In der Schulpsychologie geht man von mindestens 9 Bereichen aus, die einen Einfluss auf den Schulerfolg haben können und somit auch in Hinblick auf die Wahl der weiterführenden Schule eine Rolle spielen:
- Begabung, Interessen: Wie gut erfasst Ihr Kind logische Zusammenhänge? Liegen die Stärken eher im mathematischen oder sprachlichen Bereich? Ist es musisch, sportlich oder handwerklich interessiert? Ist es schneller durch anschauliche, praktische Fragestellungen zu begeistern oder durch abstrakte? Braucht es neue Informationen und Abwechslung oder eher Wiederholungen und Routinen?
- Lern- und Arbeitsverhalten: Kann Ihr Kind (schon) selbstständig mehrere Aufgaben strukturieren, Arbeitsschritte planen und Pausen einbauen? Weiß es, wie es sich auf einen Test vorbereiten muss?
- Leistungsmotivation: Hat Ihr Kind Interesse an vielen schulischen Inhalten? Ist es fleißig und ausdauernd bei den Aufgaben, auch bei Wiederholungen oder Routineaufgaben? Übernimmt es Verantwortung für sein Lernen? Wie geht es mit Misserfolg um?
- Aufmerksamkeit (Konzentration): Kann Ihr Kind für circa 15 bis 20 Minuten konzentriert an einer Sache arbeiten? Ist es stark ablenkbar durch Störungen oder motorisch unruhig?
- Schulisches Lernumfeld: Wie viele Schüler*innen sind in der Klasse Ihres Kindes? Sind die Beziehungen zu den Lehrkräften und Mitschüler*innen positiv? Wie wird der Unterricht gestaltet - passt die Gestaltung zu der Lernweise Ihres Kindes?
- Freizeitbereich: Verfolgt Ihr Kind Hobbys? Gibt es regelmäßige Verabredungen mit Freunden und Freundinnen? Welche Rolle spielen Medien im Alltag?
- Häusliches Lernumfeld: Welche Erwartungen haben Sie in schulischen Belangen an Ihr Kind? Gibt es ein Geschwisterkind? Wie geht es dem Geschwisterkind in der Schule? Wie viel Unterstützung können Sie Ihrem Kind beim schulischen Lernen geben?
- Psychische Verfassung: Wie selbstbewusst und belastbar ist Ihr Kind? Kann es sich auch in größeren Gruppen behaupten? Hat Ihr Kind in der Grundschulzeit Prüfungs- oder Schulangst gezeigt? Wie geht es mit Konflikten um?
Auf viele Fragen können Sie sicher selbst eine Antwort geben, zu manchen könnten Sie vielleicht auch die Lehrkraft Ihres Kindes befragen. Manche Bereiche können Sie sicherlich stärken und unterstützen, auf andere werden Sie keinen Einfluss nehmen können. Unsere schulpsychologische Arbeit zeigt, dass viele Eltern die Auswirkungen der Bereiche Arbeitsverhalten und Konzentration unterschätzen. Glücklicherweise sind dies Bereiche, an denen Sie mit Ihrem Kind arbeiten können. Zu der Frage, wie eine Förderung im Hinblick auf diese Aspekte im Alltag konkret aussehen kann, bieten wir eine telefonische oder persönliche Beratung an. Nehmen Sie gerne zu uns Kontakt auf.
Lesen Sie auch die Ausführungen zu den Besonderheiten der einzelnen Schulformen, um besser einschätzen zu können, an welcher Schule Ihr Kind mit seinem individuellen Profil am wahrscheinlichsten erfolgreich sein kann.
