Sozialdezernent Dr. Harald Rau: "Vergleich mit Moria ist untragbar"
Mit Beginn der Corona-Pandemie hat das Amt für Wohnungswesen seine Unterbringungskapazitäten für Geflüchtete ausgebaut. Grundsätzlich verfolgt die Stadt Köln eine dezentrale Unterbringungsstrategie für geflüchtete Menschen und nutzt keine "Sammelunterkünfte" mehr, die vergleichbar sind mit den Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder. In Köln sind bereits 75 Prozent der Geflüchteten in abgeschlossenen Wohneinheiten untergebracht mit eigenem Bad und eigener Küche.
Die Unterkunft Herkulesstraße stellt eine besondere Form im Unterbringungssystem der Stadt Köln dar. Sie ist eine Notaufnahme und dient lediglich zur ersten Aufnahme von Personen, zu deren Unterbringung die Stadt Köln verpflichtet ist.
Sie ist aber nicht mit einer Erstaufnahmeeinrichtung des Landes vergleichbar. Und schon gar nicht mit Flüchtlingscamps wie etwa Moria. Dieser Vergleich, wie er in diesen Tagen in der öffentlichen Debatte angestellt wird, ist absolut untragbar
sagt Sozialdezernent Dr. Harald Rau.
Um weiterhin ein Infektionsrisiko innerhalb der Unterkunft Herkulesstraße zu minimieren, hat die Stadt Köln organisatorische und personelle Maßnahmen getroffen. Mitarbeitende des Kölner Gesundheitsamts sind regelmäßig vor Ort. In der Vergangenheit haben sie Covid-Tests durchgeführt, mit insgesamt vier positiven Ergebnissen. Das Gesundheitsamt hat daraufhin eine Quarantäne verhängt und diese bis zum 27. Mai verlängert.
Behauptungen, dass in unseren Einrichtungen Menschen schutzlos dem Corona-Virus ausgesetzt sind, sind schlichtweg falsch. Viele Menschen wie etwa die Mitarbeitenden des Sicherheitsdienstes und die zur Betreuung eingesetzten Mitarbeitenden des Deutschen Roten Kreuzes leisten in diesen Tagen Großartiges, um die Bewohnerinnen und Bewohner im Umgang mit den strengen Hygiene- und Infektionsschutzregeln zu unterstützen
so Harald Rau.
In der Unterkunft Herkulesstraße leben aktuell rund 200 Menschen, die Unterkunft ist derzeit zu 45 Prozent belegt. Die Abstandregeln können überall eingehalten werden.
Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner in der Unterkunft Herkulesstraße weiterhin zu schützen, sind:
- Die Tische in den Räumen, in denen die Bewohner ihre Mahlzeiten zu sich nehmen, wurden entsprechend den vorgegebenen Abstandsregeln auf die Hälfte reduziert und weit auseinandergestellt.
- Die Essensausgabe erfolgt jeweils morgens, mittags und abends in einem Zeitraum von zwei Stunden.
- Dabei wurden die Bewohnerinnen und Bewohner anhand von farbigen Bändern in fünf Gruppen mit unterschiedlichen Essens-Ausgabezeiten aufgeteilt, sodass sich die Situation weitgehend entzerrt.
- An jedem Tisch nimmt jeweils nur eine Familie ihr Essen gemeinsam ein, der Speiseraum wird regelmäßig gelüftet.
- Linien zur Abstandhaltung wurden zusätzlich auf dem Boden angebracht.
- Zwei Mitarbeitende des Sicherheitsdienstes sind zur ständigen Überwachung dieser Regelungen eingesetzt.
- In allen Sanitärräumen sind Seifenspender mit ausreichend Seife vorhanden. Dies wird mehrfach täglich kontrolliert und bei Bedarf aufgefüllt. Jede Familie erhält zudem noch Seife zur persönlichen Verfügung.
- Alle erwachsenen Bewohner erhalten zur persönlichen Hygiene Handdesinfektionsmittel in Fläschchen, die sie bei Bedarf auffüllen lassen können.
- Die Reinigung der Sanitärräume erfolgt siebenmal in 24 Stunden (fünfmal tagsüber, zweimal in der Nacht). Im gesamten Objekt werden die Türgriffe und Treppengeländer regelmäßig desinfizierend gereinigt.
- Im Bereich der Sanitärräume sind Laufwegs- und Abstandsmarkierungen auf den Böden angebracht worden, um den Bewohnern die Einhaltung der Abstandsregelungen einfach zu ermöglichen.
- Familien werden immer zusammen untergebracht und müssen sich die Schlafräume nicht mit fremden Personen teilen. Die Belegung wurde zwischenzeitlich entzerrt, so dass dies auch im geschützten Unterbringungsbereich für allein reisende Frauen umgesetzt werden konnte. Im gesamten Objekt sind damit alle Schlafräume jeweils nur einem Haushalt zugeordnet.
- Für die Information und Beratung der Bewohner stehen neben den vor Ort tätigen Fachkräften der Sozialen Arbeit auch Krankenschwestern des DRK als Ansprechpartner zur Verfügung, die Familien aufklären und unterstützen.
- Alle untergebrachten Personen werden durch das Personal vor Ort immer wieder auf die Notwendigkeit des "Social Distancings" hingewiesen – mit Informationen in verschiedenen Sprachen, Aushängen in einfach verständlichen Piktogrammen und auch in Gesprächen, persönlichen Hinweisen und natürlich auch durch die Vorbildfunktion des eigenen Verhaltens beim vor Ort tätigen Personal.
Die Stadt Köln beobachtet die aktuellen Entwicklungen in den Unterkünften für Geflüchtete permanent und reagiert bei Bedarf mit entsprechenden Lösungen.