Ein persönlicher Erlebnisbericht der Auszubildenden Selina Lurz

Bereits seit vielen Jahren bietet die Stadt Köln in Zusammenarbeit mit der Bundesstadt Bonn die Möglichkeit an, im Rahmen der Ausbildung ein mehrwöchiges Auslandspraktikum zu absolvieren. Als ich von der Gelegenheit erfuhr, eines der zu absolvierenden Pflichtpraktika im Rahmen der Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste im Ausland zu absolvieren, war ich vom ersten Augenblick an begeistert. Recht schnell entschied ich mich, diese großartige Chance wahrzunehmen und begann mit der Organisation des Praktikums. Für mich kamen einige interessante Städte in die nähere Auswahl, nach intensiver Recherche habe ich mich dann recht schnell für die Stadt Dublin in Irland entschieden.

James Joyce Statue in Dublin © Selina Lurz
James Joyce Statue in Dublin

Dublin - "Stadt an der Hürdenfurt"

Dublin ist nicht nur die Hauptstadt Irlands, sondern zugleich auch die größte Stadt der Republik. Um möglichst viel vom Land, den Einwohnerinnen und Einwohnern und deren Kultur kennenzulernen sowie vielleicht auch ein paar Geheimtipps zu erhalten, entschied ich mich in einer Gastfamilie oder Wohngemeinschaft zu wohnen. Über das Internet fand ich eine geeignete Unterkunft in Clontarf, einem Stadtteil nördlich der Dubliner Innenstadt. Clontarf gehört für mich definitiv zu den schönsten Stadtteilen von Dublin.

Hier wohnte ich zusammen mit einer Irin und einer Schottin meines Alters. Das Haus war in der Nähe vom Meer, was mich absolut begeisterte. Direkt am ersten Tag wurde ich, nachdem mich meine beiden Mitbewohnerinnen vom Flughafen abholten, mit der Umgebung vertraut gemacht. Die Tochter der Vermieterin führte mich durch Clontarf und den angrenzenden Stadtteil Killester und gab mir hilfreiche Tipps, sodass ich mich von Beginn an orientieren konnte. Dadurch erfuhr ich auch von der Leap Card, mit der man kostengünstiger und ganz einfach in Irland Bus und Bahn fahren kann.

Arbeitsalltag unter beeindruckenden Umständen

Mein Praktikum habe ich in dem Archiv der Dublin City Library and Archive an der Pearse Street absolviert. Direkt am ersten Tag wurde ich sehr herzlich begrüßt, wodurch ich mich gleich wohlfühlte. Mit einigen Kolleginnen und Kollegen verstand ich mich so gut, dass wir die Pausen zusammen verbrachten und auch außerhalb der Arbeit etwas unternahmen. Recht schnell stieg ich auch in die Bearbeitung eines Bestandes ein. Dabei handelte es sich um den Nachlass von Helen Hooker O'Malley, einer ausgesprochen unabhängigen Frau, die in den 1940er Jahren in Dublin ein kleines Theater gründete. Ihr Nachlass war sehr vielfältig und es machte großen Spaß, ihn zu katalogisieren, zu beschreiben und zu digitalisieren.

Ich durfte mich außerdem damit beschäftigen, mithilfe von verschiedenen Quellen eine Descriptive List, eine Art Background Story über das Players Theatre und deren Gründerin zu verfassen. Gearbeitet habe ich mit anderen Kolleginnen und Kollegen im Lesesaal.

Hier herrschte eine wunderbar entspannte Arbeitsatmosphäre. Da das alte Gebäude mich ohnehin schon beeindruckte, habe ich mich auch an meinem Arbeitsplatz sehr wohl gefühlt.

An einem Tag der Woche ermöglichte mir das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek in Begleitung von einem oder mehreren Kolleginnen beziehungsweise Kollegen eine andere Kultureinrichtung zu besuchen. So besuchte ich eine Ausstellung über Helen Hooker O'Malley im National Photographic Archive und das EPIC Emigration Museum, in dem ich viel über die Gründe der Auswanderung der Iren in den letzten Jahrhunderten erfuhr.