Die Schulen sind eher klein mit etwa 300 bis 500 Schüler*innen. Die Klassen haben eine*n Klassenlehrer*in, die oder der fast alle Fächer in dieser Klasse unterrichtet. Dadurch entwickelt sich eine sehr verbindliche Beziehung, die die Schüler*innen stärkt. Da viele Schüler*innen nach der Grundschule noch nicht sehr sicher im Lesen, Schreiben und Rechnen sind, werden an der Hauptschule zunächst die wichtigsten Grundlagen wiederholt und gefestigt. So können auch Schüler*innen mit Lücken gut mitkommen und Erfolgserlebnisse verbuchen. Muttersprachlicher Unterricht ist möglich. Ein Ziel der Hauptschulen ist es, eine praktische Vorbereitung auf den Beruf anzubieten. Der Stoff wird sehr lebensnah vermittelt. Berufsorientierung und Kooperationen mit Arbeitgeber*innen vor Ort spielen eine große Rolle. Der "erweiterte erste Schulabschluss" (ehemals Hauptschulabschluss) wird am Ende der Klasse 10a erworben. Mit der erfolgreichen Teilnahme an der Klasse 10b wird der Realschulabschluss erworben (die Fachoberschulreife). Wenn eine Schüler*in Englisch als Fremdsprache gewählt hat und der Notendurchschnitt am Ende der Klasse 10b 3 oder besser ist, hat sie oder er damit die Möglichkeit, eine gymnasiale Oberstufe zu besuchen und das Abitur zu erlangen. Pro Jahrgang gehen circa 5 Prozent diesen Weg.
Die meisten Kölner Realschulen werden von 300 bis 800 Schüler*innen besucht. Neben wechselnden Fachlehrer*innen werden Klassenlehrer*innen eingesetzt, die mit möglichst vielen Stunden ihre Klassen unterrichten. Das gibt den Schüler*innen gerade in der Erprobungsstufe Halt und Orientierung. Durch intensive Anleitung, vertiefendes Üben und strukturierte Begleitung erwerben die Kinder schulisches Wissen und eine selbständigere Arbeitshaltung. Die Schulen bereiten auf anspruchsvolle kaufmännische und technische Berufe vor. Ab Klasse 7 werden Wahlfächern wie zum Beispiel Wirtschaft, Informatik oder Technik angeboten. In der 6. Klasse müssen alle Schüler*innen am Unterricht einer zweiten Fremdsprache teilnehmen, in der Regel Französisch. Diese Fremdsprache können sie aber nach einem Schuljahr wieder abwählen, wenn sie einen anderen Schwerpunkt bevorzugen. Das Ziel der Realschule ist die Fachoberschulreife nach der 10. Klasse. Die Schüler*innen erwerben bei einem Notendurchschnitt von mindestens 3 in den Hauptfächern das Recht auf den Besuch einer gymnasialen Oberstufe. Etwa 30 Prozent der Schüler*innen mit Fachoberschulreife von einer Realschule erwerben im Anschluss das Abitur.
Die meisten Kölner Gesamtschulen sind groß - sie unterrichten zwischen 800 und 1.800 Schüler*innen mit einer Altersspanne zwischen 10 und 20 Jahren. Die Klassen werden in der Regel von einem Team aus zwei Klassenlehrer*innen geleitet. Die Gesamtschule umfasst die Angebote aller anderen drei Schulformen, also der Hauptschule, der Realschule und des Gymnasiums. Wichtig zu wissen ist es, dass an Gesamtschulen bis Klasse 9 die Noten nicht versetzungsrelevant sind. Wünschen Eltern eine Klassenwiederholung, muss diese beantragt werden. Die Schulen bieten in der Regel an drei Tagen gebundenen Ganztag an. Die Gesamtschule bereitet auf alle Schulabschlüsse vor: den "erweiterten ersten Schulabschluss" (ehemals Hauptschulabschluss), die Fachoberschulreife und das Abitur. In der Vergangenheit konnten nicht alle Schüler*innen, die an einer Gesamtschule in Köln angemeldet worden sind, angenommen werden. Sinnvoll ist es daher auch noch eine alternative Schulform mit im Blick zu haben. Der Anmeldezeitraum für die Gesamtschulen ist zeitlich vorgelagert, so dass Sie die Option haben, nach einer möglichen Absage Ihr Kind noch an einer der anderen Schulformen anzumelden.
