Lage und Geschichte

Seit 1989 beziehungsweise 1991 ist das circa 38 Hektar große Naturschutzgebiet "Kiesgrubensee Gremberghoven" aufgrund seiner regionalen Bedeutung als Lebensraum für seltene Wasservögel unter Schutz gestellt. Es handelt sich bei dem Gebiet um den nördlichen zweier durch die A 559 getrennter Zwillings-Kiesabgrabungsseen, die an einer Stelle durch einen circa 20 Meter breiten Durchlass verbunden sind. Aufgrund der längeren Abbautätigkeit an dem südlichen See sowie der Etablierung eines Angelvereins ist dieser Bereich als Landschaftsschutzgebiet festgesetzt, während der nördliche See dem höheren Schutzstatus eines Naturschutzgebietes unterliegt.  

Die Kiesgrubenseen Gremberghoven befinden sich im Stadtteil Gremberghoven, im Südosten Kölns südlich des Autobahnkreuz Gremberg. Im Norden wird das Gebiet durch das Autobahnkreuz Gremberg begrenzt, nach Westen grenzt die Wasserfläche an die A 559 und im Osten verläuft die Schienenstrecke Köln-Siegburg. Die Schutzgebietsgrenze verläuft entlang der oberen Böschungskante des Gleiskörpers und der befestigten Straßenränder. Im nördlichen Bereich befindet sich eine Insel, die durch die ehemalige Abbautätigkeit zurückgeblieben ist.  

In 2017 stellte der BUND mit Mitteln der Förderrichtlinie Naturschutz einen Biotopmanagementplan auf, der die Pflegemaßnahmen der letzten Jahre, alle bis dahin erfolgten Kartierungen sowie die Probleme des Gebietes hinsichtlich Störungen zusammenstellt und Lösungsansätze aufzeigt. Ebenso erfolgten für die anstehende 14. Änderung des Landschaftsplans ergänzende Untersuchungen seitens der Biostation Leverkusen-Köln.  

Heute wird das Gebiet vom ehrenamtlichen Naturschutzwart und einigen Freiwilligen des BUND in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde betreut.

Gebietsbeschreibung

Circa zwei Drittel der Gebietsfläche wird von der in nordsüdlicher Richtung verlaufenden langgestreckten Wasserfläche eingenommen, die terrestrischen Lebensräume schließen sich randlich in Gestalt von überwiegend sehr steilen Böschungen und Bermen an. Je nach Alter der Böschungen wechselt sich artenreicher Laubmischwald mit Bereichen die noch durch Pionierbaumarten wie Birke, Salweide und Zitterpappel geprägt sind ab. Am Südufer ist die Böschung stark zertreten und hat sich zu einem in den Sommermonaten stark frequentieren Badebereich mit nur spärlich wachsender randlicher Vegetation entwickelt.  

Teil der östlichen Böschung wurde 2000 im Zuge des Ausbaus der ICE-Strecke Köln-Frankfurt neu geschaffen. Aufgrund des mageren Substrates haben sich dort trockenheitsliebende seltene Pflanzen- und Tierarten angesiedelt. Im nördlichen Teil des Gewässers existiert eine kleine Insel.  

Als Lebensraum für geschützte Rastvogelarten hat das NSG derzeit eine eher untergeordnete Bedeutung, was auf die starken Beunruhigungen im Gebiet durch Badenutzung, illegales Campieren und die fischereiliche Nutzung per Boot zurückzuführen ist. Ziel ist es durch geeignete Maßnahmen diese Störeinwirkungen zu minimieren. Darüber hinaus ist das NSG jedoch für eine ganze Reihe anderer Tier- und Pflanzenarten eine wichtige Lebensstätte oder wichtiges Nahrungs- und Bruthabitat geworden. Diese Arten sind durch geeignete Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen langfristig zu erhalten.  

