Rat beschließt Konzept für ein Kuratorium
Der Rat der Stadt Köln hat ein Konzept für ein Kuratorium für das Denkmal zu den Anschlägen des NSU in der Keupstraße und der Probsteigasse beschlossen. Das von dem Künstler Ulf Aminde entworfene Denkmal beinhaltet zwei "Bauwerke": 1. Ein konkreter Ort in Form einer Betonbodenplatte, die den Grundriss des Frisörsalons nachbildet, vor dem die Nagelbombe in der Keupstraße explodierte. Diese Platte ist verbunden mit 2. einem virtuellen Haus, welches über eine Augmented Reality-Oberfläche Filme sowie Informationen und Statements zeigt, die an die Anschläge erinnern und Hintergründe erläutern.
Über die vom Künstler produzierten Filme mit den Direktbetroffenen der NSU-Anschläge in Köln hinaus können dies Filme sein, die beispielsweise in Workshops an Kölner Schulen produziert und von der Stadt Köln finanziert werden. Auch eine Einreichung anderer Produktionen, die sich mit Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus beschäftigen, ist möglich. Das Kuratorium übernimmt die Aufgaben einer Jury und wählt jährlich die Filme aus bzw. entscheidet über eine Beauftragung.
So entsteht im Laufe der Zeit ein rassismus- und diskriminierungskritisches Film- und Medienarchiv. Köln erhält damit einen Ort für gelebte Erinnerungskultur, der seine Wirkung in der gesamten pluralen Stadtgesellschaft Kölns entfalten kann.
Das Konzept, das vom NS-Dokumentationszentrum entwickelt wurde, war von einem dialogischen Verfahren geprägt. Sowohl die Betroffenen als auch Engagierte vor Ort aus der Zivilgesellschaft haben daran mitgearbeitet. Im Kuratorium sitzen insgesamt zwölf Vertreter*innen von Schulen und Jugendeinrichtungen, des Integrationsrates, der IG Keupstraße, der Zivilgesellschaft und Kunst & Kultur und vor allem die Betroffenen. Zudem ist der oder die Bezirksbürgermeister*in Köln Mülheim vertreten. Der Oberbürgermeisterin wird eine Ehrenmitgliedschaft vorgeschlagen. Das NS-DOK übernimmt die Geschäftsführung.
Die Vertreter*innen des Kuratoriums werden immer wieder neu gewählt. Damit entscheidet sich die Stadt Köln bewusst für ein wandelbares, "atmendes System" mit einem experimentellen Charakter. Zudem wird die Idee des Co-Curatings aufgegriffen: Die Betroffenen der Anschläge und die Anwohner*innen der Keupstraße werden mit dem Kuratorium ermächtigt, gemeinsam mit anderen wesentliche Entscheidungen für die Ausgestaltung des Denkmals zu treffen. Damit sind sie handelnde Subjekte der Erinnerung und nicht bloße Objekte oder Menschen.
Wann das Kunstwerk tatsächlich gebaut wird, ist derzeit noch unklar. Das Kuratorium wird seine Arbeit bereits im nächsten Jahr aufnehmen.