Gymnasien sind eher große Systeme mit 700 bis 1.200 Schüler*innen im Alter bis zu 20 Jahren. Aufgrund des großen Angebots an Fächern müssen sich die Schülerinnen und Schüler bereits ab Klasse 5 auf häufig wechselnde Fachlehrer*innen einstellen. Natürlich gibt es Klassenlehrer*innen (häufig im Team), aber eine sehr enge Begleitung ist nicht möglich. Das Ziel der Schule ist die Vorbereitung auf ein wissenschaftliches Studium. Entsprechend gestaltet sich die Auswahl des Unterrichtinhaltes und seine Vermittlung. Die Fähigkeiten mit eher offenen Aufgabenstellungen umzugehen, selbständig zu arbeiten und sich zu organisieren werden in der Erprobungsstufe weiter geübt, sollten aber schon altersgemäß vorhanden sein. Das Gymnasium hat einen klar sprachlichen Schwerpunkt: ab der 7. Klasse sind 3 von 4 Hauptfächern sprachliche Fächer wie Deutsch, Englisch, zweite Fremdsprache. Das Ziel ist ein Abitur nach 13 Jahren, alle anderen Schulabschlüsse (erweiterter erster Schulabschluss, Fachoberschulreife) werden bei vorzeitigem Abgang nach Klasse 10 und bei entsprechenden Noten erteilt.
Im Schulsystem gibt es immer die Möglichkeit auf jedem erreichten Schulabschluss aufzubauen und den nächst höheren Schulabschluss zu erreichen. Die Schulform, die ein*e Schüler*in in der 5. Klasse besucht, entscheidet nicht darüber, welcher Abschluss erreicht werden kann.
Eine gute Übersicht über die sehr unterschiedlichen möglichen Bildungswege können Sie hier finden:
Sicherlich machen Sie sich die Entscheidung nicht leicht und es gibt immer Aspekte bei der Schulformwahl, die zum jetzigen Zeitpunkt schwer einschätzbar sind. Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, von den Informationen auszugehen, die Ihnen heute vorliegen. Stellen Sie sich auf Grundlage dieser Informationen die Frage: Welche Schulform scheint zum jetzigen Zeitpunkt am ehesten Bedingungen zu bieten, die für mein Kind passen? Denn sowohl eine Unter- also auch eine Überforderung kann dazu führen, dass Kinder die Lernfreude verlieren, traurig werden oder Verhaltensweisen entwickeln, mit denen sie in ihrem Umfeld anecken. Manche Kinder reagieren auch mit körperlichen Symptomen wie Kopf- oder Bauchschmerzen. Ein Wechsel auf eine andere Schulform im Laufe der Schullaufbahn bedeutet für das Kind, dass es den eigenen Klassenverbund und die Freunde verlassen und sich in eine neue Klassengemeinschaft einfinden muss. Die Erfahrungen, die das Kind auf der ersten Schule gemacht hat, nimmt es mit. Beide Aspekte machen einen Start auf der neuen Schule schwerer im Vergleich zu einem Start auf dieser Schulform vom Beginn der 5. Klasse an. Stellen Sie sich folgende zwei zentrale Fragen:
- In welcher Schulform ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass mein Kind unmittelbar Erfolgserlebnisse hat?
- In welcher Schulform wird es sich am ehesten wohlfühlen?
Warum kann es sinnvoll sein, die Einschätzung von Schulpsycholog*innen einzuholen, wenn Sie bei der Wahl der Schulform unsicher sind?

Wir kennen den schulischen Alltag und die spezifischen Anforderungen sowohl von Grundschulen als auch von den unterschiedlichen weiterführenden Schulen in Köln aus unserer täglichen Arbeit sehr genau. Darüber hinaus sind wir als Psycholog*innen mit der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen befasst und erhalten häufig Rückmeldungen in unseren Beratungen bezüglich Bildungsbiographien. Dadurch können wir Chancen und Risiken der einzelnen Schulformwahl gut einschätzen und gemeinsam mit Ihnen abwägen. Denn Sie als Eltern kennen Ihr Kind am allerbesten. Unser Anliegen ist es, durch die Wahl einer geeigneten Schulform für Ihr Kind Schwierigkeiten vorzubeugen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schulpsychologischen Dienstes unterliegen der Schweigepflicht. Wir sind eine von Schule und Schulaufsicht unabhängige Beratungsstelle und die Beratung bei uns ist kostenlos.
