Dokumentation der Veranstaltung am 8. Oktober 2021
Bei der Veranstaltung im FORUM Volkshochschule im Museum am Neumarkt haben wir uns gemeinsam mit Akteur*innen aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft der Frage gewidmet, welche Auswirkungen und welchen Einfluss der Kolonialismus auf das heutige gesellschaftliche Zusammenleben hat.
Hierbei standen unter anderem folgende Fragen im Mittelpunkt:
- Welche Bedeutung hat die Kolonialgeschichte als Kern ungleicher Verhältnisse, von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, von Rassismus und Diskriminierung?
- Welchen Beitrag kann die Aufarbeitung für ein positives gesellschaftliches Zusammenleben leisten?
In ihrem Grußwort verdeutlichte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dass die Aufarbeitung des kolonialen Erbes nicht nur eine historische Dimension hat. Der Prozess der Aufarbeitung soll insbesondere ergründen, wie sehr Denkweisen, Sprache und Bilder der Kolonialzeit noch heute fortwirken und somit Einfluss auf das gesellschaftliche Zusammenleben nehmen.
Zum Einstieg legte Serge Palasie, Promotor für Flucht, Migration und Entwicklung vom Eine-Welt-Landesnetzwerk Nordrhein-Westfalen, in seinem Impulsreferat dar, dass der Rassismus ein Erbe des Kolonialismus ist. Er erläuterte, wie Deutschland sowohl im transatlantischen Versklavungshandel als auch später vom kolonialen System profitierte und dabei den bereits im Vorfeld über Jahrhunderte aufgebauten Rassismus festigte. Er beschrieb es als Herausforderung, sich dem Erbe dieser Zeit umfassend zu widmen, insbesondere im Hinblick auf die Bildung und Sozialisierung von Menschen. Er machte deutlich, dass es Auswirkungen auf die Psyche von Menschen habe, wenn schon im Kindergarten oder in der Schule nur bestimmte Bücher, Lieder und Geschichten als selbstverständlich wahrgenommen werden. Dies führe vielfach dazu, dass weiße Kinder nach dem Hören und Lesen dieser Geschichten das Gefühl bekommen, Nachfahren großer Entdecker*innen und Erfinder*innen zu sein. Auf der anderen Seite beschleicht nicht-weiße Kinder das Gefühl, dass bei ihnen das Gegenteil der Fall ist.
Anschließend fand eine Podiumsdiskussion statt, bei der folgende Teilnehmenden das Thema eingehender erörterten:
- Prasanna Oommen, Moderatorin
- Nanette Snoep, Direktorin Rautenstrauch-Joest-Museum
- Professorin Dr. Marianne Bechhaus-Gerst, Afrikanistin, Historikerin und Kulturwissenschaftlerin
- Tahir Della, Promotor für Postkolonialismus und Antirassismus, Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland
- Dr. Kien Nghi Ha, Asien-Orient-Institut der Universität Tübingen und Mitglied von korientation – Netzwerk für Asiatisch-deutsche Perspektiven e. V.
Bei der Diskussion standen folgende Fragestellungen im Fokus:
- Wie schätzen Sie den Status quo zum kolonialen Erbe und die Geschichtsvergessenheit in Köln ein?
- Wie können zivilgesellschaftliche und diasporische Initiativen, das heißt, Initiativen, deren Stimmen bisher wenig Gehör gefunden haben, die Bedeutsamkeit des Themas erhöhen und wer wird dafür gebraucht?
- Was muss sich in der Wissenschaft und in den Curricula verändern?
- Wie kann der heilige Gral unserer Stadt, der Karneval, inklusiver gestaltet werden?
- Was können kleine und große, notwendige Schritte sein beziehungsweise wie können wir von guten Beispielen lernen?
Video der Auftaktveranstaltung
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