Lage und Geschichte

Das Naturschutzgebiet Wahner Heide liegt im rechtsrheinischen Stadtgebiet Kölns und setzt sich übergangslos - ohne dass man es vor Ort an Landmarken festmachen kann - im Osten in das Gebiet des Rheinisch-Bergischen Kreises (RBK) und im Süden in das des Rhein-Sieg-Kreises (RSK) fort.

Deutlich sichtbare, funktionelle Grenzen findet der Kölner Bereich des Naturschutzgebietes, mit einer Größe von ca. 769 ha, im Wesentlichen mit der BAB 3 im Norden des Mauspfades und des Flughafens Köln/Bonn im Westen beziehungsweise Süd/Westen.

Besenheide Wahner Heide _c Jochen Rodenkirchen © Jochen Rodenkirchen
Blühende Besen-Heide

Die Wahner Heide wurde in den vergangenen Jahrhunderten intensiv forst- und landwirtschaftlich genutzt, so dass sich auf den nährstoffarmen Böden großflächig Heidegesellschaften ausbreiten konnten. Die seit dem 19. Jahrhundert und auf Teilflächen noch immer stattfindende militärische Nutzung verhinderte ebenfalls die ganzflächige Bewaldung des Gebietes.

Im 20 Jahrhundert entwickelte sich aus dem inmitten der Wahner Heide errichteten britischen Militärflughafen der jetzige zivile Flughafen Köln Bonn. Obwohl dessen Betriebsgelände selber nicht zum Naturschutzgebiet der Wahner Heide gehört, befinden sich hier, benachbart zu den versiegelten Betriebsflächen, noch weitere wertvolle Offenlandbiotopstrukturen, wie z. B. Magerwiesen, Sandmagerrasen und Heiden.

Im Jahre 2014 übernahm die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Großteil des Kölner Naturschutzgebietes, mit dem Ziel den Naturschutz  für das Gebiet auch langfristig sicher zu stellen.

Gebietsbeschreibung

Das Kölner Naturschutzgebiet der Wahner Heide besteht überwiegend aus Waldlebensräumen mit darin eingebetteten, äußerst wertvollen Offenlandbereichen. Insgesamt sind diese Lebensräume aufgrund ihrer überregionalen Bedeutung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt in das Europäische Schutzgebiets Netz „Natura 2000“ eingegliedert und somit als Flora-Fauna Habitat- Gebiet (DE 5108-301)und EU-Vogelschutzgebiet (DE 5108-401) ausgewiesen.

Der Waldbestand setzt sich überwiegend aus Kiefern-Mischwald, Eichen-Mischwald, Buchen-Mischwald und sonstigen Laub-Mischwaldtypen zusammen. Offenlandlebensräume finden sich in den als „Pi-Becken“ bezeichnete ehemalige Auskiesungen, dem an der Alten Kölner Straße gelegenen „Paradeplatz“ und dem „Geisterbusch“. Diese Bereiche sind geprägt von Sand- und Callunaheiden, Magerwiesen und Weiden.

Im Gebiet fließen zudem die Bäche Scheuermühlenbach; Mühlenbach, Giesbach und Kurtenwaldbach, die aufgrund ihrer Ausprägung als Waldbäche ebenfalls einen Sonderlebensraum für daran angepasste Tier- und Pflanzenarten darstellen.

Die Stillgewässer (Pi-Becken 3, Stauteiche am Pi-Becken 2, Scheuermühlenteiche) sind keine natürlichen Stillgewässer, haben aber trotzdem für viele Tier- und Pflanzenarten eine hohe naturschutzfachlichen Bedeutung erlangt

Pflanzenwelt

Sonnentau Wahner Heide _c Ralf Fontes © Ralf Fontes
Mittlerer Sonnentau - eine „fleischfressende“ Pflanze

Die Pflanzenzusammensetzung in der Wahner Heide ergibt sich aus der Vielfalt und Besonderheit der im Gebiet anzutreffenden Lebensräume. Neben Arten, die an vielen Stellen unserer Kulturlandschaft auch in Ballungsräumen anzutreffen sind und somit zu den Ubiquisten zählen, trifft man auf den nährstoffarmen Sand- und Kiesböden der Offenlandbiotope und in den Feuchtstandorten auf Arten, die andernorts selten geworden oder sogar verschwunden sind. Hierzu zählen Arten, wie z. B. der Bauernsenf, die Heidenelke, der Sonnentau, das Wollgras oder aber die Moorlilie und die Sumpfkalla. Einige dieser Arten können bei Spaziergängen vom aufmerksamen Beobachter auch vom Wegesrand beobachtet werden, andere wachsen ungestört abseits der Wege und das Wissen darum, sollte dem Naturfreund genügen!

Sonnentau

Der Sonnentau fängt mit seinen klebrigen Tentakeln kleine Insekten oder Spinnentiere und verdaut sie mit Hilfe des ausgeschiedenen Drüsensekrets. Auf diese Weise verschafft er sich Nährstoffe (z. B. Stickstoff), die auf den nassen, meist sauren und verarmten Standorten auf denen er wächst nicht verfügbar sind.

Tierwelt

Die Tierwelt der Wahner Heide ist so vielfältig wie die der Pflanzen. Auch unter der im Gebiet vorkommenden Fauna befinden sich neben weit verbreiteten Arten etliche Spezialisten, die in der heutigen Zeit aufgrund der stark veränderten Wirtschaftsweise des Menschen aus vielen Bereichen der Landschaft verschwunden sind und deren Lebensraumansprüche nur mehr in einem Gebiet wie der Wahner Heide erfüllt werden. Nicht alle Tierarten leben ganzjährig in der Wahner Heide, manche tun dies nur in ihrer Fortpflanzungszeit (viele Vogelarten). Einige Vogelarten nutzen das weiträumige Gebiet auch mitunter als Zwischenstopp auf ihrem Weg ins Sommer- bzw. Winterquartier – hierzu zählen bspw. Kraniche, Raubwürger oder Schlangenadler.

Nur stellvertretend seien an dieser Stelle wenige typische Vertreter einiger systematischer Klassen des Tier- und Pflanzenreichs aufgeführt: 

Rotfuchs Wahner Heide _c Jochen Rodenkirchen © Jochen Rodenkirchen
Junger Rotfuchs

Säugetiere

Rotwild, Wildschwein, Rehwild, Fuchs, Igel, Großer Abendsegler, Eichhörnchen, Haselmaus und Feldmaus, um nur einige zu nennen.

Reptilien

Zauneidechse, Waldeidechse, Blindschleiche, Ringel- und Schlingnatter

Zauneidechse Wahner Heide _c Jochen Rodenkrchen © Jochen Rodenkirchen
Weibliche Zauneidechse mit Beute

Zauneidechse

Zauneidechsen besiedeln gerne die Übergangsbereiche von krautigen Saumstrukturen zu Freiflächen mit spärlicher oder fehlender Vegetation – diese sind typisch für die Offenlandlebensräume der Wahner Heide.

Die Männchen der ca. 18 – 20 cm großen Zauneidechse zeichnen sich durch grüne Flanken und eine grüne Kehle aus, die Weibchen besitzen eine grau-braune Grundfärbung. Zauneidechsen ernähren sich von Insekten Spinnen und sonstigen Kleintieren. Nach der Winterruhe (Sep./Okt. - Mrz./Apr.) beginnt die Paarungszeit. Anschließend legen die Weibchen ein- bis zweimal im Jahr ihre Eier in selbst gegrabenen Erdlöchern ab. Die Entwicklung bis zum Schlüpfen der Jungtiere dauert je nach Witterung 2 – 3 Monate.

Amphibien

Kreuz- und Erdkröte, Wasserfrosch, Grasfrosch, Teich-, Berg- und Kammmolch

Vögel

Schwarzkehlchen, Neuntöter, Wiesenpieper, Heidelerche, Klappergrasmücke, Star, Waldkauz, Ziegenmelker. Orpheusspötter, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen Teichrohrsänger, Stockente, Kanadagans

Wasserfrosch Wahner Heide _c Ralf Fontes © Ralf Fontes
Wasserfrosch in seinem Element
Schwarzspecht Wahner Heide _c Jochen Rodenkirchen © Jochen Rodenkirchen
Schwarzspecht eine typische Vogelart alter Wälder

Neuntöter

Der Neuntöter erbeutet – sein Name deutet darauf hin – diverse Kleintiere, wie z. B. Insekten, Reptilien, Vögel oder kleine Säugetiere und spießt diese häufig auf die Dornen entsprechend bewehrter Sträucher auf, in denen er häufig auch sein Nest errichtet. Er bevorzugt daher auch halboffene Lebensräume, die mit einem entsprechenden Strauchbestand ausgestattet sind.

Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich in der Färbung des Gefieders. Während das Männchen eine deutliche, schwarze Gesichtsmaske trägt, einen grauen Oberkopf und rotbraune Flügel aufweist, ist die Oberseite des Weibchens im Wesentlichen einfarbig, rotbraun gezeichnet.

Der Neuntöter gehört zu den Langstreckenziehern und überwintert südlich des Äquators in Afrika.

Wie bei vielen anderen Vogelarten auch, werden in Mitteleuropa geeignete und zum Brutgeschehen aufgesuchte Lebensräume, mit einem entsprechenden Nahrungsangebot immer seltener, so dass Gebiete wie die Wahner Heide von großer Bedeutung für den Fortbestand des Neuntöters sind.

Insekten

Wildbienen, Schmetterlinge, Libellen

Bienenwolf Wahner Heide _c Jochen Rodenkirchen © Jochen Rodenkirchen
Bienenwolf - eine Grabwespenart - mit Beute
Kaisermantel Wahner Heide _c Ralf Fontes © Ralf Fontes
Kaisermantel beim Nektarsaugen

Pflege und Erhaltungsmaßnahmen

Das reichstrukturierte Gebiet der Wahner Heide ist ein verbliebener, naturschutzfachlich bedeutsamer Rest der ehemals weitreichenden Bergischen Heideterrasse. Dieser entstand - wie weiter oben bereits beschrieben - während einer langen und sich den jeweiligen Erfordernissen anpassenden menschlichen Nutzung. Diese historischen Nutzungsformen (Niederwaldwirtschaft, Weidenutzung) stellen heutzutage keine lohnende Wirtschaftsweise mehr dar. Um dennoch die wertvollen Biotopstrukturen erhalten zu können, werden diese gegenwärtig unter Anwendung eines "Ökokontos" seitens des Flughafens Köln Bonn durchgeführt. In diesem Ökokontos werden aus Bauvorhaben resultierende Kompensationsverpflichtungen des Flughafens mit in der Wahner Heide durchgeführten Ausgleichsmaßnahmen verrechnet. Diese Maßnahmen werden von beauftragten und naturschutzfachlich geeigneten Landschaftspflegeunternehmen umgesetzt. Hierzu werden beispielsweise Weidetiere (Glan-Rindern, Ziegen, Schafen, Pferden, Eseln und Wasserbüffeln) eingesetzt, die vor allem die Offenlandbereiche pflegen.

Aber auch der Einsatz von Maschinen (zum Beispiel Forstfräse, Mähfahrzeuge) ist mitunter erforderlich, um im Gebiet einer unerwünscht aufkommenden Verbuschung Herr zu werden. Insbesondere nicht einheimische Vegetation, wie zum Beispiel die "Spätblühende Traubenkirsche" – eine aus Nord-Amerika stammende "Problempflanze" gilt es hier zurück zu drängen.

Maschineneinsatz Wahner Heide _c Ralf Fontes © Ralf Fontes
Herstellung einer Offenlandfläche am Paradeplatz
Ziegen Wahner Heide _c Ralf Fontes © Ralf Fontes
Ziegen bei der Landschaftspflege machen Pause

Das müssen Erholungssuchende beachten

Roter Pfahl Wahner Heide _c Ralf Fontes © Ralf Fontes

Naturschutzgebiete sind schutzwürdige, empfindliche Bereiche von herausragender Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Vielen Dank für Ihre Rücksíchtnahme!

Unterstützen Sie bitte die Erhaltung der Natur in Köln in dem Sie:    

  • lediglich die zugelassenen Wege - die mit roten Pfahlmarkierungen gekennzeichnet sind – begehen und nur die ausgewiesenen Parkplätze benutzen,
  • Hunde auf den zugelassenen Wegen ausschließlich an der Leine führen,
  • mit Pferden ausschließlich die vorgesehenen Reitwege nutzen,
  • Lärm vermeiden,
  • keinen Müll hinterlassen.
Warnschild Wahner Heide _c Ralf Fontes © Ralf Fontes

Im Bereich der Wahner Heide gilt außerdem die Kampfmittelunfallverhütungs-Verordnung, die u. a. ein Betreten der Flächen außerhalb der zugelassenen und untersuchten Wege verbietet! Denn außerhalb der zugelassenen Wege besteht Lebensgefahr, da das Gelände wegen seiner langen militärischen Nutzung mit Kampfmitteln belastet ist.

Besucherzentren

Weitere interessante Informationen über die Wahner Heide finden Sie in den Besucherzentren. Diese Info-„Portale“ sind das Gut Leidenhausen (Köln-Porz), der Turmhof (Rösrath), das Steinhaus (Bergisch-Gladbach) und in die Burg Wissem (Siegburg). Die Portale bieten sich auch als Startpunkte für kurze und ausgedehnte Wanderungen in die Wahner Heide (Gut Leidenhausen, Burg Wissem, Turmhof) und oder in die ausgedehnten Waldbereiche des NSG Königsforst (Turmhof, Steinhaus) an.

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