Aus unserer Sicht sollten Sie als Eltern die Entscheidung über die Wahl der Schulform treffen. Es überfordert Kinder nicht nur, sie vor eine solche Wahl zu stellen. Sie haben auch noch gar nicht die Möglichkeit, die vielen einzelnen Aspekte, die für eine Entscheidung wichtig sind, im Blick zu haben und die Folgen absehen zu können. Wenn Sie als Eltern eine Entscheidung über die Schulform getroffen haben, sollte Ihr Kind aber selbstverständlich mit entscheiden können, welche Schule dieser Schulform es bevorzugt.
Als Erprobungsstufe bezeichnet man die 5. und 6. Klassenstufe am Gymnasium und der Realschule. Im Grunde "erproben" sowohl die Schüler*innen als auch die jeweilige Schule, ob das Kind an dieser Schulform gut aufgehoben ist und erfolgreich lernen kann. Eine Klassenwiederholung in Klasse 5 wird nur in Ausnahmefälle erfolgen. Allerdings weisen Lehrer*innen durchaus schon in Gesprächen darauf hin, wenn sie den Eindruck haben, dass ein Kind unter- oder überfordert ist. Wenn die Noten nach Klasse 6 eine Versetzung nicht zulassen, bedeutet dies den Wechsel in eine andere Schulform.
Immer im Herbst finden in den Grundschulen Beratungsgespräche mit den Eltern der Kinder der 4. Klassen statt. In diesen Gesprächen werden Sie mit der Lehrkraft bereits über das Thema Wahl der weiterführenden Schule sprechen. Die Empfehlung, die die Lehrkraft dann schließlich mit dem Halbjahreszeugnis der 4. Klasse ausspricht, ist für Sie als Eltern nicht bindend. Sie entscheiden, auf welcher Schulform Sie Ihr Kind anmelden möchten. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass die Einschätzungen der Lehrkräfte in den meisten Fällen zutreffend sind. Die Lehrkräfte kennen die unterschiedlichen Schulformen und deren Anforderungen und kennen Ihr Kind aus Unterrichtssituationen. Wichtig ist sicherlich, dass Sie die Ausführungen der Lehrkraft nachvollziehen und Ihr Kind darin wiedererkennen können. Unterscheiden sich die Einschätzungen stark, ist es wichtig herauszufinden, wie es zu diesen unterschiedlichen Sichtweisen kommen kann. Kinder verhalten sich in unterschiedlichen Kontexten unter Umständen auch unterschiedlich. Wenn Sie Ihr Kind an einer Schulform anmelden, für die es auf dem Halbjahreszeugnis keine Empfehlung erhalten hat, dann wird die aufnehmende Schule Sie und Ihr Kind zu einem Beratungsgespräch einladen.
Alle wichtigen Informationen zum Ablauf des Anmeldeverfahrens finden Sie unter:
Uns ist es wichtig zu betonen, dass es unserer Einschätzung nach ungünstig ist, in Bezug auf die Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen nun den Druck für das Kind nochmal zu erhöhen. Es ist wichtig, dass Ihr Kind sich auf den neuen Lebensabschnitt freuen kann. Wird im Vorfeld nochmal ganz besonders viel geübt, kann dies den Eindruck nähren, dass etwas auf das Kind zukommt, auf das es nicht gut genug vorbereitet ist. Und dies kann dem Kind Angst machen. Darüber hinaus führt gemeinsames Lernen mit den Eltern häufig zu heftigen innerfamiliären Konflikten, die sich sehr ungünstig auf die mentale Verfassung der Kinder und die Gesamtsituation der Familien auswirken können. Aus unserer Sicht können Sie die verbleibende Zeit bis zum Schuljahresbeginn der 5. Klasse aber gut nutzen, um mit Ihrem Kind Selbstständigkeit, Selbstorganisation und Übernahme von Verantwortung zu üben. Solche Anlässe gibt es im Alltag viele. Zu der Frage, wie eine Förderung im Hinblick auf diese Aspekte im Alltag konkret aussehen kann, bieten wir eine telefonische oder persönliche Beratung an. Nehmen Sie gerne zu uns Kontakt auf.
Als Eltern eines Kindes mit Behinderung oder mit einem besonderen Unterstützungsbedarf stellen sich Ihnen sicher zahlreiche Fragen im Zusammenhang mit dem Schulbesuch Ihres Kindes. Hier finden Sie Antworten auf viele Fragen, auch zur Anmeldung an eine weiterführende Schule.