Blick von der Südspitze auf den See © Julia von Schweinitz Stadt Köln

Einige der Lebensraumtypen sind als sogenannte "gesetzlich geschützte Biotope" gemäß § 30 Bundesnaturschutzgesetz automatisch unter Schutz gestellt. Darunter fallen die naturnahen Bereiche stehender Binnengewässer, Stillgewässersäume (hier ausgeprägt als feuchte Hochstaudenfluren), Röhrichte, Trockenrasen und Lehmwände. Darüber hinaus wurde bereits durch die LANUV 2007 der FFH-Lebensraumtyp 3140 ‘Oligo- bis mesotrophes Stillgewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen bestätigt sowie durch den BUND der FFH-Biotoptyp 6430 Feuchte Hochstaudenfluren kartiert. 

Tier und Pflanzenwelt

Im Folgenden werden Auszüge aus dem Biotopmanagementplan des BUND von 2017 zitiert (BUND Biotopmanagementplan 2017, Sticht et al)  

Vögel

Bislang konnten 72 Vogelarten im Naturschutzgebiet festgestellt werden. Von diesen gelten 28 Arten als aktuelle Brutvögel (seit 2013). Darunter befindet sich in dem Gebiet mit dem Gimpel Pyrrhula pyrrhula eine Art, die für die Großlandschaft Niederrheinische Bucht als gefährdet eingestuft ist. Mit dem Eisvogel Alcedo atthis, der Klappergrasmücke Sylvia curruca und dem Habicht Accipter accipter brüten hier Arten der Vorwarnliste Nordrhein-Westfalens. Der Rotmilan Milvus milvus (Anh. I V-RL, weltweite Verantwortung Deutschlands und in der Niederrheinische Bucht als stark gefährdet eingestuft) konnte in 2016 und 2017 zwischen März und Juni bei jeder Begehung beobachtet werden, sodass das NSG als wichtiges Nahrungshabitat dieser Art anzusehen ist. Bei den Wasservögeln sind Gänsesäger Mergus merganser und Tafelente Aythya ferina (beides Arten des Art. 4 bzw. 2 Vogelschutz-Richtlinie) seltene Wintergäste. Reiherente Aythya fuligula, Haubentaucher Podiceps cristatus, Kormoran Phalacrocorax carbo und Graureiher Ardea cinerea sind dagegen häufige Wintergäste, solange das Gewässer eisfrei ist. Bläßralle Fulica atra und Eisvogel kommen ganzjährig im Gebiet vor. Es sind phasenweise auch Ansammlungen von einzelnen Nilgänsen sowie bis zu 70 Kanadagänsen festzustellen. Diese nutzen das Gewässer allerdings nur als Ruheplatz, nicht als Nahrungshabitat. Auf der nördlichen Insel stellen die Balsam- und Hybridpappeln Koloniebäume von Kormoran- und Graureiherkolonien dar.  

Die Vielfalt von Arten terrestrischer Lebensräume ist als mäßig hoch zu bezeichnen. Gründe sind die schmale Parzellierung der Landlebensräume und die mit den unmittelbar angrenzenden Verkehrswegen verbundenen Immissionen sowie die Sukzession im Bereich ehemals offener und halboffener Lebensräume.  

Reptilien

Die Reptilienfauna des Naturschutzgebiets ist nur durch die Zauneidechse Lacerta agilis (streng geschützt; Rote Liste Deutschland 2009: Vorwarnliste; RL NRW 2011: stark gefährdet; FFH-RL Anh. IV) vertreten. Die Population ist allerdings sehr individuenstark, so dass es sich bei dieser um die größte Zauneidechsenpopulation auf Kölner Stadtgebiet nach Wahner Heide und Dellbrücker Heide handeln dürfte.  

Tagfalter

Von wesentlicher Bedeutung für die Tagfalter sind die Sandtrockenrasen. Es konnten zwischen 2004 und 2015 insgesamt 28 Tagfalterarten im Naturschutzgebiet Kiesgrubensee Gremberghoven beobachtet werden (HANISCH schriftl. Mitt. 2016), von welchen 5 Arten auf der Roten Liste stehen. Das wird das Naturschutzgebiet als eines der "artenreichsten Tagfaltergebiete der Stadt Köln nach der Wahner Heide" beschrieben.  

Heuschrecken

Mit 14 Arten ist die Heuschreckendiversität des NSG vergleichsweise hoch. Durch das Vorkommen der stark gefährdeten Blauflügeligen Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) und Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) stellt das NSG einen Heuschreckenrefugialraum von landesweiter Bedeutung dar.

