Diskussionsabend im Rautenstrauch-Joest Museum
Welche Widersprüche verbergen sich in den Fundamenten des "ethnologischen Museums"? Wie können wir sie überwinden und die Grundlagen für eine neue Museumsethik schaffen? Im Rahmen der Ausstellung "RESIST! Die Kunst des Widerstands", einer experimentellen Ausstellung über 500 Jahre antikoloniale Kämpfe im Globalen Süden, lädt das Rautenstrauch Joest Museum (RJM) – Kulturen der Welt, Cäcilienstraße 29-33, am Freitag, 3. Dezember 2021, 18 Uhr, zu einem Diskussionsabend mit internationalen Sprecher*innen und Kämpfer*innen ein. Restitution, Reparation und Partizipation stehen im Mittelpunkt der Debatte. Bürger*innen sind eingeladen mitzumachen und gemeinsam die Zukunft des Museums zu entwerfen.
Mit Felwine Sarr (Senegal), Ciraj Rassool (Südafrika), Nana Oforiatta Ayim (Ghana), Bénédicte Savoy (Frankreich), Andreas Görgen (Deutschland), Peju Layiwola (Nigeria), Esther Utjiua Muinjangue (Namibia), Ida Hoffmann (Namibia), Elizaveta Khan (Deutschland), Uyi Nosa-Odia (Nigeria). Moderiert wird die Veranstaltung von Ahmet Sinoplu (Deutschland) und Rahab Njeri (Deutschland). Musik: Rokia Bamba (Belgien).
Über die Teilnehmer*innen:
Felwine Sarr ist Sozialwissenschaftler, Autor und Musiker. Im März 2018 wurde er gemeinsam mit Bénédicte Savoy von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beauftragt, die Rückgabe von französischer Raubkunst nach Afrika vorzubereiten. Er gilt als einer der meistdiskutierten Denker Afrikas. Zusammen mit Bénédicte Savoy wurde Felwine Sarr vom Time Magazin zu den 100 einflussreichsten Menschen 2021 gewählt.
Bénédicte Savoy ist Kunsthistorikerin und Expertin im Bereich Restitution. In ihrem neusten Buch "Afrikas Kampf um seine Kunst: Geschichte einer postkolonialen Niederlage" zeichnet sie über 50 Jahre andauernden Kampf afrikanischer Staaten um Rückgabe ihrer durch die europäischen Kolonialherrscher entwendeten Kunstwerke nach.
Ciraj Rassool ist Professor für Geschichte an der Universität des Westkaps und arbeitet maßgeblich zu Fragen der grundsätzlichen Reformulierung von Museumsarbeit in Europa und Afrika, die auch die Restitution von kolonialen Kulturgütern beinhaltet. Die Filmemacherin, Kuratorin und Schriftstellerin Nana Oforiatta Ayim ist die Gründerin des "ANO Institute of Arts and Knowledge", das formuliert, wie ghanaisches, afrikanisches und diasporisches Denken dazu beiträgt, die dringenden Herausforderungen und Hindernisse, vor denen Afrika und die Welt derzeit stehen, zu überwinden.
Als Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt ist Andreas Görgen seit einem Jahr intensiv an den Verhandlungen und Vorbereitungen für Restitutionen von Benin-Bronzen aus Deutschen Museen beteiligt.
Esther Utjiua Muinjangue ist Herero, Mitbegründerin und Vorsitzende des Ovaherero Genocide Committees und namibische Politikerin. Sie kämpft seit Jahren für die Anerkennung des deutschen Genozids an den Herero und Nama.
Ida Hoffmann ist Nama und setzt sich seit den 1970er-Jahren für die Rechte der Nachfahren der Opfer des von Deutschland in Namibia verübten Genozids ein. Für die Ausstellung "RESIST! Die Kunst des Widerstands" hat sie mit Esther Utjiua den autonomen Raum "NOT ABOUT US WITHOUT US!" kuratiert.
Die nigerianische Künstlerin Peju Layiwola beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den geraubten Kulturgütern aus dem Königreich Benin. 2010 fand mit ihrer Soloausstellung "Benin 1897" erstmals eine Ausstellung über diese Raubkunst in Nigeria statt. "Benin 1897" heißt auch der autonome Raum, den Peju Layiwola für "RESIST! Die Kunst des Widerstands" kuratiert hat.
Elizaveta Khan, die Gründerin und Vorsitzende des Kölner Integrationshaus e.V., setzt sich aktiv gegen Rassismus und für die Verbesserung von Lebenswirklichkeiten und -chancen insbesondere von Menschen mit einer Flucht- und Migrationserfahrung ein. Für "RESIST! Die Kunst des Widerstands" hat sie mit einem Gestalter*innen-Kollektiv den autonomen Raum "Kein Widerstand passt in eine Box" kuratiert.
Uyi Nosa-Odia, auch bekannt als UNO, ist ein in Luxemburg lebender, aus Benin-City stammender nigerianischer Künstler. 2014 überlebte er einen politisch motivierten Angriff in Benin-City und floh nach Europa, wo er heute mit seiner Kunst für soziokulturelle Werte wie Integration und Gleichheit in Europa und Nigeria kämpft.
Ahmet Sinoplu ist Geschäftsführer bei Coach e.V., einer Migrant*innenselbstorganisation, die sich mit ihrem interdisziplinären, interkulturellen und mehrsprachigem Team für Bildungsgerechtigkeit und Teilhabechancen von Jugendlichen einsetzt.
Rahab Njeri engagiert sich für Fragen rund um Umweltrassismus und soziale Gerechtigkeit. Sie gibt Workshops zu Critical Whiteness, Anti-Rassismus, postkolonialer und intersektionaler Vielfalt und arbeitet zudem im Prorektorat für Akademische Karriere und Chancengerechtigkeit der Uni Köln.
Nanette Snoep ist seit Januar 2019 Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums.
Die Diskussion findet in Englisch statt und wird simultan deutsch untertitelt. Die Veranstaltung wird online über die Internetseite www.rjm-resist.de und den YouTube-Kanal des RJM übertragen.
16 bis 18 Uhr: Die Kölner Kollektive Coach e.V., Jugendfreizeitwerk Köln e.V. und In-Haus e.V. geben in der Ausstellung einen Einblick in ihre Arbeit. Am Tag der Veranstaltung ist die Ausstellung bis Mitternacht geöffnet.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Da die Teilnehmerzahl im Diskussionsraum (VHS-Forum) begrenzt ist, wird die Debatte auch in das Foyer des Museums übertragen.
Für die Teilnahme an diesem Abend sind ein 2G-Nachweis sowie eine negative Testung erforderlich (2G-Plus).