Zusätzliche Räume für Förderschule und Grundschule in Köln-Poll

In Köln-Poll entstehen an einem Standort neue Unterrichtsräume für gleich zwei Kölner Schulen: ein Erweiterungsbau für die "Förderschule Geistige Entwicklung Auf dem Sandberg" und eine Dependance sowie eine Sporthalle für die "Janusz-Korczak-Grundschule", die ihr Hauptgebäude in Poll in der Straße Am Altenberger Kreuz hat.
Am heutigen Montag, 17. August 2020, hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf dem Baugrundstück gemeinsam mit Vertretern der Verwaltung, der Schulgemeinschaft und des mit den Bauten beauftragten Unternehmens die Grundsteine für die beiden Neubauten gelegt.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker:
In vielen Kölner Stadtbezirken erfolgen derzeit Spatenstiche, Grundsteinlegungen und Richtfeste für neue Schulbauten. Heute setzen wir an einem Standort im Stadtteil Poll mit Grundsteinen für gleich zwei Schulen ein deutliches Signal für die Zukunft der Bildung. Die Schule ist der Grundstein für eine starke Stadtgesellschaft, wie ich sie mir vorstelle. Die zurückliegenden Monate haben uns allen die Bedeutung von Schule und Bildung vor Augen geführt: Ohne Schulen und ohne die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer geht es nicht. Diese beiden Schulneubauten stehen also sinnbildlich für den Aufbruch beim Thema Schulbau in Köln. Wir werden unsere Schulbauoffensive weiter auf Kurs halten.“
Bei der Grundsteinlegung wurden in die Rohbauten zwei so genannte Zeitkapseln in symbolischen Grundsteinmauern eingesetzt. Sie sind gefüllt mit einem Bauplan, Tagespresse, einem Satz Euromünzen, einem "Kölner Pfennig", wie er im 10. Jahrhundert Zahlungsmittel war, sowie Beigaben der Schulgemeinde. Später werden diese einen Platz im Gebäude erhalten, der mit dem Jahr der Grundsteinlegung gekennzeichnet wird. Die Zeremonie erfolgte entsprechend der Corona-Schutzvorkehrungen in kleinem Kreis.
Mit beiden Projekten, die die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln verantwortet, werden 100 Schulplätze gesichert und 200 zusätzliche geschaffen sowie zwei Mal rund 20 Millionen Euro investiert. Beide Schulbauten werden durch einen Totalunternehmer realisiert, der der Stadt den größten Teil der Planungsleistungen sowie sämtliche Bauaufgaben abnimmt. Beide Schulbauten sollen bis zum Schuljahr 2022/2023 fertiggestellt sein.
Die städtische Förderschule Auf dem Sandberg mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung erhält einen Erweiterungsbau, der mit dem Bestandsbau verbunden wird. Auch die Außenanlagen werden neu gestaltet. Der Zugang zum dreigeschossigen Erweiterungsneubau erfolgt sowohl über einen neugeschaffenen Nebeneingang im Innenhof als auch über eine direkte bauliche Verbindung zum Bestandshauptgebäude in den beiden Obergeschossen. Es werden einfache, klare und logische Einheiten geschaffen, um die räumliche Orientierung für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung im Außen- und Innenbereich der Schule wesentlich zu verbessern. Das Foyer im Erdgeschoss ist über den großen Nebeneingang vom neu gestalteten Innenhof her erreichbar. Aula, Fachräume und Nebenräume sind ebenfalls im Erdgeschoss untergebracht. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich neben Klassenräumen, Pflegebädern und Psychomotorik-Räumen auch die Verwaltung und das Lehrerzimmer.

Die Dependance für die Janusz-Korczak-Grundschule wird an die neu gestalteten Außenanlagen des Schulensembles der Förderschule angrenzen. Das neue zweigeschossige Gebäude schafft zusätzliche Schulräume für die Katholische Grundschule Am Altenberger Kreuz in Poll und kann rund 200 Kinder aufnehmen. Im Erdgeschoss finden das Foyer mit Pädagogischem Zentrum, Aula und Medienzentrum sowie Musikraum und Mensa Platz. Weiterhin grenzen hier die Mehrzweckräume des Ganztagsbereiches und Kreativbereiches inklusive eines Clusterbereiches sowie einer Sporthalle an. Im Obergeschoss befinden sich im Zentrum die offene Galerie der Erschließungshalle, sowie der Verwaltungstrakt und der Lehreraufenthaltsbereich. Davon abgegrenzt befinden sich drei Unterrichts-Cluster mit jeweils zentralem Clusterforum und einer angrenzenden Außenterrasse.
Cluster sind Raumgruppen, in denen Lernräume und Unterrichtsräume gemeinsam mit den zugehörigen Differenzierungsbereichen, Aufenthaltsbereichen und Erholungsbereichen eine Einheit bilden. Sie dienen als variabel nutzbare, zentrale Lernlandschaften.
Förderschule und Grundschule teilen sich künftig einen Bereich des Schulhofes. Hier begegnen sich zwei verschiedene Schulformen. Beide schmieden schon heute Pläne für gemeinsame Sportangebote und Spielangebote. Eine besondere Herausforderung für die Planer und Baufirmen: Die Baumaßnahme erfolgt bei laufendem Betrieb der Förderschule. Weil hier Schülerinnen und Schüler mit geistigen Beeinträchtigung lernen, soll der Tagesablauf möglichst wenig beeinträchtigt und verändert werden. Beim morgendlichen wie nachmittäglichen Holverkehr und Bringverkehr durch Schulbusse (jeweils rund 20 Busse) fahren diese feste Haltepunkte an. Diese tägliche Routine gibt den Kindern und Jugendlichen Halt. Aus diesem Grund finden Bauaktivitäten in einem Bereich des Parkplatzes möglichst nur in der unterrichtsfreien Zeit statt.