Außerdem besuchte ich das Archiv der National Gallery of Ireland, in der wir uns eine Sammlung italienischer Reiseführer aus dem 17. und 18. Jahrhundert genauer ansahen sowie das Irish Architectural Archive. Wir erhielten eine spannende private Führung des Leiters und sprachen über Probleme, Ideen, Pläne sowie Konzepte und durften uns den Arbeitsalltag der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das Magazin (Lager) genauer ansehen.

City Archive Dublin Außenansicht © Selina Lurz
City Archive Dublin
Ausstellung City Archive Dublin © Selina Lurz
Ausstellung City Archive Dublin
Dalkey Island © Selina Lurz
Dalkey Island

Irland hat eine Menge zu bieten - auch in der Freizeit

Mit einer halben Million Einwohner ist Dublin die größte Stadt Irlands, allerdings verhältnismäßig klein für eine Hauptstadt. In Dublin liegt alles sehr nah beieinander und ist immer gut zu Fuß oder mit dem Bus zu erreichen. Die Iren sind in der Regel unglaublich freundlich, hilfsbereit und meistens bester Laune.

An Dublin hat mich aber auch der kulturelle Aspekt sehr fasziniert. In der ganzen Stadt gibt es diverse Museen und Sehenswürdigkeiten.

In den fünf Wochen Praktikum war es mir nicht ansatzweise möglich, alle aufzusuchen und zu erkunden. Außerdem war die Stadt an sich unglaublich spannend, weil man nicht nur in den tollen Museen, sondern auch überall auf den Straßen Dublins durch Gedenk- und Informationstafeln, Statuen und Monumenten mit der interessanten Geschichte des Landes konfrontiert wurde und viele Zusammenhänge feststellen konnte.

Die Altstadt von Dublin, Temple Bar, begeistert zusätzlich mit ihrem Erscheinungsbild. Die alten Häuschen mit den bunten Blumen vor den Fenstern geben ein sehr schönes Bild ab. Hier gibt es auch tolle Einkaufsmöglichkeiten, wie das Powerscourt Centre, das sich in dem ehemaligen Stadthaus des Viscount Powerscourt befindet. Dort befanden sich unter anderem ein schönes Café, ein Hutmacher und ein großer Flügel, an dem eine Pianistin die Halle mit Musik erhellte. Aber nicht nur dort, sondern auch in den vielen Pubs oder in den Fußgängerzonen gaben großartige und sympathische Musikerinnen und Musiker ein paar Stücke zum Besten.

Will man in Dublin mal seine Ruhe haben, kann man auch einen der vielen wunderschön angelegten Parks besuchen oder am Wochenende mit der DART Bahn schnell aufs Land fahren. Neben den alten Burgen oder anderen Sehenswürdigkeiten, kann man auch einen der vielen Cliff Walks machen oder sich im Wicklow Country den längsten Wasserfall Irlands ansehen.

Howth © Selina Lurz
Howth

Eramus+ Praktikum - eine ganz besondere Erfahrung

Das Erasmus+ Praktikum war für mich eine ganz besondere Erfahrung. Ich konnte mich auf interkultureller Ebene in den verschiedensten Bereichen weiterbilden. Allgemein hat mir dieses Praktikum nicht nur eine unglaublich schöne Zeit in einem wunderschönen Land ermöglicht, sondern es hat mich sowohl beruflich als auch privat unheimlich voran gebracht. Für mich war die Zeit in Irland eine absolute Bereicherung. Ich kann allen Auszubildenden der Stadt Köln nur ans Herz legen, die Chance zu ergreifen, so ein von der EU gefördertes Programm anzunehmen und in Eigenregie auch mit ganz individuellem Leben zu füllen.