Die Dieter-Wellershoff-Stipendien vom Literaturhaus Köln wurden 2018 erstmals ausgeschrieben und mit Mitteln unserer Autor*innenförderung ausgestattet. Die altersunabhängigen Stipendien werden jedes Jahr an zwei professionelle Autor*innen aus Köln vergeben. Sie gehören zu den Maßnahmen, mit denen wir die positive Entwicklung der Kölner Literaturszene stärken möchten.
Projektbeschreibung

Der bedeutende Autor Dieter Wellershoff wurde am 3. November 1925 in Neuss geboren und ist am 15. Juni 2018 in seiner Wahlheimat Köln gestorben. Er schrieb Romane, Novellen, Erzählungen, Lyrik, Essays, Drehbücher und autobiografische Bücher. Dieter Wellershoff hat die Literatur der Bundesrepublik maßgeblich beeinflusst, dies nicht nur als Schriftsteller, sondern auch über viele Jahre als Lektor des Verlags Kiepenheuer und Witsch.
Er prägte den Begriff "Kölner Schule des Neuen Realismus" und inspirierte eine ganze Generation von Schriftsteller*innen. Zu seinem ehrenden Gedenken benennen wir zusammen mit dem Literaturhaus Köln die Literaturstipendien nach ihm.
Die Dieter-Wellershoff-Stipendien sind als altersunabhängige Arbeitsstipendien für die künstlerische Ausbildung und Fortbildung bestimmt. In der Zeit der Förderung soll die Möglichkeit bestehen, Entwürfe zu realisieren, begonnene Arbeiten fortzusetzen und Texte zu vollenden. Bei der Textform kann es sich um Erzählungen, Romane oder Lyrik handeln.
Laura Cwiertnia, geboren 1987, und Tina Ilse Maria Gintrowski, geboren 1978, sind die Dieter-Wellershoff-Stipendiatinnen des Jahres 2024. Die Dieter-Wellershoff-Stipendien wurden vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien ausgeschrieben und im Zuge der Autor*innenförderung mit Mitteln der Stadt Köln ausgestattet.
Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury waren die Exposés und Textproben aus 16 Einsendungen. Wir haben dieses Jahr erstmals ein anonymisiertes Auswahlverfahren angewendet.
Der Jury gehörten an:
- Kristina Geilhaupt (Buchhandlung Bittner)
- Ulrike Schulte-Richtering (Literaturhaus Köln)
- Christian Werthschulte (Stadtrevue)

Laura Cwiertnia legte im Februar 2022 ihren Debütroman "Auf der Straße heißen wir anders" vor. Darüber hinaus arbeitet sie seit vielen Jahren als Journalistin. Seit 2015 ist sie Redakteurin bei der ZEIT und schreibt vor allem über Klima und Protest, Armut und Ungleichheit, Spanien und Lateinamerika. Die Entscheidung für ihr Romanprojekt begründet die Jury folgendermaßen:
Laura Cwiertnias Roman handelt von einer Grenzerfahrung im wörtlichen Sinne. Bei einem Trip durch Südosteuropa in den 1980er-Jahren machen die beiden Hauptfiguren die Erfahrung, dass ihre Herkunft beim Grenzübertritt auf einmal eine Rolle spielt. Diesen Moment nutzt die Autorin, um in der Rückschau von den sozialen Grenzen innerhalb der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft zu erzählen: zwischen Arbeitervierteln und den Mittelschichts-Siedlungen, zwischen Migrant*innen und denjenigen, die sich als "Deutsche" definieren – und welche Rolle eine Hecke dabei spielt. Laura Cwiertnia verwebt in ihrem Text verschiedene Zeitebenen und stellt sich dabei immer wieder die Frage, ob Grenzen so absolut sind, wie wir sie oft wahrnehmen.

Tina Ilse Maria Gintrowski publiziert regelmäßig in Literaturzeitschriften und Anthologien. Im Januar 2024 erschien ihre dritte eigenständige Publikation "DESPERANGSTO LOVE AND ICH. Stories, Poemas und andere Zustände". Seit 2020 studiert sie mit dem Schwerpunkt Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2018 erhielt sie schon einmal das Dieter-Wellershoff-Stipendium. In diesem Jahr überzeugte ihr im Entstehen begriffener Erzählungsband die Jury, die ihre Wahl so begründet:
Die Stories von Tina Ilse Maria Gintrowski untersuchen die Brüche und Risse im vermeintlich Normalen. Sie lassen das zum Vorschein kommen, was sich unter der dünnen Decke der Zivilisation verbirgt, wenn man diese anlupft. Ihr erzählerischer Blick fokussiert die Kipppunkte zwischen Normalität und Illusion. Literarisch dicht treibt sie Figuren und Handlungsstränge voran – immer auf der Suche nach Selbsterkenntnis im vermeintlich Sinnlosen. Ihre Texte handeln von Figuren, die in ihrer Welt den Fokus verloren zu haben scheinen und sich in ihrer Rolle neu definieren müssen.