Oberirdische oder Tunnel-Variante – Entscheidungsvorlage veröffentlicht
Wie soll die Ost-West-Achse für den Stadtbahnbetrieb der KVB leistungsfähiger und für die Fahrgäste attraktiver gemacht werden? Die Verwaltung legt dem Verkehrsausschuss in seiner Sitzung am Dienstag, 11. Juni 2024, eine Beschlussvorlage für die Kapazitätserweiterung der Stadtbahnlinie 1 zwischen Heumarkt und Eisenbahnring vor. Nach weiterer Gremienbeteiligung befasst sich der Rat der Stadt Köln am Donnerstag, 27. Juni 2024, mit der Vorlage.
Gemäß dem Ratsbeschluss vom 18. Dezember 2018 ist eine Kapazitätserweiterung durch den Einsatz längerer Bahnen vorgesehen und für den Innenstadtbereich gleichberechtigt eine oberirdische und eine Tunnel-Alternative für die neuen 90 Meter langen Stadtbahnen geplant worden, die 50 Prozent mehr Fahrgäste als bisher aufnehmen können. Da auf dem stark frequentierten Abschnitt in der Kölner Innenstadt, aber auch darüber hinaus, zahlreiche Querungen mit anderen Verkehrsarten zu berücksichtigen sind, wurde seinerzeit die Variante einer Taktverdichtung der 60 Meter langen Stadtbahnen verworfen.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker:
Der Rat der Stadt Köln hat nun die historische Chance, ein zukunftsweisendes Jahrhundertprojekt für Köln auf den Weg zu bringen. Wenn wir die Mobilitätswende wirklich schaffen wollen, müssen wir den Menschen bessere Angebote machen. Das schaffen wir nur, wenn wir den Öffentlichen Personennahverkehr in Köln leistungsfähiger und attraktiver machen. Mindestens genauso wichtig ist es, den öffentlichen Raum im Zentrum unserer Stadt einer europäischen Millionen-Metropole angemessen zu gestalten. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir für diese beiden Ziele – Mobilitätswende und Gestaltung des öffentlichen Raums – das größtmögliche Potenzial für Köln ausschöpfen, wenn wir auf der Ost-West-Achse im Bereich der Innenstadt die Tunnel-Variante in die Umsetzung bringen.
Beide Planungen sind auch mit dem Ziel entwickelt worden, die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern. Deshalb ist die Neuorganisation des Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehrs beider Alternativen vergleichbar: Es ist nur noch ein Kfz-Fahrstreifen pro Fahrtrichtung geplant, es ist ein Tempolimit von 30 Stundenkilometer in der Innenstadt vorgesehen und der Durchgangsverkehr weitgehend herausgenommen.
Eine Zufahrts- und Liefermöglichkeit für Anwohner und Geschäfte ist dabei sichergestellt. Außerdem entfallen die Fahrbahn, die nördlich um den Neumarkt herumführt sowie das dortige Stadtbahngleis. Die gewonnenen Freiflächen werden dem Fuß- und Radverkehr und Aufenthaltsbereichen zur Verfügung gestellt. Auch in der Aachener Straße und der Richard-Wagner-Straße werden die Verkehre neu geordnet und nach Kfz- sowie Stadtbahnverkehr gebündelt.
Beide Alternativen sind finanziell durch den Bund und das Land förderfähig. Dafür ist eine bundesweit standardisierte Nutzen-Kosten-Untersuchung durch einen externen Gutachter in enger Abstimmung mit den Fördergeldgebern durchgeführt worden.
Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln, unterstreicht die Bedeutung des Vorhabens:
Die Beschlussvorlage schafft eine sachliche Entscheidungsgrundlage für eines der am intensivsten diskutierten Projekte unserer Stadt. Wir haben die umfangreichen Ergebnisse der beiden Planungsalternativen in einem Kriterienkatalog gegenübergestellt, der es den politischen Vertreter*innen ermöglicht, eine informierte und wohlüberlegte Wahl zu treffen. Alle relevanten Dokumente sind der Beschlussvorlage direkt als Anlagen beigefügt und können einzeln geprüft werden. Sie stehen auch der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Markus Greitemann, Beigeordneter für Planen und Bauen der Stadt Köln:
Für das Projekt stellt sich nicht nur die Frage nach einer verkehrlichen Lösung, sondern vor allem danach, wie der Stadtraum der Zukunft aussehen soll. Es bietet sich hier die einzigartige Möglichkeit, der Kölner Innenstadt positive Impulse zu geben, in dem wir insbesondere die Flächen stadtbedeutsamer Plätze neu denken und gestalten. Hierfür ist größtmöglicher Freiraum notwendig.
Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB):
Will man die Mobilitätswende in Köln voranbringen, führt kein Weg am Einsatz von 90-Meter-Bahnen auf der Ost-West-Achse vorbei. Daher ist der Ausbau dieser Verbindung ein entscheidender Baustein für einen attraktiven, leistungsfähigen ÖPNV und damit für eine nachhaltige Mobilität. Wir freuen uns sehr, dass nach langen, intensiven Diskussionen und Planungen jetzt eine Entscheidungsgrundlage vorliegt. Wir haben in den vergangenen Jahren immer darauf hingewiesen, dass wir als Verkehrsunternehmen die Varianten für uns nach den betrieblichen Konsequenzen bewerten. Bei einer Tunnel-Variante könnte der Betrieb schneller, störungsfreier und mit weniger Unfällen und damit zuverlässiger verlaufen. Aber der Ausbau muss in Gänze wirtschaftlich abbildbar sein, denn selbstverständlich ist eine Tunnelvariante deutlich aufwändiger als eine Streckenführung an der Oberfläche. Und die Ertüchtigung der Ost-West-Achse ist für die Entscheiderinnen und Entscheider mehr als ein reines Verkehrsprojekt. Daher freue ich mich, dass beide Varianten förderfähig sind und somit jetzt zeitnah der politische Beschluss gefasst werden kann. Denn für uns ist entscheidend, dass zügig eine Entscheidung getroffen wird und die Planungen vorangetrieben werden können, damit wir in den Kapazitätsausbau kommen.
Zur Beschlussvorlage gehören detaillierte Übersichtskarten, Planpakete, Berichte zu den Alternativen und der ausführliche Kriterienkatalog. Auch sämtliche relevanten Untersuchungen sind als Einzeldokumente verfügbar und sollen die Bewertung der vorgeschlagenen Maßnahmen erleichtern, unter anderem die Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Untersuchung, die Kostenzusammenstellung, die Betriebssimulation der Stadtbahn und die Verkehrsuntersuchung.
Auf Grundlage des politischen Varianten-Entscheid wird die Stadtverwaltung die bevorzugte Alternative weiterplanen und im nächsten Schritt, nach Abschluss der Entwurfsplanung, die Fördermittel beantragen sowie notwendige Genehmigungsverfahren vorbereiten.