Rohbau des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums wächst weiter in die Höhe

Seit dem heutigen Mittwoch, 9. September 2020, kann auf der Schulbaustelle in Köln-Sülz die mit bunten Bändern geschmückte Richtkrone für den Erweiterungsbau des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums bestaunt werden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte im November 2019 den Grundstein für die Schulerweiterung gesetzt und begrüßte nun auf der Baustelle Vertreter der Schulgemeinde, der am Bau beteiligten Unternehmen und Büros und von Politik und Verwaltung zu einem kleinen Richtfest.
Als Oberbürgermeisterin einer begeisterten Sportstadt bin ich stolz auf eine Schule mit einem so ausgeprägten Sportprofil. Nicht umsonst ist das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium eine von vier Sportschulen im Land Nordrhein-Westfalen. Und auch beim Schulbau benötigen wir ein strammes, sportliches Tempo bei gleichzeitig hoher Qualität. Mit der neuen Vergabeform an General- und Totalunternehmer für unsere Kölner Schulbau-Offensive sind wir auf einem guten Weg. Diese Zusammenarbeit macht – wie auch hier in Sülz zu sehen ist – bereits viele Erfolge sichtbar,
so die Oberbürgermeisterin.
Realisiert werden für das Gymnasium ein Erweiterungsbau sowie eine integrierte Dreifachturnhalle mit Tribüne und barrierefreier Loge. Der Erweiterungsbau wird die Modulbauten ersetzen, die für eine Erhöhung in der Sekundarstufe I von drei auf vier Züge und in der Sekundarstufe II von fünf auf sechs Züge erforderlich waren. 195 Schulplätze werden so gesichert. Insgesamt verfügt das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium dann über rund 1.000 Schulplätze. Die zusätzlich geschaffene Nutzfläche wird rund 4.100 Quadratmeter betragen.
15 Stahlverbundträger stellen die Statik des Neubaus sicher. Jeder ist circa 30 Meter lang und bis zu 64 Tonnen schwer. Neben vielen Klassen-, Fach-, Gruppen- und Mehrzweckräumen, einer Bibliothek und einer Lerntreppe zum Verweilen zwischen den Unterrichtsstunden entsteht hier auch ein Schulzoo. Nach Fertigstellung des Erweiterungsbaus Ende 2021 wird die heutige Turnhalle zum Ganztagsbereich mit angrenzender Mensa umgebaut. Die aktuellen Planungs- und Baukosten für die Erweiterung in klimaschonender Passivhausbauweise betragen ohne Risikozuschlag 44 Millionen Euro. Die Baumaßnahme gehört zu dem in 2019 vom Rat der Stadt Köln beschlossenen "Maßnahmenpaket Schulbau". Dieses Sonderprogramm im Bereich Bauprojektmanagement, mit dem die städtische Gebäudewirtschaft 22 Großbaumaßnahmen an elf Schulstandorten parallel zusammen mit General- und Totalunternehmern (GU/TU) vorantreibt, um den Schulbau zu beschleunigen, ist über insgesamt fünf Jahre angelegt.
Mehr als 520 Millionen Euro werden mit Hilfe dieser besonderen Vergabeform bis 2022 verbaut. Mit allen bereits beschlossenen GU- oder TU-Projekten stadtweit können rund 22.000 Schulplätze gesichert oder zusätzlich geschaffen werden. Das Projekt in der Leybergstraße ist das erste aus diesem Paket, das in die Umsetzung ging. Inzwischen rollen die "GU/TU-Bagger" unter anderem auch am Severinswall, im Bürgerpark Nord, in Widdersdorf und auf der Siegburger Straße/Auf dem Sandberg.
Ein zweites GU/TU-Paket mit dieser besonderen Vergabeform ist bereits auf dem Weg. Mit 48 Großbaumaßnahmen an 24 Schulen und für zwei komplett neue Gesamtschulen ist dieses zweite Paket rund 1,7 Milliarden Euro schwer und damit das größte Schulbau-Programm in der Geschichte der Stadt Köln.

Das neue Haus in der Leybergstraße wird, wie es bei nahezu allen Neubauten der Gebäudewirtschaft zugunsten des Klimaschutzes schon länger Standard ist, in Passivhausbauweise errichtet. Dazu gehören eine sehr gute Wärmedämmung, spezielle Fenster mit Dreifachverglasung, Lüftungswärmerückgewinnung, hohe Luftdichtheit und weitgehende Wärmebrückenfreiheit. "Passiv" heißt die Bauweise deshalb, weil der überwiegende Teil des Heizwärmebedarfs aus passiven Quellen wie Sonneneinstrahlung, Abwärme von Personen und technischen Geräten gedeckt und für nur noch einen sehr geringen Teil eine zusätzliche Beheizung erforderlich wird.
Eine Besonderheit bereits vor Baubeginn war die Entdeckung einer alten, seit Jahren nicht mehr betriebenen Brunnenkammer. Gefunden wurde sie unter einer Bronze-Skulptur der Künstlerin und Kunsterzieherin Jutta Osten (1918-2009) auf dem Schulhof, als die Skulptur abgebaut wurde, um sie zu sichern. In den 1960er Jahren beginnend hatte die Brunnenskulptur ursprünglich in einem quadratischen Becken stehend das Wasser durch zahlreiche Schlitze in das Becken verteilt. Von Jutta Osten, die von 1949 bis 1980 Kunstlehrerin am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium war, stammen außerdem ein Stahlkreuz sowie eine große Sonnenuhr aus Chrom und Nickelpyramiden an der Fassade der Schule. Die Künstlerin hat der Schule ein sehr umfangreiches Werk im mittlerweile denkmalgeschützten Bestand hinterlassen. Im zweiten Bauabschnitt wird der Brunnen in der Nähe der Schulaula wieder errichtet.
Bei dem Richtfest begrüßte Oberbürgermeisterin Henriette Reker auch den Schulleiter Stephan Deister, stellvertretend für die Schulgemeinschaft die Schülerin Charlotte Raabe und den Schüler Niklas Kuhn sowie Prof. Susanne Gross vom Architekturbüro kister scheithauer gross und Sven Linnartz vom Generalunternehmer MBN GmbH. Den traditionellen Richtspruch hielt der Polier Frank Ahac.