Bei Untersuchungen der Unterwasservegetation durch das LANUV in den Jahren 2007 und 2010 wurden Pflanzenarten der Roten Liste NRW erfasst, überdies auch Armleuchteralgenarten, die zur Klassifizierung als FFH-Biotoptyp führten.  

Von den insgesamt 42 Arten der Roten Listen, die im NSG vorkommen, sind etwa 2/3 auf offene oder halboffene Habitatstrukturen angewiesen. Etwa 18 % sind Gewässerarten, ungefähr 11 % sind Waldarten. Für zwei dieser Arten, Gartenschläfer (Gebüsche und Waldränder trockenwarmer Standorte) und Haarblättriges Laichkraut (Mesotrophe Stillgewässer), hat Deutschland eine weltweite Verantwortung.  

Mit Eisvogel (Anh. I VRL), Zauneidechse (Anh. IV FFH-RL) und Spanische Flagge (prioritäre Art der FFH-RL) pflanzen sich im NSG drei Arten fort, für welche Deutschland zur Erreichung guter Erhaltungszustände verpflichtet ist. Für fünf weitere FFH- beziehungsweise Vogelschutz-RL-Arten, den Rotmilan (Anh. I V-RL) sowie Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus, Braunes Langohr und Großer Abendsegler (Anh. IV FFH-RL), ist das Naturschutzgebiet zumindest ein wichtiges Nahrungshabitat.  

Neben dem Stillgewässer und der hieran im Südosten anschließenden Feuchten Hochstaudenflur, die beide wegen ihrer Seltenheit und europaweiten Gefährdung unter strengem Schutz stehen, ist der im Nordosten liegende Böschungsbereich von überregionaler ökologischer Bedeutung. Dieser ist geprägt durch halboffene und offene Biotope mit Silikattrockenrasenbeständen, die zunehmend durch die von den Seiten vordrängenden Gehölze verkleinert werden. In diesem Bereich konnten die mit Abstand meisten Arten der Roten Listen (circa 68 Prozenrt) nachgewiesen werden. Neben drei geschützten Lebensraumtypen kommen hier u.a. eine der größten Zauneidechsen- und Strauchflechtenpopulationen auf dem Stadtgebiet Kölns vor. Auch die beiden stark gefährdeten Heuschreckenarten Blauflügelige Sandschrecke und Blauflügelige Ödlandschrecke kommen ausschließlich hier vor. Zudem handelt es sich um einen der artenreichsten Tagfalterlebensräume Kölns nach der Wahner Heide.

Im Folgenden wird die Zauneindechse exemplarisch vorgestellt:

Zauneidechsen © Hanns Benn Pixabay

Zauneidechse (Lacerta agilis)  

Die Zauneidechse ist in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas sowie in Vorderasien beheimatet. Ursprünglich ist die Zauneidechse eine Art der  Waldsteppen, heutzutage besiedelt sie auch Bahndämme, Kiesgruben, Ruderal- und Brachflächen, Böschungsränder und andere häufig karge, wärmebegünstigte Standorte. Um sich langfristig anzusiedeln, benötigt die Zauneidechse ausreichende Versteckmöglichkeiten unter Reisig-, Sand- oder Holzhaufen, unter Schutt oder Sträuchern sowie sonnenexponierte Orte mit hoher, aber spärlicher Vegetation und kahlen Stellen. Als tagaktives Reptil wärmt die Zauneidechse sich besonders gern in den Vormittagsstunden an kahlen Stellen in der Sonne. Mit einer Gesamtkörperlänge von bis zu 24 Zentimetern zählt die Zauneidechse in Mitteleuropa zu den größten Eidechsenarten. Sie ist von gedrungenem Körperbau und wirkt im Vergleich zur Mauereidechse kräftig und dick. Die Zauneidechse ist am Rücken von hellen Streifen gekennzeichnet und besitzt einen überwiegend hellbraun gefärbten Körper. Während der Paarungszeit nehmen die Männchen eine auffällig leuchtend hellgrüne Färbung an, die sich vor allem an den Seiten und an der Kehle zeigt. Zauneidechsen ernähren sich überwiegend von Insekten wie Käfern und Faltern, sowie Spinnen und Heuschrecken, seltener auch von Würmern oder Schnecken.  

