Praktische Hinweise zur Rettung von wichtigen Unterlagen
Nach den Überflutungen der vergangenen Wochen haben sich viele betroffene Privatpersonen, aber auch Archive und Bibliotheken, an die Stadt Köln gewandt, um Hilfe für ihre durchnässten und teilweise verschlammten Dokumente zu bekommen. Der Notfallverbund Kölner Archive und Bibliotheken, die Berufsfeuerwehr Köln und das Historische Archiv der Stadt Köln haben die wichtigsten Maßnahmen zusammengestellt, die notwendig sind, um die betroffenen Unterlagen zu sichern und wiederherstellen zu können.
Grundsätzlich sollten die betroffenen Dokumente als wichtigste und erste Maßnahme mit Leitungswasser abgespült und so von Schlamm und Dreck befreit werden. Im Anschluss werden sie möglichst ausgebreitet getrocknet. Besonders stark durchnässte Dokumente sollten nach der Reinigung bei mindestens minus 18 Grad Celsius schockgefroren werden. Diese eingefrorenen Dokumente können dann später schonend unter Vakuum getrocknet werden. Durch die dabei entstehende sogenannte Sublimation (direkter Übergang von Eis zu Wasserdampf ohne flüssig zu werden) wird die Feuchtigkeit schonend entfernt.
Privatpersonen können mit folgenden Maßnahmen selbständig weitere Schäden an den Dokumenten vermeiden:
- Je nach betroffener Menge, nass gewordene Ordner, wenn möglich, aufgefächert zum Trocknen aufstellen.
- Dokumente möglichst schnell aus Kunststoffverpackungen entfernen, da Schimmelgefahr droht, und auch zum Trocknen auslegen.
- Pergament niemals in die Sonne legen, sondern möglichst zwischen trockene Handtücher oder Decken legen und beschweren. Diese dann regelmäßig auswechseln.
- Schäden an Dokumenten für die Steuerbehörde oder ähnliches bei der zuständigen Behörde melden. Gegebenenfalls und wenn möglich eine fotografische Dokumentation der beschädigten/zerstörten Ordner und Dokumente erstellen.
- Wenn sehr viele Dokumente/Ordner betroffen sind und es eine Möglichkeit zum Einfrieren gibt, ist es unter Umständen sinnvoll die Dokumente in den vorhandenen Stapeln mit Stretchfolie/Frischhaltefolie einzuwickeln und einzufrieren.
- Verschlammte Dokumente möglichst vor dem Einfrieren mit klarem Wasser abspülen. Die „Päckchen“ dann bei mindestens minus 18 Grad einfrieren.
- Eingefrorenes Material aus Papier kann bis zu zwei Jahre problemlos in der Tiefkühlung verbleiben.
- Passende Dienstleister zum Auftauen und anschließenden Separieren der Dokumente finden sich über den VDR (Verband der Restaurator*innen) unter: https://www.restauratoren.de/
- Geeignete Dienstleister zur Wiederherstellung nach dem Trocknen finden sich unter https://www.restauratoren.de/restauratoren-berufsregister/ oder über https://www.romoe.com/de/. Auch die Stichwortsuche "Papierrestaurator" mit entsprechendem Städtenamen im Internet liefert gute Ergebnisse.
Betroffene Einrichtungen wie Archive, Bibliotheken, Museen und andere können sich zudem auch an den jeweils für sie zuständigen Notfallverbund wenden.
Der Notfallverbund Kölner Archive und Bibliotheken hat in Kooperation mit der Berufsfeuerwehr Köln und dem Historischen Archiv der Stadt Köln einen Notfallcontainer, den AB (Abrollbehälter) Kulturgutschutz beschafft. Dieser ist aktuell im Einsatz beim stark von der Flut betroffenen Stadtarchiv Stolberg. Der AB Kulturgutschutz enthält Spülstationen zum Reinigen der verschmutzten Dokumente und Arbeitsplätze zum Einwickeln der durchnässten Stücke, ehe diese weiter in die Kühlhallen gebracht werden. Wenn ein Schaden eingetreten ist, kann der Abrollbehälter für die eigene Institution über den Notfallverbund Kölner Archive und Bibliotheken angefordert werden.
Den Blick in die Zukunft gerichtet, ist seit vergangener Woche bereits eine Katastrophenhilfe zur Archivgutsicherung und der Denkmalpflege aktiv, um gemeinsames kulturelles Erbe zu bewahren. Über die zentrale Hotline 02234 / 9854-225 können Archive schnelle Hilfe und Unterstützung zur Rettung und Bergung von Archiv- und Schriftgut erhalten.