Handgeschöpft: Die Poesie des Papiers
Die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln zeigt vom 22. März bis 4. Mai 2025 die Ausstellung "Handgeschöpft: Die Poesie des Papiers. Buchkunst von John Gerard."
Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 21. März 2025, um 19 Uhr in der Kunst- und Museumsbibliothek (Lesesaal), Henrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstraße 1, Eingang: Filmforum, Köln-Innenstadt, statt. Die Begrüßung übernimmt Dr. Elke Purpus, Direktorin der Kunst- und Museumsbibliothek, die Einführung in die Ausstellung Dr. Stefan Soltek (ehemaliger Leiter des Klingspor Museums Offenbach am Main). Der Künstler ist anwesend.
John Gerard führt eine der wenigen professionellen Werkstätten Deutschlands, in der hand-geschöpfte Papiere und Buchkunst auf höchstem handwerklichem und künstlerischem Niveau entstehen. Seit fast 40 Jahren schafft der in den USA geborene Künstler mit großer materialbezogener Sensibilität Bücher, die in renommierten privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten sind. Bezeichnend für diese Werke, die er auch im künstlerischen Dialog mit zeitgenössischen Künstler*innen schafft, ist das verbindende Material, sein eigenes handgeschöpftes Papier. Für diese Ausstellung hat John Gerard etwa 45 wichtige Künstlerbücher aus fast vier Jahrzehnten ausgewählt – sowohl eigene Werke, als auch Bücher, die in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen entstanden sind. Darunter sind auch Erstausgaben zeitgenössischer Autor*innen wie Christa Wolf, "Der Schmerz" (1999), Franz Mon, "wenn weil: als ob" (1998), Albert Ostermaier, "der gipfel" (2021) und Uwe Warnke (seit 1991).
Das Thema des Dialoges mit dem Gegenüber zieht sich durch John Gerards gesamtes künstlerisches Wirken, etwa in der Zusammenarbeit mit bedeutenden bildenden Künstlern wie A.R. Penck und Helge Leiberg. John Gerard begleitet die Künstler*innen professionell beim Umgang mit dem – in diesem Stadium noch flüssigen – Medium des handgeschöpften Papiers. So können Bilder umgesetzt werden, die aus dünnen Schichten farbiger Papierfasern bestehen, sogenannte "Pulp paintings". Diese tragen immer die unverwechselbare Handschrift des jeweiligen Künstlers – malerisch oder grafisch, energisch, verspielt oder träumerisch.
Mehrere ausgestellte Werke, die in künstlerischer Zusammenarbeit entstanden, zeigen ein breites Spektrum von Arbeitstechniken mit flüssigen Papierfasern: Mary Beth Fogarty arbeitete bei "Die Nordsee" (1998) von Heinrich Heine mit dünnen Lasuren, während Anna Fernengel "den Umgang mit Tieren aus der Tiefe" (2018) in kontrolliert-figurative Bilder übersetzte. Dass oft auch mehrere Techniken, etwa Schablonentechnik und Papiermalerei, miteinander kombiniert werden, zeigt Josef Walchs Gestaltung von Rose Ausländers Gedicht "Handfläche" (2015).
John Gerard begreift Papier sowohl als Träger, wie auch als flüssiges malerisches Medium. Die gewünschten haptischen und sinnlichen Qualitäten seiner Papiere steuert er bereits im Entstehungsprozess und durch die sorgfältige Auswahl der Materialien. In seinen eigenen Werken, zum Beispiel in "Der Zauberlehrling" (2023), verdichten sich reflektierte Konzeption, malerische Gestaltung und meisterhafte Umsetzung zu einer beeindruckenden Inszenierung poetischer Inhalte. Eine andere Art des Dialoges – mit seinem Papier – entfaltet sich seit 2009 bei seinen kleb-stofffreien Buch-Bindungen, die er für seine eigenen Künstlerbücher kreiert und kontinuierlich weiterentwickelt. Darin bilden mehrere Papiere durch eine Kombination aus ineinandergesteckten Faltungen die Seitenverbindungen – ganz ohne Klebstoff oder Fadenheftung. Er setzt diese außergewöhnlichen Verbindungen bewusst bei seinen Gedenkbüchern ein, um den Aspekt der Fragilität des Lebens zu betonen. Gerard widmet diesen Büchern, darunter "House of Cards" (2009) und "Noch bist du da" (2010), in der Ausstellung eine eigene Vitrine.
Durch seine Tätigkeit als Lehrbeauftragter für Buchkunst an der Alanus Hochschule in Alfter (2003-2019) hat er etliche Studierende dazu inspiriert, zu einem vorgegebenen aktuellen Thema eigene Künstlerbücher zu realisieren, die regelmäßig in der Kunst- und Museumsbibliothek Köln ausgestellt wurden. Einige dieser nun präsentierten Werke fallen durch ihren konzeptuellen Charakter und einen subtil-kritischen Blick auf das Thema auf, darunter "Wer sagt da hanebüchen?" (Fake News), "babel" (Sprachverwirrung) oder "Es gibt kein Chaos" (Big Data).
Bei der Auswahl der Lyrik beziehungsweise der Prosatexte ist für den Künstler ausschlaggebend, ob die Worte in ihm bildliche Assoziationen oder Vorstellungen hervorrufen und ob sie ihn berühren. So verwundert es nicht, dass die durch ihn ausgewählten Texte einen weiten Bogen spannen von der Poesie der Romantik über bedeutende Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts wie Rose Ausländer, Mascha Kaléko und Hilde Domin bis in die Gegenwart.
Auch in der Region hat sich John Gerards Buchkunst durch seine regelmäßige Präsenz in Ausstellungen und auf Messen beachtliches Ansehen erworben, etwa bei der Künstlerbuch-messe "EDITIONALE Köln". Einem internationalen Publikum wurde er bekannt durch seine jahrelange Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse und der "CODEX" in Kalifornien.
Etliche Werke entstanden gemeinsam mit Künstler*innen aus der Region, die auch international renommiert sind, darunter die Bildhauerin Ati von Gallwitz, die Künstlerinnen Desirée Wickler und Marion Grimm-Kirchner sowie der Kalligraf Rolf Lock.
Termine
- "Der gipfel" – Ein besonderes Gedenkbuch von John Gerard. Vortrag im Rahmen der Ausstellung am Freitag, 11. April 2025, um 19 Uhr.
- Führung durch die Ausstellung mit John Gerard am Samstag, 26. April 2025, um 11 Uhr. Treffpunkt in der Ausstellung.
Die Ausstellung ist montags von 14 bis 21 Uhr, dienstags bis donnerstags von 10 bis 21 Uhr und freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.