Unterirdischer Raum am Waidmarkt als Kulturraum ungeeignet

Die Verwaltung empfiehlt nach umfangreichen Prüfungen eine oberirdische Umsetzung eines Kultur- und Erinnerungsortes am Waidmarkt. Nach neuen Erkenntnissen zur Umsetzung und möglichen Nutzung des unterirdischen Kulturraumes K3 schlägt die Verwaltung der Politik vor, die weiteren Planungen zur Errichtung nicht weiterzuverfolgen.

Ziel der Stadtverwaltung am Waidmarkt ist die Fertigstellung des Stadtbahnbaus, die Etablierung eines attraktiven und gut besuchten Kulturraums/Erinnerungsortes sowie das Erschaffen eines lebenswerten Stadtraums mit hoher Aufenthaltsqualität.

Um diese Ziele zu erreichen, nahm die Verwaltung verschiedene Prüfungen vor und steht im Austausch mit den Bürgerinitiativen "Archiv Komplex" und "Köln kann auch anders", mit denen aktuell eine Planungswerkstatt läuft. Für den aus einem Vorschlag der Bürgerinitiative "Archiv Komplex" entstandenen und durch den Rat beschlossenen unterirdischen Raum K3 kam die Verwaltung nach ausgiebigen Prüfungen zu der Erkenntnis, dass die unterirdische Halle für eine kulturelle Nutzung keinen Mehrwert für die Stadtgesellschaft darstellt.

Einschränkungen für Kulturbetrieb zu gravierend

In einem ersten Schritt wurden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten geprüft. Dabei wurde deutlich, dass die Halle K3 als Veranstaltungssaal für Kultur wegen der akustischen Rahmenbedingungen zu vielen Einschränkungen unterliegt. Durch durchfahrende Bahnen wären dauerhaft Lärm und Vibrationen in der Halle K3 deutlich wahrnehmbar. Diese könnten zwar bis zu einem gewissen Grad gedämpft, aber nicht vollständig vermieden werden. Daher wäre der Raum nicht für Konzerte, Theater, Lesungen und ähnliches nutzbar.

Ebenso ergab die Prüfung, dass eine Nutzung durch das Archiv und die Museen nicht zielführend ist. So konnte zum Beispiel die Ausstellung von Originalen aus dem städtischen Kunstbesitz in Anbetracht der Raumgeometrie und technischen Ausstattung ebenfalls nicht überzeugen.

Aufgrund der Anforderungen im Bereich Sicherheit und Brandschutz der Versammlungsstättenverordnung wäre eine maximale Belegung der Halle K3 mit 199 Personen (inklusive Personal) möglich. Bei dieser Personenanzahl ist der Betrieb als Veranstaltungsstätte oder Ausstellungsraum nicht annähernd im ursprünglich gedachten Rahmen möglich und wirtschaftlich fraglich. Eingeschränkt wird der für Veranstaltungen nutzbare Raum unter anderem durch die Notwendigkeit von mindestens zwei Aufzügen, einer Treppe, eines barrierefreien Fluchttunnels, Lagerräumen für Bestuhlung und Technik, Lüftungs- und Brandmeldeanlagen sowie Personalräume.

Weitere Möglichkeiten wären die Nutzung des Raumes durch die historischen Initiativen, als Ausstellungsraum zur Stadtgeschichte oder eine digitale/virtuelle Ausstellung.

Ob die unterirdische Halle allerdings ohne die beschriebenen, anderen Veranstaltungsformate von Bürger*innen angenommen werden würde, ist jedoch fraglich. Die Verwaltung kommt so zu dem Ergebnis, dass es in allen Überlegungen keine Nutzungsmöglichkeit gibt, die aus baulich-technischer, kultureller und wirtschaftlicher Sicht sinnvoll wäre.

Kultur- und Erinnerungsort soll oberirdisch entstehen – Alternativen werden in Planungswerkstatt erarbeitet

Es besteht zwischen der Verwaltung und den Bürgerinitiativen "Archiv Komplex" und "Köln kann auch anders" Einigkeit darüber, dass der Entfall von K3 unter keinen Umständen alternativlos sein soll. Erste Ideen und Ansätze zur Implementierung von Kultur und Erinnern im oberirdischen Bereich des Waidmarkts entstehen derzeit in einer seit Januar laufenden Planungswerkstatt. Darin arbeiten Vertreter*innen der von den beiden Bürgerinitiativen entsandten Expert*innen und der Verwaltung an der Erstellung eines Konzepts für Kultur und Erinnern am Waidmarkt. Begleitet wird der Prozess von einem Büro für nachhaltige Quartiersentwicklung und Bürgerschaftliches Engagement.

Die Verwaltung ist davon überzeugt, dass ein oberirdischer, kultureller Ort eine weitaus größere Strahlkraft und Präsenz entwickeln kann als eine unterirdische Lösung. Somit ergibt sich die Möglichkeit, eine kulturelle Nutzung über ihre Architektur im Stadtbild kenntlich zu machen und als identitätsstiftend für das Georgquartier zu gestalten.

Notwendige Änderung der Vergleichsvereinbarungen mit der ARGE Süd

Die vom Rat am 23. Juni 2020 beschlossene und zwischen der Stadt Köln, den Kölner-Verkehrsbetrieben und der ARGE Los-Süd geschlossene Vergleichsvereinbarung beinhaltet auch die Verpflichtung der ARGE, den Rohbau der unterirdischen Halle, der damals mit 4,8 Millionen Euro bewertet wurde, vergütungsfrei zu errichten. Für die Errichtung war der ARGE darüber hinaus ein zusätzliches Zeitfenster der Ausführungszeit für das Gleiswechselbauwerk von überschlägig ermittelten 18 Monate zugestanden worden. Eine zuverlässige Angabe zur Gesamtbauzeit kann erst nach abschließender Fertigstellung und Bewertung der Ergebnisse des Betongutachtens der Schlitzwand abgegeben werden.

Verwaltung und KVB konnten mit der ARGE eine der Gremienzustimmung vorbehaltene Einigung zur Änderung des Vergleichs erzielen. So würden die 4,8 Millionen Euro an die Stadt Köln gezahlt und sich die Bauzeit für Sanierung und Fertigstellung des Gleiswechselbauwerks um zehn Monate verkürzen, sofern auf die Errichtung des K3 verzichtet wird. Der Betrag von 4,8 Millionen Euro soll in die Realisierung eines oberirdischen Kultur- und Erinnerungsortes fließen.

Hintergrund

Der damalige Vorschlag der Bürgerinitiative "Archiv Komplex", den unterirdischen Raum an der Einsturzstelle des historischen Archivs als eine multifunktionale Halle zu nutzen, wurde durch die Verwaltung unterstützt und gefördert. Am 4. April 2019 beschloss der Rat der Stadt Köln, zwischen der Straßenebene und oberhalb des bisherigen Deckels des Gleiswechselbauwerks einen größtmöglichen Hohlraum für eine spätere, noch festzulegende mögliche Nutzung (K3) zu erstellen. Mit dem Abschluss des außergerichtlichen Vergleichs und im Rahmen des entsprechenden Ratsbeschlusses am 29.Juni 2020 (Vergleichsvorschlag zu den Folgen des Stadtarchiveinsturzes) verpflichtete sich die ARGE Los-Süd zur Errichtung des Ausstellungsraums K3 auf eigene Kosten. Mit diesen Beschlüssen wurde bekräftigt, dass die unterirdische Veranstaltungshalle K3 fortan als Vorzugsvariante zur Realisierung eines hochwertigen Kulturraums am Waidmarkt galt.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit