TH Köln beteiligt sich mit Freitreppe an städtischer Zwischennutzung
Seit Anfang der 2000er Jahre ist die langfristige Umgestaltung des Kölner Ebertplatzes immer wieder im Gespräch. 2018 begann durch das städtische Zwischennutzungsprojekt "Unser Ebertplatz" eine verstärkte und bis heute erfolgreiche Aktivierung des Platzes. Aktuell wird die politisch beauftragte Vorqualifizierung des Umbaus umgesetzt: Verkehrs- und Betongutachten werden bereits erarbeitet, zudem läuft ein europaweites, mehrstufiges Vergabeverfahren zur Vorbereitung des Planungswettbewerbs sowie die Weiterführung der Zwischennutzung.
Die im Mai 2022 politisch beschlossene "Zwischennutzung 2.0" hat zum Ziel, in offenen Prozessen neue Gestaltungs- und Nutzungsideen zu entwickeln und vor Ort zu erproben, um sie anschließend in den nachfolgenden Planungs- und Gestaltungsprozess einfließen zu lassen. Für den Bereich der Kunstpassage auf der westlichen Platzseite errichten nun Studierende und Lehrende der Fakultät für Architektur der TH Köln in Kooperation mit den freien Kunsträumen und Baukultur NRW eine Freitreppe und Sitzpodeste als temporäre Bauwerke. Die Entwürfe und Planungen dazu wurden mit der Stadt Köln, den Zwischennutzer*innen und weiteren Beteiligten im gesamten Prozess intensiv diskutiert und eng abgestimmt.
Mit unserem Projekt wollen wir Möglichkeiten der Gestaltung rund um die Ebertplatzpassage aufzeigen und die Stadtgesellschaft zur Nutzung und Erprobung der neuen Freitreppe zum Eigelstein und weiterer Sitzgelegenheiten einladen, so dass neue Aufenthaltsqualitäten entdeckt werden können,
erklären die Projektleiter*innen Susanne Kohte, Chris Schroeer-Heiermann und Prof. Yasemin Utku von der Fakultät für Architektur der TH Köln.
Die Architekturstudierenden errichten diese rund fünf Meter hohe Freitreppe sowie Sitzpodeste komplett aus Holz und arbeiten dabei mit dem Zimmermann Sascha Nitsche und dem Kölner Kollektiv "Werkstatt Global", einer Gruppe selbstständiger Handwerker*innen, zusammen. Die Freitreppe als Entrée bindet den Ebertplatz enger an den Eigelstein an und greift damit einen lange geäußerten Wunsch der Bürgerschaft wieder auf. Der Platz wird dadurch weitaus sichtbarer und ohne eine Unterführung erreichbar. Die Freitreppe mit Plateauflächen eröffnet ganz neue Perspektiven auf den Platz, zudem initiiert sie weitere Sitz- und Veranstaltungsmöglichkeiten, die durch Sitzpodeste in der Passage erweitert werden. Außerdem ist die Platzierung eines Eiswagens vorgesehen, er soll das Angebot ergänzen.
Mehrsemestrige Arbeiten
Die Holzbauten sind das Ergebnis eines studentischen Projekts, das während mehrerer Semester an der TH Köln angeboten und rege wahrgenommen wurde. Es startete im Oktober 2021 in Kooperation mit den Kunsträumen und Baukultur Nordrhein-Westfalen sowie im Austausch mit dem Kulturamt der Stadt Köln, das die Zwischennutzung mit organisiert. Ziel des Hochschulprojekts ist es, durch temporäre Umsetzungen in der sogenannten Planungsphase 0 – der Vorbereitung der Planungsziele – Impulse für die Entwicklung des Ebertplatzes zu geben.
Das Projekt findet im Zuge eines Reallabors der Stadt Köln statt, dem Zwischennutzungsprojekt "Unser Ebertplatz". Es soll einerseits dazu beitragen, den Platz attraktiver zu gestalten und den vielen Initiativen vor Ort Möglichkeiten zur Mitgestaltung des öffentlichen Raums zu bieten. Andererseits wird der Stadtraum noch einmal räumlich analysiert, um Erwartungen und Potenziale mit möglichen Nutzungsideen zu verbinden. Im Rahmen des Reallabors und unter Realbedingungen können so temporäre Interventionen für den parallel beginnenden Planungsprozess erprobt werden. In diesem Jahr einigten sich alle Beteiligten auf eine Umsetzung der beiden temporären Maßnahmen, deren Realisierung vom Kulturamt, von Baukultur NRW, dem Bürgerverein Kölner Eigelstein e.V. und der RheinEnergieStiftung Kultur unterstützt wird.
Erreichbarkeit der Kunstpassage verbessern
Die fertigen Holzelemente bleiben ab Anfang September für drei Monate stehen. Sollte es nicht zu einer Verlängerung der Genehmigung kommen, werden die Materialien und die Sitzpodeste an bereits interessierte Abnehmer*innen gegeben, damit sie weiter genutzt werden können. Im Folgesemester sollen Studierende der TH Köln das Projekt zudem evaluieren. Die Ergebnisse werden an die Stadt übergeben und sollen als Impuls in den weiteren Planungs- und Gestaltungsprozess der Stadt Köln für die langfristige Umgestaltung und Nutzung des Ebertplatzes einfließen.
Die gestalterischen Interventionen durch die Studierenden der Technischen Hochschule Köln für ,Unser Ebertplatz‘ sind ein gutes Beispiel dafür, wie groß die Bereitschaft in der Kölner Zivilgesellschaft ist, sich für die Gestaltung des öffentlichen Raums zu engagieren. Auf dieses Engagement und Interesse sollte Köln auch in Zukunft setzen, im Sinne einer Stadtentwicklung für die Bürger*innen. Am Ende ist natürlich zentral, dass die Erfahrungen aus den temporären Interventionen in den Umgestaltungsprozess integriert werden. Das ist von der Stadt geplant und wird von den Akteur*innen des Platzes auch erwartet, damit der Partizipationsprozess glaubwürdig ist,
so Kulturamtsleiterin Barbara Foerster.