Vogelsterben an Fenstern und Glasfassaden
Der moderne, transparente Baustil mit vielen Fenstern und Glaselementen erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Helle, lichtdurchflutete Räume mit weitem Ausblick fördern das Wohlbefinden der Menschen.
Doch dieser Trend bringt nicht nur Vorteile mit sich: In Europa sterben schätzungsweise 250.000 Vögel täglich durch den Aufprall gegen Glasfassaden. Allein an bestimmten Abschnitten verglaster Schallschutzwände verenden über 60 Vögel pro Jahr und Kilometer. Konkrete Zahlen oder Statistiken zum sogenannten Vogelschlag liegen in Deutschland bisher nicht vor.
Der Großteil dieser Vögel stirbt umgehend an den Folgen des Aufpralls. Diejenigen, die noch weiter fliegen können, verenden später meist an inneren Verletzungen, Brüchen oder Blutungen. Zahlenmäßig bleibt der Vogelschlag oft unsichtbar: Verunglückte Vögel werden in den meisten Fällen von Katzen, Mardern, Füchsen aber auch von anderen Vögeln, wie Krähen und Möwen gefressen.
In Deutschland sind mindestens 80 Vogelarten aller Größenklassen von der Problematik betroffen, darunter auch seltene und bedrohte, wie etwa Falken, Eisvögel oder Spechte. Diese hohen Verluste haben dramatische Auswirkungen auf unsere Vogelwelt.
Unabhängig davon stellt eine solche "Vogelfalle" auch einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz, § 44, Absatz 1, Nummer 1 dar:
Es ist verboten, wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.
Informationen zum Artenschutz
Gebäudebrüter und Gebäudemodernisierung Lichtverschmutzung - Auswirkungen auf TiereHeutzutage wird Glas sehr vielfältig als Baumaterial verwendet. Neben Fenstern sind beispielweise Wintergärten, Lärm- und Windschutzwände, Fahrradunterstände, Bus- und Bahn-Wartehäuschen, Verbindungsgänge oder Balkonbrüstungen zu benennen. Diese gläsernen Hindernisse sind für Vögel kaum zu erkennen und werden so ungewollt zu Gefahrenquellen.
Kollisionen können drei Ursachen haben:
Transparenz, Durchsicht
Vögel erkennen das Glas selbst nicht, sondern ausschließlich die dahinter liegenden Strukturen. Beim Anflug auf eine entsprechende Bepflanzung oder den freien Himmel prallt der Vogel somit gegen das Glas. Insbesondere Eckbereiche von Fenstern oder Wintergärten sind für Vögel schwer als Hindernisse auszumachen.
Spiegelung
Abhängig von Art, Beleuchtung und Hintergrund der Glasscheiben, wird die Umgebung deutlich reflektiert. So wirken gespiegelte Büsche und Bäume anziehend auf die meisten Vogelarten. Die Vögel steuern diese irrtümlich an und kollidieren mit dem Glas. Auch gespiegelte Himmelsflächen sind problematisch für Luftjäger, wie Schwalben, Segler oder Greifvögel. Gefahr bringen zudem stark spiegelnde Sonnenschutzgläser mit sich. Selbst herkömmliche Fenster, besonders die energiesparenden, dreifach verglasten, spiegeln die Umgebung täuschend echt wieder. Ebenso reflektieren Scheiben vor dunklen Räumen sehr stark. Auch andere Baumaterialien, wie Polycarbonat oder Metall können je nach Bearbeitung stark spiegeln und eine Kollisionsgefahr darstellen.
Beleuchtung
Nachts werden neben zahlreichen Insekten vor allem Zugvögel von künstlichen Lichtquellen angezogen.
Dadurch kommen die Tiere von ihrem Kurs ab, sind desorientiert und können mit Hindernissen zusammenstoßen. Auch kann das Herumirren die stressempfindlichen Zugvögel zu Tode erschöpfen.
