Manuel Boden und Roswitha Haring erhalten 2023 das Stipendium in Istanbul

Seit Juli 2009 vergibt die Stadt Köln ihre Stipendien in Istanbul an Autor*innen und Künstler*innen. Im ersten Halbjahr 2023 wird der Künstler Manuel Boden nach Istanbul reisen und im dortigen "Atelier Galata" leben und arbeiten. Für das Stipendium der zweiten Jahreshälfte wurde die Schriftstellerin Roswitha Haring ausgewählt.
Professorin Lilian Haberer, Jurymitglied, beschreibt Manuel Bodens künstlerische Praxis als "Tätigkeit des Sammelns und Entdeckens", sein "absichtsloses" Durchstreifen der Stadt "als flexible, reflexive, und politische Handlung". Er schärfe den Blick für das Alltägliche, Übersehene, Vergessene und dokumentiere fotografisch dort vorgefundene Spuren und Paradoxien. Das "Flexen" durch die Stadt und die Frage, wie diese Eindrücke verdichtet werden können, möchte Manuel Boden im Austausch mit lokalen, freien Verlagen, Initiativen, Akteur*innen für vor Ort entstehende Buch- und Publikationsprojekte nutzen.
Manuel Boden wurde 1983 geboren. Nach einem Studium der Fotografie an der Fachhochschule Düsseldorf und einem Diplom mit Auszeichnung im Studiengang Mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln, arbeitet der Künstler nun mit verschiedenen Medien, beispielsweise Video, Film, Foto, Buch, Installation.

Die Erzählungen der ausgewählten Schriftstellerin Roswitha Haring sind ebenso am Alltag und an urbanen Beobachtungen orientiert, im Fall ihrer "Atelier Galata"-Bewerbung aber bereits fokussierter auf ihr konkretes Vorhaben. Harings wird den Lebensumständen und Geschichten der in die Türkei eingewanderten post-sowjetischen Minderheiten nachgehen. Deren Schilderungen und die konkreten Ortseindrücke wird sie in ihre situative Erzählpraxis einfließen lassen.
Die 1960 in Leipzig geborene Autorin, deren deutschsprachiges Debüt mit der Novelle "Ein Bett aus Schnee" aus dem Jahr 2003 mehrfach ausgezeichnet und übersetzt wurde, ist ausgebildete Kleidungsfacharbeiterin und Kulturwissenschaftlerin. Neben eigenständigen Erzählungsbänden, wie zuletzt "Stadt Tier Raum" (2013), publiziert sie in Anthologien, Zeitungen, Magazinen, Kunstbänden und schreibt Radiobeiträge.
Köln und Istanbul verbindet seit 1997 eine Städtepartnerschaft. Gerade in politisch schwierigen Zeiten möchte die Stadt Köln die Zivilgesellschaft und Künstlerschaft unterstützen. Das von der Stadt Köln geförderte Stipendium umfasst die kostenlose Nutzung eines Wohnateliers im "Atelier Galata", eine monatliche Unterstützung von 1.300 Euro sowie die Übernahme der Reisekosten. Außerdem steht eine fachkundige Ansprechperson vor Ort zur Verfügung. Die Stipendiat*innen sollen die Entwicklung der Kunstszene in Istanbul kennenlernen und internationale Kontakte knüpfen oder intensivieren. Nach der Rückkehr stellen sie ihre Projekte aus Istanbul in Köln vor und bringen so neue Impulse in die hiesige Kunstszene ein.
Den Auswahljurys gehörten an: Bettina Fischer (Literaturhaus Köln), Prof. Dr. Lilian Haberer (Kunsthochschule für Medien Köln), Professor Mischa Kuball (Kunsthochschule für Medien Köln), Dr. Gregor Jansen (Künstlerischer Leiter der Kunsthalle Düsseldorf, Nadine Müseler (zuständige Referentin des Kulturamtes) sowie die Stipendiat*innen des Jahres 2022 Guy Helminger, Justine Bauer und Semih Korhan Güner.