Was sind eigentlich Schlafmäuse?

Schlafmäuse, die auch Bilche genannt werden, zählen zu einer Gruppe von Nagetieren, die Mäusen zwar sehr ähnlich sehen, aber durch ihren buschigen Schwanz wohl näher mit den Hörnchen (Sciuridae) verwandt sind.
In Deutschland sind sie mit vier Arten vertreten, dem Gartenschläfer (Eliomys quercinus), der Haselmaus (Muscardinus avellanarius), dem Siebenschläfer (Glis glis) sowie dem Baumschläfer (Dryomys nitedula).
Die ersten drei Arten sind in Deutschland noch an vielen Stellen zu finden, nur der Baumschläfer ist in seiner Verbreitung auf einige wenige Felswaldtäler in Bayern beschränkt.
Gartenschläfer, Haselmaus und Siebenschläfer
Diese drei Arten, die auch in Köln vorkommen, weisen aufgrund ihrer Verwandschaft eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf:
Winterschlaf

Besonders hervorzuheben ist der lange Winterschlaf, der ihnen auch den Namen "Schlafmäuse" eingebracht hat. Oktober bis April verbringen die Tiere in frostschutzsicheren Höhlen und verschlafen dort den nahrungsarmen Winter.
Um möglichst warm zu bleiben decken sie sich mit Schwanz und Ohren zu und reduzieren den Stoffwechsel auf das absolut notwendige Minimum. Dabei kann die Körpertemperatur fast bis auf Null Grad Celsius abgesenkt werden. In dieser Zeit verlieren sie fast 50 Prozent ihres Körpergewichtes. Kein Wunder, dass sie im Frühling ein reiches Nahrungsangebot benötigen.
Nahrung

Die Tiere sind auf leicht verdauliche Speisen angewiesen, da ihnen im Gegensatz zu anderen Nagetieren ein verlängerter Blinddarm fehlt, der zur Verdauung von Zellulose erforderlich ist.
Daher besteht ihre Nahrung aus Knospen, Blüten, Früchten, Nüssen und Beeren. Aber auch tierische Kost, wie Insekten, Würmer, Schnecken, Vogeleier und Jungvögel werden nicht verschmäht.
Anpassung an die Nacht

Alle drei Arten sind fast ausschließlich nachtaktiv.
Mit ihren großen Augen und den langen Tasthaaren sind sie gut an die Dunkelheit angepasst und haben darüber hinaus ein ausgezeichnetes Gehör und einen guten Geruchsinn. Dies ist für einen nächtlichen Beutezug auch erforderlich.
Abwehr von Feinden
Die nächtlichen Aktivitäten schützen die Bilche zwar vor einigen Feinden, aber auch in der Dunkelheit sind noch Beutegreifer, wie Eulen, Marder, Füchse oder Katzen unterwegs. Um diesen besser entkommen zu können, haben die Tiere neben ihrem guten Hör-, Tast- und Sehsinn noch eine weitere Strategie entwickelt. Werden die Tiere erbeutet, werfen sie ihren Schwanz mit Hilfe einer sogenannten "Sollbruchstelle" einfach ab. Bei Gefahr kann es ihnen so gelingen, den Fängen des Feindes zu entgehen. Der Schwanz wächst zwar nach, erreicht aber nicht mehr die ursprüngliche Länge.
Schon gewusst? Auch andere, nicht mit den Bilchen verwandte Arten nutzen das Abwerfen von Gliedmaßen als Schutz vor Fressfeinden. So können Eidechsen ebenfalls ihren Schwanz abwerfen und verschiedene Insektenarten, wie zum Beispiel die Heuschrecken, entkommen durch das Abwerfen der Hinterbeine.
Schutzbedürftigkeit
Die nachtaktiven Bilche sind schwer für den Menschen zu beobachten. Daher verwundert es nicht, dass bisher relativ wenig über ihre Lebensweise bekannt ist und ihr schleichender Rückgang lange im Verborgenen blieb. Inzwischen sind die Bestände von Haselmaus und Gartenschläfer so geschrumpft, dass Forscher*innen Alarm schlagen. Die weltweite Verbreitung beschränkt sich fast ausschließlich auf den europäischen Raum. Dabei stellt Deutschland einen Verbreitungsschwerpunkt dar, weshalb eine besondere Verantwortung zum Erhalt der Tiere gegeben ist.
Forschung
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, hat gemeinsam mit der Justus-Liebig Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ein deutschlandweites Projekt gestartet, das mit Fördermitteln des Bundesprogramms "Biologische Vielfalt" finanziert wird. Wir unterstützen die Forschung und ermöglicht eine Verankerung der daraus resultierenden Maßnahmen auf kommunaler Ebene mit verschiedenen Aktivitäten vor Ort.