Sonderprogramm der Museen am Tag der Provenienzforschung
Die Museen der Stadt nehmen den internationalen "Tag der Provenienzforschung" am Mittwoch, 9. April 2025, zum Anlass, auf die gesellschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung der Erforschung der Herkunft von Kunst- und Kulturwerken in ihren Sammlungen aufmerksam zu machen. Diese Forschung ist Grundlage für die Rückgabe sowohl von NS-Raubkunst als auch von Artefakten aus kolonialen Unrechtskontexten. Anhand ausgewählter Kunstwerke werden in Kurzführungen und Vorträgen Einblicke in die Arbeitsweise und in aktuelle Forschungsfragen gewährt. Hier finden interessierte Laien und Fachpublikum die Gelegenheit eines direkten Austauschs über die Inhalte, Vorgehensweisen und Methoden dieses spannenden Forschungsbereichs.
Das Programm für Mittwoch, 9. April 2025, in der Übersicht:
12 Uhr, Kölnisches Stadtmuseum Vortrag und Gespräch, Stefan Lewejohann: Hermann Feit. Blicke auf einen jüdischen Kunst- und Antiquitätenhändler im Köln der 1920er und 1930er Jahre
Die Bestände des Kölnischen Stadtmuseums beinhalten zahlreiche Objekte zur Kölner Stadt- und rheinischen Landesgeschichte. Meist finden die Objekte als Ankäufe oder Schenkungen ihren Weg in das Museum – und dies seit 1888. Die Objektzugänge sind immer vor dem Hintergrund der historischen Umstände zu verstehen und zu betrachten. Und häufig werfen diese Umstände auch Fragen auf. So begibt sich dieser Vortrag auf die Spuren des jüdischen Kunst- und Antiquitätenhändlers Hermann Feit, der in den 1920er Jahren großen Anteil am Aufbau einer Sammlung jüdischen Kulturgutes im Rheinischen Museum hatte und trotz des Druckes durch das NS-Regime bis zu seiner Flucht 1939 Handel betrieb.
Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist im Foyer des Kölnischen Stadtmuseums, Minoritenstraße 13, Köln-Innenstadt.
13 Uhr, Historisches Archiv mit Rheinischen Bildarchiv Führung durch Jan Klein im Historischen Archiv mit Bildarchiv: Der Weg zu den Quellen – Provenienzforschung im Archiv
Die Bestände des Historischen Archivs mit Rheinischem Bildarchiv umfassen viele Quellen, die hilfreiche Informationen für die Provenienzforschung enthalten. Jedes Jahr werden zahlreiche Anfragen zu Werken, Ausstellungen oder auch Sammler*innen bearbeitet. Zum Tag der Provenienzforschung sollen bei einer kleinen Führung die Arbeit des Archivs und die Möglichkeiten zur Nutzung des Archivguts vorgestellt werden. Zudem werden exemplarisch einige Dokumente und Quellen zur Provenienzforschung gezeigt, beispielsweise ältere Unterlagen der Kölner Museen oder auch Akten zum Verlust von Kunstsammlungen während des Zweiten Weltkriegs. Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung per Mail an AnmeldungArchiv@stadt-koeln.de wird gebeten. Treffpunkt ist das Foyer des Historischen Archivs mit Rheinischem Bildarchiv, Eifelwall 5, 50674 Köln.
15 Uhr, Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) Vortrag und Gespräch, Dr. Anja Ebert: Spuren suchen. Einblicke in die Praxis der Provenienzforschung
Die Provenienzforschung hat zum Ziel, die Herkunft von Fayencen, Möbeln, Schmuck, Textilien und anderen Objekten zu rekonstruieren. Wem gehörte ein Kunstwerk zu welchem Zeitpunkt? Unter welchen Umständen wechselte es den Besitzer? Und wie lässt sich das eigentlich heute noch herausfinden? In einem Kurzvortrag und Gespräch werden diese und weitere Fragen der Besucher*innen aufgegriffen und erläutert. Beispiele aus der aktuellen Arbeit im MAKK zeigen, was Objekte selbst über ihre Herkunft verraten können, welche weiteren Quellen es gibt, und vor welche Problemstellungen Provenienzforschende bisweilen gestellt sind.
Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist im Overstolzensaal im MAKK, An der Rechtschule 7, Köln-Innenstadt.
16 Uhr, Museum Schnütgen Führung durch Dr. Carola Hagnau und Dr. Adam Stead: Ausgebaut, gerettet, gesammelt: Glasmalereien zwischen Säkularisation und Sammeltätigkeit
Das Museum Schnütgen beherbergt eine herausragende Sammlung mittelalterlicher Glasmalereien. Die meisten Werke stammen nicht aus der Sammlung des Museumsgründers Alexander Schnütgen (1843-1918), sondern gelangten erst später durch Überweisung, Schenkung oder Ankauf in den Bestand. Zum Zeitpunkt des Erwerbs wiesen sie eine bereits vielschichtige Objekthistorie auf, die sich oft bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. In dieser Führung werden die Herkunftsgeschichten ausgewählter Glasmalereien im Museumsbestand beleuchtet. Dazu zählt ein Glasgemälde, das wahrscheinlich aus dem ehemaligen Kreuzgang von St. Cäcilien stammte und nun als Dauerleihgabe aus Privatbesitz den Weg zurück an seinen Bestimmungsort gefunden hat.
Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist im Museumsfoyer, Cäcilienstraße 29-33, Köln-Innenstadt.
17 Uhr, Rautenstrauch-Joest-Museum Vortrag und Gespräch Lucia Halder und Yagmur Karakis: Fotografie und Provenienzforschung. Einblicke in die Arbeit mit Fotografien aus kolonialen Kontexten in der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums. Ort: Dauerausstellung, 1. OG. (ehem. Europäischer Salon)
Am Beispiel von Aufnahmen von Marie Pauline Thorbecke aus den Jahren 1911 bis 1913 wird über die Sammlungs- und Dokumentationspraxis berichtet. Yagmur Karakis gibt dabei Einblicke in ihr aktuelles Forschungsprojekt zu den Verflechtungen dieser Bilder mit der Geschichte Kameruns. Welche Wege nahmen diese Fotografien in die Sammlung? Welche Spuren ihrer Entstehung und historischen Verwendung lassen sich heute noch nachverfolgen? Und welche Rolle spielen sie in der Gegenwart? Lucia Halder und Yagmur Karakis diskutieren mit den Teilnehmenden, wie die Provenienzforschung dazu beitragen kann, koloniale Bildarchive kritisch zu hinterfragen und neue Perspektiven auf ihre Bedeutung und ihren Umgang mit ihnen zu eröffnen. Die Teilnehmenden haben zudem die Gelegenheit, historische Glasnegative aus der Sammlung Thorbecke aus nächster Nähe zu betrachten. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Treffpunkt ist im Museumsfoyer, Cäcilienstraße 29-33, Köln-Innenstadt.
Eine Übersicht der am Tag der Provenienzforschung teilnehmenden Kulturinstitutionen findet sich auf der Website des Arbeitskreises Provenienzforschung.