Nach dem Überwintern beginnt die Aktivitätsperiode in Mitteleuropa meist Ende März, wobei die Männchen zuerst erscheinen. Diese liefern sich um die zwei Wochen später folgenden Weibchen erbitterte, aber unblutige Kämpfe. Nach der Paarung legt das Weibchen bis zu fünfzehn Eier in selbstgegrabene, etwa fünf bis zehn Zentimeter tiefe Erdlöcher. Je nach Witterung schlüpfen die Jungtiere nach dreißig bis hundert Tagen. Viele Zauneidechsen fallen Vögeln, Säugetieren aber auch anderen Reptilien zum Opfer.  

Auch wenn die Zauneidechse eine unserer häufigsten Eidechsen ist, verzeichnet auch sie stetige Bestandseinbußen, so dass sie sie in der bundesweiten Roten Liste von 2009 in der "Vorwarnliste" sowie in der Roten Liste NRW 2011 als stark gefährdet aufgeführt ist. Durch die FFH-Richtlinie (Anhang IV) und das Bundesnaturschutzgesetz gilt sie "streng geschützt".

Durchgeführte Maßnahmen zum Erhalt der vorkommenden Lebensräume:

Das Naturschutzgebiet bedarf einer regelmäßigen Pflege. Einen Schwerpunkt der Pflegearbeiten stellt dabei die Offenhaltung einzelner Böschungsbereiche, hier insbesondere der Ostböschung mit den Relikten der Sandtrockenrasen sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen für Amphibien und Reptilien dar. Hier haben der BUND und einige Freiwillige schon einige Pflegemaßnahmen umgesetzt.  

Hierbei geht es vor allem um Ringelung neophytischer Bäume, wie der Robinie und der Spätblühenden Traubenkirsche, da sich die Ringelung als effektivste Maßnahme erwiesen hat gegen diese Arten vorzugehen. Da die Samen der abgestorbenen Bäume jedoch auch nach ihrem Absterben noch lange keimfähig bleiben, werden diese in einem weiteren Schritt entnommen oder über den Gewässerrand gelegt. Durch den Wasserkontakt werden die Samen keimunfähig gemacht und darüber hinaus die Strukturvielfalt des Gewässerrands erhöht. 1 bis 2 jährige Keimlinge der Späten Traubenkirsche und der Robinie werden herausgerissen. Der in einigen Bereichen aufkommende Japanische Staudenknöterich wird durch mehrmaliges Zupfen im Jahr an seiner Ausbreitung verhindert. Es werden vorhandene trocken gefallene Kleintümpel wieder vertieft um dadurch Lebensräume für Amphibien zu schaffen.

Das müssen Erholungssuchende beachten:

Naturschutzgebiete sind Bereiche von herausragender Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Hier sollen nicht zu ersetzende Lebensgemeinschaften bestmöglich gefördert und vor negativen Einflüssen geschützt werden.   Jedes Jahr holen freiwillige Helfer etliche Kubikmeter Müll aus dem Gebiet, die dort hinterlassen wurden. Bitte helfen Sie mit, das Gebiet um die Kiesseen Gremberghoven in einem guten Zustand zu erhalten und hinterlassen Sie keinen Müll. 

Unterstützen Sie bitte daher den Erhalt der Natur in Köln, in dem Sie

  • das gesamte Gebiet nicht betreten,
  • den Sees mit Wasserfahrzeugen jeder Art nicht befahren,
  • nicht im See baden, sowie
  • die Jagdausübung zwischen dem 16. Dezember und dem 15. Februar eines jeden Jahres unterlassen.  

Das Betretungsverbot für dieses Naturschutzgebiet schließt darüber hinaus natürlich das Verbot zu Angeln, Lagern, Campieren oder Feuer machen mit ein, da zum einen das Betreten der zum Teil steilen Böschungen mit Gefahren verbunden ist und zum anderen einige Tierarten ausgeprägte Fluchtdistanzen haben. Die Anwesenheit von Menschen oder auch Hunden am Ufer oder im Wasser führt zu einer unnötigen Beunruhigung der Tiere, hier insbesondere der Wasservögel.