Je höher das lichtgebende Gebäude gebaut ist, umso größer ist die Kollisionsrate von Vögeln. Generell rufen künstliche Lichtquellen Störungen im Rast- und Ruheverhalten bei Vögeln hervor.
Übrigens wirken sich künstliche Lichtquellen nicht nur störend auf das Verhalten von Vögeln aus. Es ist nachgewiesen, dass auch der Biorhythmus des Menschen gravierend gestört wird.
Der Aufprall von Vögeln auf Glas ist fast überall und an jedem Gebäudetyp zu erwarten. Aber - und das ist die gute Nachricht - viele Probleme können durch vorausschauendes Bauen reduziert oder sogar vollständig vermieden werden!
Wir legen bei der Bebauung besonderen Wert auf eine umsichtige Planung in Bezug auf die Vogelschlagproblematik. Dieses Thema ist daher schon während der Planung zu berücksichtigen.
Auch Gefahrenquellen bei bereits bestehenden Gebäuden müssen nachträglich entschärft werden. Dies bedeutet nicht, dass eine Glaswand entfernt werden muss! Mit Hilfe bestimmter Methoden können die Glasfassaden so optimiert werden, dass sich der Vogelschlag verhindern lässt.
Grundsätzlich ist es jedoch deutlich günstiger, diese Maßnahmen bereits während der Bauplanung zu berücksichtigen.
Wir empfehlen Ihnen, die Vogelschlagproblematik schon während der Planung zu berücksichtigen. Bei Bauprojekten mit großen Glasflächen sollten Sie stets Fachleute hinzuziehen, die mit diesem Thema vertraut sind.
Empfehlung zur Lichtdurchlässigkeit von Gebäuden
Um die Lichtdurchlässigkeit beizubehalten, wurden verschiedene Methoden entwickelt, Glas so zu bearbeiten, dass es von Vögeln als Hindernis erkannt wird. Beispielsweise kann Glas unter anderem mattiert, geriffelt, gerippt, geätzt, gefärbt, bedruckt, sandgestrahlt oder mit Laser bearbeitet werden.
Eine geschickte Produktwahl kann optisch sehr ansprechend sein und Drucke lassen sich auch für Werbezwecke verwenden. Allerdings sollten Sie nur geprüfte Muster für den Glasbedruck verwenden.
Die Wirksamkeit von Produkten, welche im UV-A-Bereich vom Vogel erkannt, vom Menschen wiederum kaum wahrgenommen werden, konnte bislang nicht bestätigt werden. Nicht alle Vogelarten können diesen UV-Bereich wahrnehmen und in schattigen Ecken oder bei Nacht sind diese Produkte völlig wirkungslos.
Grundsätzlich gilt, ausschließlich Glas mit einem maximalen Reflektionsgrad von 15 Prozent zu verwenden.
Reflektionen und Spiegelung vermeiden
Auch gefärbtes Glas hat eine spiegelnde Wirkung. Sie sollten daher eine besonders kräftige Farbe wählen, die wenig reflektiert.
Spiegelnde Fassaden können alternativ begrünt werden. Stark gewölbtes Metall wird trotz Spiegelung durch das verzerrte wiedergegebene Bild von Vögeln erkannt und stellt damit keine Gefahrenquelle dar.
Fachgerecht hergestellte, maßgepasste Aufklebefolien können den Vogelschlag um 90 Prozent reduzieren. Grundsätzlich müssen Aufkleber an der Außenseite der Scheibe angebracht werden, um Spiegelung vorzubeugen. Außerdem ist Glas ausschließlich mit einem maximalen Reflektionsgrad von 15 Prozent zu verwenden.
- Werden Scheiben beispielsweise mit Streifen beklebt, erkennen Vögel diese erst, wenn sie einen Deckungsgrad von mindestens 15 Prozent haben. Horizontale Linien müssen dabei mindestens 3 Millimeter breit sein, vertikale Linien mindestens 5 Millimeter.
- Punktraster sollten das Glas mit mindestens 25 Prozent bedecken. Die Punkte selbst sollten je einen Durchmesser von mindestens 5 Millimeter haben.
Weitere Tipps zur Planung
Gebäude können auch bereits so konzipiert werden, dass durchsichtige Eckbereiche vermieden werden.
Außerdem können Sonnenschutzsysteme von außen an das Gebäude angebracht werden. Hierbei ist eine geeignete Position und nicht reflektierendes Material zu berücksichtigen. Sonnenschutzsysteme sind praktisch für die Bewohnerinnen und Bewohner und helfen den Vögeln die Scheibe als Hindernis zu erkennen - so sie denn herabgefahren sind.
Die richtige Beleuchtung wählen
Bei Beleuchtung von Objekten sollte das Licht immer fokussiert und von oben auf das Objekt zeigen, niemals jedoch in den Himmel.
Auf Laser sollten Sie komplett verzichten. Diese können nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Vögeln und anderen Tieren zu Verbrennungen von Haut und Augen führen.
Bevor nachträgliche Maßnahmen ergriffen werden, ist erst die Ursache für den Vogelschlag zu klären. Als Sofortmaßnahmen werden Plastikstreifen, große Tücher, grobmaschige Netze oder helle, grobe Schnüre empfohlen.
Reduzierung von Spiegelungen
Auch durch die Innenausstattung eines Raumes können Sie Spiegelungen an Fenstern vermeiden, wenn Sie beispielsweise Rollos oder Vorhänge in helleren Farben anbringen und größere Pflanzen fern vom Fenster platzieren. Abends, am Wochenende oder während des Urlaubs können Sie bei Abwesenheit im Büro oder zu Hause die Jalousien herunterlassen.
- Wenn sich eine Spiegelung an einem Gebäude absolut nicht vermeiden lässt, sollte das umliegende Gebiet für Vögel möglichst unattraktiv gestaltet sein. Das heißt in diesem Fall, keine Sträucher und Bäume in unmittelbarer Nähe des Gebäudes anzupflanzen.
- Oft werden ungeputzte Scheiben von den Vögeln eher als Hindernis erkannt. Wer also putzfaul ist, tut den Vögeln einen großen Gefallen.
- Im Winter das Futterhäuschen am besten weit entfernt von Fenstern aufstellen, so beugen Sie dem gezieltem Anflug gegen die Scheibe vor.
Nicht geeignet: Die bekannten Greifvogelsilhouetten zum Aufkleben sind wirkungslos.
Damit die Glasscheibe als Hindernis erkannt wird, müssten die Silhouetten in sehr engem Abstand - mindestens eine Handbreite - zu einander angebracht werden. Auch als Fressfeind wird der Aufkleber nicht interpretiert.
Obwohl häufig Aufschläge von Vögeln direkt neben den aufgeklebten Greifvogelsilhouetten zu finden sind, werden diese noch im Handel verkauft.
Generell sind die Heilungschancen für Vögel nach einem Scheibenanflug nicht groß. Dennoch können Sie einen Versuch wagen.
- Setzen Sie den verletzten Vogel vorsichtig in eine Schachtel. Nach einer Erholungspause von etwa ein bis zwei Stunden können Sie ihm einen Startversuch fern von der Glasscheibe anbieten.
- Sollte dieser erfolglos sein, können Sie sich an eine Vogelauffangstation oder eine Tierärztin beziehungsweise einen Tierarzt wenden. Diese führen eine solche Behandlung in der Regel kostenlos durch.
Um konkretere Zahlen zum Vogelschlag in Köln zu erlangen und damit gegen das Problem angehen zu können, ist die Pflege einer Datenbank notwendig.
Helfen Sie mit und melden Sie Vogelschläge in Ihrer Umgebung online:
Weitere Fragen beantworten Ihnen gerne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde, Telefon: 0221 / 221-36521