Schrankvitrine "16.06.1974" des vietnamesischen Künstlers Danh Vō

Der Rat der Stadt Köln hat in seiner Sitzung am Dienstag, 9. November 2021, die Annahme der Schenkung des Werks "16.06.1974" aus dem Jahr 2009 von Danh Vō durch Thomas Borgmann für das Museum Ludwig beschlossen. Es handelt sich um eine frühe Skulptur, eine Schrankvitrine mit Fragmenten und Elementen, in der zahlreiche Themen und Aspekte von Vōs Werk anklingen. Mit dem 16. Juni 1974 bildet ein Datum kurz vor Ende des Vietnamkrieges den Titel.
Das Werk besteht aus einer Schrankvitrine, die ein Foto von französischen Geistlichen um Théophane Vénard vor ihrer Abfahrt nach Vietnam beziehungsweise der Kolonie Französisch-Indochina enthält, wo sie Mitte des 19. Jahrhunderts christlich missionierten. Diese Mönche tauchen immer wieder in Arbeiten von Danh Vō als männliche Gruppe, als Glaubensentzieher und -bringer, als von Flora und Fauna in Vietnam faszinierte Fremde, als Eindringlinge und Kolonialisten sowie als Märtyrer auf, die teilweise brutalen Widerstand erfahren. Ein silbernes Reliquar in der Vitrine enthält angeblich Haare des enthaupteten und 1988 heiliggesprochenen Théophane. Neben der Vitrine, die ihre eigenen Stützen wie fragmentierte Glieder präsentiert, steht ein Bündel Äste, welches das verloren gegangene Grab von Vō Trung Thanh, dem älteren Bruder von Danh, markierte.
Die Sammlung des Museum Ludwig enthält bereits mehrere Werke des international renommierten Künstlers Danh Vō. 2015 durfte ich als erste Ausstellung als Direktor des Museum Ludwig eine vielbeachtete Einzelausstellung mit Peter Hujar kuratieren. Ich danke Thomas Borgmann sehr für seine großzügige Schenkung und freue mich, dass wir unsere Sammlung nun durch dieses frühe Hauptwerk Danh Vōs ergänzen können
sagt Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig.
Danh Vō wurde 1975 in Bà Rịa in Südvietnam geboren. 1979 floh die Familie in einem selbstgebauten Boot vor dem Chinesisch-Vietnamesischen Krieg, Ziel waren die USA. Nach der Rettung des seeuntauglichen Boots durch einen dänischen Frachter landete die Familie in Dänemark, wo Danh Vō aufwuchs und später die Königliche Dänische Kunstakademie in Kopenhagen besuchte. 2002 setzte er sein Studium an der Städelschule in Frankfurt fort und zog 2006 nach Berlin. Heute lebt Danh Vō in Mexiko-Stadt und in Stechlin, Brandenburg und wurde zu zahlreichen internationalen Einzelausstellungen eingeladen, unter anderem im Solomon R. Guggenheim Museum in New York 2018 und im M+ in Honkong 2019.
Thomas Borgmann ist Kunstsammler und war von 1968 bis 1993 Galerist und Kunsthändler in Köln. 2016 hat er dem Stedelijk Museum in Amsterdam ein umfangreiches Konvolut bedeutender Werke zeitgenössischer Kunst geschenkt.