Ein persönlicher Erlebnisbericht der Auszubildenden Kim Pfuhl und Louisa Rexhausen
Nachdem bereits im Jahr 2017 eine Kölner Studiengruppe ihre Projektarbeit an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) in Bezug auf das Thema "Europäische Jugendhauptstadt" im Ausland bearbeitete, konnte auch 2018 eine Neuauflage einer interkulturellen Projektarbeit finalisiert werden.
Im Mai 2018 hatte unsere Projektgruppe, bestehend aus zwölf Auszubildenden der Stadt Köln, die Möglichkeit im Rahmen unserer Projektarbeit an der FHöV ein ganz spezielles Thema zu bearbeiten. Unter dem Arbeitstitel "Das bedingungslose Grundeinkommen - Getestet in Finnland – Umsetzbar in Deutschland?" verbrachten wir rund eine Woche in der Kölner Partnerstadt Turku. Dieses Projekt wurde durch die Ausbildungsleitung in Kooperation mit der FHöV Köln initiiert und umgesetzt.
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Turku – Partnerstadt seit über 50 Jahren
Bereits seit 1967 und damit seit nun mehr über 50 Jahren pflegen Köln und Turku eine intensive Städtepartnerschaft. Turku, das malerisch schön an der Südwestküste Finnlands gelegen ist, bietet rund 185.000 Menschen eine Heimat. Damit bildet die Stadt das Zentrum eines der wichtigsten Ballungsräume Finnlands. 2011 war die am Fluss Aurajoki gelegene Stadt gemeinsam mit Tallinn Europäische Kulturhauptstadt.
Köln und Turku verbindet aber noch einiges mehr, denn nicht nur die Kölner haben etwas für ihren Dom übrig. Nein, auch in Turku steht ein Dom im Mittelpunkt des Interesses.
Durch die wassernahe Lage wurden beide Städte sehr schnell zu wichtigen Handelszentren ihrer jeweiligen Länder. Auch in architektonischer Hinsicht weisen einige der Bauwerke hin und wieder Ähnlichkeiten auf. Einer der Türme der Burg von Turku könnte ein Zwillingsturm der Türme auf der alten Kölner Stadtmauer sein.
Erste Berührungspunkte mit Turku und der Verwaltung
Am 5. Mai begann das Abenteuer Finnland. Voller Vorfreude trafen wir uns am Düsseldorfer Flughafen und starteten unsere Reise in den hohen Norden. Nach der Ankunft in Turku ließen wir die Koffer gleich links liegen, um direkt die ersten Eindrücke gewinnen zu können. Den Abend haben wir in einem netten finnischen Restaurant ausklingen lassen.
Da die Stadt Turku unwahrscheinlich viel zu bieten hat, setzten wir unsere Stadterkundung am nächsten Tag fort. Neben dem Dom von Turku besichtigten wir unter anderem die Burg Turkus und die Alte Markthalle, in der wir eine finnische Spezialität – die Zimtschnecke – verköstigten.
Voller faszinierter Eindrücke von unserer Partnerstadt starteten wir die Woche mit unserem ersten Besuch bei der Stadtverwaltung Turku. Uns begrüßte der Leiter des Internationalen Büros der Stadtverwaltung Turku, Herr Mika Akkanen. Hierbei erhielten wir interessante Einblicke in die dortigen Verwaltungsstrukturen und in das Schul- und Ausbildungssystem in Finnland. Außerdem berichtete Herr Akkanen von der spannenden Entstehungsgeschichte Turkus. Abschließend rundete er den informativen Vormittag mit einem typisch finnischen Mittagessen in der Kantine der Stadtverwaltung ab.
Ein besonderer Teil des Projektes war es auch, eine Straßenumfrage zu erstellen und durchzuführen. Im Zuge dessen stießen wir auf die unterschiedlichsten Menschen, mit denen wir unheimlich interessante Gespräche führen konnten.
Arbeitsteilung ermöglicht größeren Austausch
Am zweiten Tag stand für einen Teil der Gruppe das erste Interview auf der Tagesordnung. Dieses fand bei der Organisation WE-House statt, welche verschiedene Wiedereingliederungsmaßnahmen für arbeitslose Personen entwickelt. Währenddessen waren die restlichen Mitglieder der Gruppe mit den Vorbereitungen der noch anstehenden Interviews beschäftigt.
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Am kommenden Morgen wurden wir erneut herzlich von der Stadtverwaltung Turku empfangen. Die städtische Mitarbeiterin Paiviliisa Suonpää ermöglichte uns ein Treffen mit Studierenden aus Turku, welche ebenso in der Verwaltung tätig sind. Wir konnten aufschlussreiche Gespräche miteinander führen und dabei Gemeinsamkeiten sowie auch Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland feststellen.
Auf großes Interesse stieß unser Vortrag über das duale Studiensystem bei der Stadt Köln. Ein Phänomen, welches wir immer wieder auf Studienfahrten erleben, da für die einheimischen Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Studentinnen und Studenten das duale Bildungssystem völliges Neuland ist.
Im Anschluss hatten fünf Mitglieder unserer Projektgruppe die einmalige Chance Olli Kangas, den Leiter der finnischen Sozialversicherungsanstalt "Kela" bezüglich des bedingungslosen Grundeinkommens zu befragen. Parallel dazu fand ein weiteres Interview bei der Institution "TE-Service", vergleichbar mit dem Jobcenter Köln, statt.
Kraft tanken für die zweite Wochenhälfte
Der 10. Mai war - wie in Deutschland - auch in Finnland ein christlicher Feiertag, deshalb nutzten wir den Tag für einen Ausflug in die Region Pargas, welche am bekannten und wunderschönen Schärenmeer liegt. Wir gewannen auf der Insel Nagu beachtliche Einblicke in die Kultur Finnlands und bekamen zudem eine traditionelle Fischsuppe serviert. Gesättigt erkundeten wir weiter die Insel und waren stets beeindruckt von der atemberaubenden Natur.
Am vorletzten Tag unseres Aufenthalts machten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt Finnlands, da wir von Helsinki aus die Rückreise nach Deutschland antreten sollten. Nach weiteren erfolgreichen Straßenbefragungen und einer ausgiebigen Stadterkundung endete der Tag mit einem gemütlichen Beisammensitzen in einem typisch finnischen Pub.
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Es war für jeden Einzelnen von uns eine interessante, spannende und vor allem lehrreiche Zeit. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, an diesem Projekt teilzunehmen. Wir durften Finnland nicht nur seitens der Stadtverwaltung, sondern auch seitens der finnischen Kultur und Natur kennenlernen. Den größten Teil unserer Erinnerungen werden jedoch die unvergesslichen Gespräche mit den verschiedensten Menschen dort einnehmen.