Aktueller Stand und Zeitplan: Die Fundamente und Bodenplatten sind teilweise gegossen. Die Wände und Decken werden bis zum 4. Quartal 2020 erstellt. Die baudichte Hülle mit allen Fassadenbestandteilen soll im 1. Quartal 2021 soweit geschlossen sein, dass der Innenausbau mit Installierung der technischen Gebäudeausstattung beginnen kann. Die Fertigstellung und Übergabe der Gebäude zur Nutzung wird im 2. Quartal 2022 erfolgen. Die Außenanlagen werden danach bis zum 4. Quartal 2022 neu gestaltet.
Das Bauprojekt gehört zu dem vom Rat der Stadt Köln beschlossenen "Maßnahmenpaket Schulbau" mit 22 Bauvorhaben (Neubauten, Erweiterungen, Generalinstandsetzungen und Interimsbauten) an elf Schulstandorten, die in einem beschleunigten Verfahren unter der Leitung der Gebäudewirtschaft durch Generalunternehmer (GU) oder Totalunternehmer (TU) geplant und/oder baulich umgesetzt werden sollen. Der Rat hatte im April 2017 den Weg für dieses Sonderprogramm freigemacht. Im Juli 2019 wurde es von ursprünglich 15 auf 22 Bauvorhaben erweitert und den aktuellen Marktbedingungen angepasst. Der aktuelle Kostenorientierungswert für die Realisierung der 22 Bauvorhaben liegt bei mehr als 520 Millionen Euro.
Ein zweites Paket mit dieser besonderen Vergabeform ist bereits verabschiedet. Es ist mit 48 Großbaumaßnahmen an 24 Schulen sowie zwei komplett neuen Gesamtschulen rund 1,7 Milliarden Euro schwer und damit das größte Schulbau-Programm in der Geschichte Kölns. Stadtweit werden mit allen bereits beschlossenen GU- oder TU-Projekten rund 22.000 Schulplätze gesichert oder zusätzlich geschaffen.
Hintergrund Generalunternehmer / Totalunternehmer: Der Generalunternehmer (GU) nimmt der Bauherrin Stadt Köln sämtliche Bauleistungen sowie in der Regel die Planungsleistungen ab Leistungsphase 5 gemäß HOAI ab. Varianten hinsichtlich der Planungsleistungen sind in GU-Verfahren möglich.
Der Totalunternehmer (TU) setzt zusätzlich zum Bauen auch noch sämtliche Planungsleistungen vor Baubeginn ab Leistungsphase 2 um und führt somit zu einer weiteren Bündelung von Aufgaben im Bauprozess. Die Beauftragung erfolgt gegenüber dem GU also zu einem früheren Zeitpunkt. Die Grundlagenermittlung sowie die Ermittlung aller standortrelevanten Daten sowie die Klärung des Baurechts und Planungsrechts muss seitens der Stadt Köln im Vorfeld erfolgen. Hierzu ist es erforderlich, für die Phase der Grundlagenermittlung ein kompetentes Team aus Planern aller Fachdisziplinen zu beauftragen. Im Ergebnis wird hierdurch eine Reduktion von Geschäftsvorgängen innerhalb der Stadtverwaltung erzielt.
Diese besondere Vergabeform bringt für die Stadt Köln einige Vorteile: Der öffentlichen Bauherrin Stadt Köln bleibt eine zeitlich sehr aufwändige sowie terminlich wie kostenriskante Vergabe nach Einzelgewerken erspart. Die Gebäudewirtschaft übernimmt "nur" die Leitung und das Controlling der Leistungen, sondiert den Markt, bereitet Ausschreibungen vor, regelt alles Vertragliche, definiert die Grundlagen und koordiniert fortlaufend ämterübergreifend bis zur Fertigstellung und darüber hinaus. Zur Unterstützung der Gebäudewirtschaft im Bereich Projektsteuerung und Projektleitung gibt es zwei externe Multiprojektmanager.
Auch nach der Vergabe an einen GU oder TU ist und bleibt die Gebäudewirtschaft weiterhin Herrin des Verfahrens, Kontrollinstanz sowie Eigentümerin der Objekte. Bei Projekten mit einem GU übernimmt dieser, nach den sehr umfangreichen vorbereitenden Planungsarbeiten unter der Leitung der Gebäudewirtschaft, sämtliche Bauleistungen. Totalunternehmer nehmen der Stadtverwaltung zu einem noch früheren Zeitpunkt darüber hinaus alle Planungsleistungen ab. Die Grundlagenermittlung, die Festlegung des Flächenbedarfs, die Ermittlung aller Standort relevanten Daten sowie die Klärung des Baurechts und Planungsrechts müssen aber auch hier durch die Verwaltung im Vorfeld erfolgen. Das Amt für Schulentwicklung und die Gebäudewirtschaft leisten (auch beim TU) umfassende Vorarbeiten in der Planung und bereiten die höchst komplexen Vergaben juristisch vor.