIM) Champion" der bundesweiten Initiative "BuildingSmart Deutschland" nun auch den Award des "Aachen Building Experts" (ABE) für ein Projekt des "Bau-Startup-Forum Rheinland". Beide Vorhaben fokussieren die innovativen und digitalen Lösungen im Zusammenhang mit der Unterhaltung städtischer Gebäude.

Im ersten Projekt wurde bei der Sanierung des Altbau-Traktes des Berufskollegs Perlengraben erstmals eine neue digitale Messtechnik eines jungen Kölner Startups eingesetzt. Das handgetragene Messsystem ermöglicht es mittels einer optischen 360-Grad-Kamera mit Infrarot, Entfernungsmesser sowie Luftfeuchtigkeits- und Luftdruckmessgerät, Räume zu vermessen und gleichzeitig umfassend zu analysieren. Die Messung geschieht mit einem einzigen Gerät auf Knopfdruck und in nur zwei Sekunden. Damit ist die Aufenthaltsdauer im Gebäude kurz und der Betriebsablauf wird wenig gestört. Erste Ergebnisse der Messung können vorab schon vor Ort mithilfe eines Smartphones oder Tablets direkt in einer 360-Grad-Aufnahme begutachtet werden. So können Feuchtigkeitsschäden in einer Wand oder der Verlauf von Leitungen schneller erkannt, Wärmebrücken schnell geortet werden. Im Anschluss können aus den Messdaten digitale Raummodelle und/oder Grundrisspläne erstellt werden.

Beim zweiten Projekt handelt es sich um die Planung der Erweiterung für das Königin-Luise-Gymnasium. Hier wurde das BIM-Management dazu genutzt, über Barcodes die verschiedenen Gebäudeteile in der Planung zu verbinden. Die Codierung ist zudem für die spätere Gebäudeunterhaltung im Prüfungs- und Wartungsmanagement der Gebäudetechnik von großem Vorteil.

Markus Greitemann, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Wirtschaft der Stadt Köln:

Technologie und digitale Anwendungen können uns helfen, schneller, effizienter, wirtschaftlicher und damit nachhaltiger zu werden. Wir müssen uns aktiv mit den sich immer weiter entwickelnden Möglichkeiten auseinandersetzen; Innovation und digitale Transformation bewusst zulassen und als ganzheitliche Strategie verstehen. Das gilt für die Stadtverwaltung im Allgemeinen, aber auch für die jeweiligen Fachbereiche wie beispielsweise Bauen und Gebäudeunterhaltung. Als Baudezernent und in meiner Funktion als erster Betriebsleiter der städtischen Gebäudewirtschaft will ich das strategische Ziel der digitalen Transformation unterstützen und aktive Beiträge für eine moderne Verwaltung der Zukunft leisten.

Gerade im Bereich der Immobilienwirtschaft ist die digitale Transformation aus verschiedenen Gründen sehr komplex. Das Wirtschaftsgut Immobilie ist sehr heterogen, hat eine sehr lange Wertschöpfungskette und steht im Laufe der Jahrzehnte zahlreichen Entwicklungen gegenüber.

Petra Rinnenburger, geschäftsführende technische Betriebsleiterin der städtischen Gebäudewirtschaft:

Ich freue mich sehr, dass die beiden sehr zukunftsweisenden Projekte ausgezeichnet wurden. Das ist einerseits eine große Anerkennung unserer Offenheit gegenüber innovativen Ansätzen und der Leistungen der Projektteams, andererseits aber auch ein aktiver Beitrag, die digitale Transformation der gesamten Immobilienwirtschaft voranzutreiben.

Die stärkere Öffnung für Innovationen im Baubereich passt gleichzeitig in die gesamtstädtische Digitalisierungsoffensive. So wird die Stadt Köln noch in diesem Jahr eine Beigeordnete oder einen Beigeordneten für Digitalisierung berufen.

Aktuell setzt die Gebäudewirtschaft BIM in 15 Bauprojekten ein. In allen Projekten zeigt sich eine durchweg positive Resonanz. Planende wie Bauunternehmen berichten, wie positiv überrascht sie von dem relativ geringen Aufwand zur Implementierung der Methoden im eigenen Unternehmen sind. Der zu erwartende Mehrwert in puncto Beschleunigung lässt sich auf allen Seiten schon jetzt erkennen.

Die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln gilt in Fachkreisen als Vorreiterin unter deutschen öffentlichen Bauherren bei der Entwicklung der digitalen Planungsmethode zu einem etablierten Standard. So hatte sie bereits 2015 mit der Einführung von BIM begonnen und ist bis heute ein Vorreiter auf Landes- und Bundesebene. Dies spiegelt sich in zahlreichen Anfragen zur Teilnahme an wissenschaftlichen Forschungsprojekten im Bereich der BIM Methodik wider. So wird die Erfahrung der Gebäudewirtschaft zum Beispiel vom Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW in verschiedenen Expertengremien herangezogen, um anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen den Weg zur Einführung der BIM Methodik zu ebnen. Auch wurde auf städtische Initiative beim Verband buildingSMART ein Runder Tisch ins Leben gerufen, der das Ziel hat, eine Fachgruppe zur Optimierung des Datenaustausches beim Übergang vom Planen zum Bauen und vor allem dem Betrieb ins Leben zu rufen.

Hintergrund

BIM steht für Building Information Modeling und bedeutet ein gemeinschaftliches, digital vernetztes Arbeiten aller Projektbeteiligten. Dadurch ist gesichert, dass alle Informationen, die während der Planung, dem Bau und dem Betrieb der Immobilie gesammelt wurden, jederzeit zur Verfügung stehen und weiter genutzt werden können.

buildingSMART Deutschland ist ein bundesweit agierendes interdisziplinäres und anwenderorientiertes Kompetenznetzwerk für digitales Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken. Wesentliche Aufgabe: die Weiterentwicklung und Standardisierung des offenen Informationsaustausches in BIM-Projekten als auch die Standardisierung von entsprechenden Arbeitsprozessen. Der Verein "Aachen Building Experts e.V." ist das regionale Kompetenznetzwerk für innovatives Bauen als gemeinsame Initiative aus Wirtschaft und Hochschulen. Hierbei arbeiten Planer*innen, Architekt*innen, RWTH Aachen und TH Aachen unter anderem in Projekten zusammen.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit