Höhere Aufenthaltsqualität und mehr Raum für den Fuß- und Radverkehr

Die Vogelsanger Straße ist fertig. Die im September 2019 begonnene Sanierung und Umgestaltung im Abschnitt zwischen Innere Kanalstraße und Melatengürtel/Ehrenfeldgürtel wurde exakt nach Zeitplan abgeschlossen. Auf einer Länge von mehr als einem Kilometer bietet die Vogelsanger Straße im Herzen von Ehrenfeld nun sowohl den Anwohner*innen als auch allen Verkehrsteilnehmer*innen einen ansprechenden Aufenthaltsraum.  

Die Arbeiten an der Neugestaltung der Straße begleitend wurden im Auftrag der RheinEnergie neue Fernwärmeleitungen, Stromleitungen, Gasleitungen und Wasserleitungen gelegt und darüber hinaus hat das Römisch-Germanische Museum im Zuge der Tiefbauarbeiten einige Funde sichten und sichern können.  

Schwerpunkte der Umgestaltung
Neben der Instandsetzung der Fahrbahn wurden die Gehwege erneuert und verbreitert, so dass sich die Situation für die Fußgänger*innen deutlich verbessert und die Verkehrssicherheit erhöht hat. Auch die Querungsstellen wurden optimiert, so dass sich im gesamten Verlauf der Vogelsanger Straße zwischen Innerer Kanalstraße und Gürtel jetzt nur noch eine Ampel in Höhe der Mechternstraße befindet. Alle anderen Querungsstellen wurden als Querungshilfen mit Zebrastreifen ausgeführt.

Vogelsanger Straße (nachher_Kinderfahrrad-Abstellanlage) © Stadt Köln
Kinderfahrrad-Abstellanlage im Bereich einer Kindertagesstätte

Der ruhende motorisierte Verkehr wurde ebenfalls neu geordnet und es wurden 195 Fahrradnadeln aufgestellt, davon sieben kleinere zum Abstellen von Kinderfahrrädern im Bereich einer Kindertagesstätte.  

Radfahrenden steht nun in jeder Fahrtrichtung ein Schutzstreifen zur Verfügung, der an den Einmündungsstellen zusätzlich rot markiert ist. Die Situation für den Radverkehr wurde damit erheblich verbessert.  

Insgesamt 74 neue Bäume wurden gepflanzt, wovon 27 als offene Baumscheiben ausgebaut wurden. Das bedeutet, dass Baumpat*innen die Baumscheiben individuell bepflanzen können.  

Bauablauf und Kosten
Die Maßnahme wurde in vier aufeinanderfolgenden Bauabschnitten durchgeführt und in dem Bereich Vogelsanger Straße/Gürtel begonnen: Die Bauabschnitte 1 und 2 (von Melatengürtel bis Thebäerstraße) wurden zunächst unter Einrichtung einer Einbahnstraßenregelung in Fahrtrichtung Innenstadt ausgebaut. Im Anschluss daran wurde die Fahrbahndecke unter Vollsperrung in diesem Bereich eingebaut, diese hat fünf Wochen in Anspruch genommen. Beim dritten Bauabschnitt (von Thebäerstraße bis REWE Markt) wurde ebenfalls so verfahren. Der Ausbau des vierten Abschnitts, der sich von der Zufahrt zum REWE-Markt bis zur Inneren Kanalstraße erstreckte, erfolgte vollständig unter Vollsperrung, die in diesem Bereich circa zwei Monate gedauert hat.  

Im gesamten Verlauf zwischen Gürtel und Innerer Kanalstraße hat die Vogelsanger Straße eine lärmoptimierte Asphaltdeckschicht erhalten.  

Die Gesamtkosten für die Umsetzung der Maßnahme belaufen sich auf etwa 5,8 Millionen Euro. Ein Teil der Kosten für die Erneuerung und Umgestaltung der Straße wird über Straßenbaubeiträge auf die Grundstückseigentümer*innen umgelegt. Diese Heranziehung erfolgt nach § 8 des Kommunalabgabengesetzes Nordrhein-Westfalen.

Vogelsanger_Straße_Badeanlage_Gesamtplan_archäologsiche Ausgrabung_RGM © Stadt Köln
Gesamtplan der archäologsichen Ausgrabungen

  

Besonderheit: Archäologische Fundstellen
Südlich der Vogelsanger Straße waren zwischen Thebäerstraße und Mechternstraße zwei archäologische Fundstellen bekannt. Dort existierten ein römischer Gutshof sowie das hochmittelalterliche Mechternkloster. Aufgrund der Fundstellen waren Experten des Römisch-Germanischen Museums in dem Bereich zwischen Geisselstraße und Roßstraße auf einer Länge von gut 200 Metern bauintegrierend tätig. Dort erfolgte jede Bodenbewegung nur in Abstimmung mit den Experten des Museums. Im Bereich der zu erstellenden Gräben für die Fernwärmeleitungen haben diese nach Bodendenkmälern gesucht. Sowohl beim Leitungsbau als auch beim Straßenbau war das Römisch-Germanische Museum an dieser Stelle baubegleitend tätig.

Sensationelle archäologische Funde in Ehrenfeld Bodendenkmalpfleger hoben Schätze auf der Baustelle Vogelsanger Straße
Im Straßenabschnitt zwischen Roßstraße und der Geisselstraße hatte das für das Kölner Stadtgebiet zuständige, im Römisch-Germanische Museum ansässige Fachamt für Bodendenkmalpflege und Bodendenkmalschutz bereits in der Planungsphase archäologischen Untersuchungsbedarf angemeldet.  

Bei früheren Ausgrabungen waren Archäologen im Bereich zwischen Mechternstraße und Thebäerstraße erstmals im Jahr 1934 auf die Reste einer römischen Villa und des im Hochmittelalter an gleicher Stelle errichteten ehemaligen Mechternklosters gestoßen. Der Legende nach soll an diesem Ort zu Beginn des 4. Jahrhunderts n. Chr. der Heilige Gereon mit über 300 Gefährten den Märtyrertod gestorben sein.  

Die Erwartungen, weitere Reste der römischen Villa zu finden, wurden nicht nur bestätigt, sondern sogar bei weitem übertroffen. Auf Höhe von Mechternstraße und Thebäerstraße kamen beim Abtrag der modernen Straßendecken auf der gesamten Straßenbreite zwischen modernen Leitungstrassen die Überreste einer ehemals prachtvoll ausgestatteten Badeanlage dieses römischen Anwesens zutage, die im Rahmen der archäologischen Untersuchungen dokumentiert wurde.  

Das Gebäude wies entsprechend den römischen Badegewohnheiten eine Raumaufteilung in Heißbad, Warmbad und Kaltbad auf, die von den Badbesuchern im Rahmen eines Baderundgangs nacheinander aufgesucht wurden. Eine Besonderheit stellt die Verwendung von Ziegeln aus militärischer Produktion dar, die im römischen Köln für Privatbauten in der Regel nicht verfügbar waren.

Römische_Badeanlage_Fragment_bemalter_Wandputz © Stadt Köln
Fragment eines bemalten Wandputzes

Von einer luxuriösen Ausgestaltung der mit einer Fußbodenheizung ausgestatteten Anlage zeugen Reste von Mosaikfußböden und Verkleidungen aus verschiedenen Marmorsorten. Sensationell sind die gut erhaltenen Reste der Wandmalereien und Deckenmalereien, die in dieser Ausführung einzigartig für die römischen Provinzen entlang von Rhein und Donau sind. In den noch feuchten, mehrfarbig bemalten Putz, wurden marine Muschelschalen und Schneckenhäuser eingedrückt.
Solche Dekorationen sind bisher nur aus einer über 600 Kilometer vom Rhein entfernten Region, dem antiken Armorica in der heutigen Bretagne bekannt, wo sie aus einer lokalen Entwicklung hervorgegangen sind.

Die neu entdeckte Badeanlage zeigt eindrucksvoll, dass es sich bei dem seit längerem bekannten Fundplatz um eine herausragende Vorstadtvilla des römischen Köln handelt, deren Bewohnerschaft in jeglicher Hinsicht über weitreichende Beziehungen verfügte. Der überwiegende Teil der bei den archäologischen Untersuchungen freigelegten antiken Bausubstanz des für die Ortgeschichte von Ehrenfeld bedeutenden Bodendenkmals konnte unter der neuen Straße erhalten werden.

Vogelsanger Straße (vorher)_3 © Stadt Köln
Vogelsanger Straße vor der Umgestaltung
Vogelsanger Straße (nachher)_3 © Stadt Köln
Vogelsanger Straße nach der Umgestaltung
Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit