In unseren Abwasserproben wurden aus dem Schluckimpfstoff abgeleitete Polioviren Typ 2 (Vaccine-derived poliovirus type 2, VDPV2) nachgewiesen. Das hat das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Epidemiologischen Bulletin bekanntgegeben. Die Nachweise erfolgten im Rahmen eines Forschungsprojektes des RKI, bei dem Abwasserproben aus verschiedenen Kläranlagen in Deutschland entnommen und auf Polioviren untersucht wurden. Auch in Städten wie Bonn, Hamburg, München, Dresden, Düsseldorf und Mainz wurden die Erreger entdeckt. Damit konnte nun erstmals nachgewiesen werden, dass diese Polioviren im deutschen Abwasser zirkulieren.
Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Eine Ansteckung ist aufgrund einer hohen Impfquote in der Bevölkerung höchst unwahrscheinlich.
Im Rahmen eines RKI-Forschungsprojektes wird das Abwasser auf Polioviren getestet. Erstmals wurden in NRW in diesen Proben Polioviren nachgewiesen. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Impfvirus, das bei Schluckimpfungen verwendet wird. In Deutschland wurde früher die Schluckimpfung verabreicht, heute ein inaktivierter Polioimpfstoff, der in den Muskel gespritzt wird. In einigen Ländern wird jedoch der Schluckimpfstoff heute noch verwendet.
Bei einer Schluckimpfung werden abgeschwächte Impfviren mit dem Stuhl ausgeschieden und können durch Schmierinfektion auf andere Personen übertragen werden. Wenn die Bevölkerung aufgrund zu niedriger Polio-Impfquoten nicht ausreichend geschützt ist, können diese Impfviren über einen längeren Zeitraum zirkulieren, sich in sehr seltenen Fällen dabei genetisch verändern und wieder Erkrankungen hervorrufen.