Gartenweg, 50859 Köln
Der alte Weidener Friedhof wurde als Friedhof für Weiden und Lövenich 1895 in Nutzung genommen. Der Friedhof öffnet sich vom Gartenweg aus mit einer Allee auf das Hochkreuz der Jahrhundertwende hin, zu dessen Seiten die ehemaligen Weidener katholischen Pfarrer Albert Kindle und Dagobert Sommer begraben liegen.
Albert Kindle (verstorben 1959) war der erste Pfarrer der neu erbauten Rektoratskirche Sankt Marien in Weiden, die 1927 benediziert wurde. Dagobert Sommer (1910 bis 1982) galt als der "Baupfarrer". In seiner Amtszeit erfolgte der Bau des Josefshaus und der neuen Heilig Geist Kirche (1966 bis 1970). Hinter den Geistlichen ist an die Kriegsgefallenen und Vermissten Weidener erinnert.
Der älteste Teil des Friedhofs - die Flure 4 bis 7
Der älteste Teil des Friedhofs wird von den Fluren 4 bis 7 eingenommen, die sich in Form eines Querrechteckes von Südwesten nach Nordosten erstrecken. Hier sind die frühesten Bestattungen Weidener Bürger erhalten. Bei der Grabstätte der Familie Klein wird ein Bronzerelief mit einer Christusdarstellung als Schmerzensmann unter einem Halbbogen gezeigt, der von einem Kreuz überhöht ist. Die seitlichen Einfassungen aus Sandstein sind in fein geschwungener Form gearbeitet. Die Grabstätte dürfte um 1905 gestaltet worden sein.
Östlich von ihr erstreckt sich die Grabstätte Matthias Hubert Zaun (verstorben 1907) und Anna Sophia Hubertine Zaun (verstorben 1908). Auf einem Sarkophag in schwarzem Granit hat sich eine trauernde Frau mit gekreuzten Beinen niedergelassen und umarmt in tiefer Melancholie ein Urnengefäß.
Gleichsam das Pauluswort bildhaft verkündend: "Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt" (2. Kor. 4, 7).
Über der trauernden Figur tritt im flachen Relief das Kreuz Christi hervor, wobei in der Mitte der Kreuzbalken ein in Bronze gehaltener Christuskopf mit einem Ecce Homo Schriftband auf sein Leiden hinweist. Bemerkenswert sind auch die feingearbeiteten, dem Jugendstil nahen Einfriedungsgitter.
Christuskopf tritt auf gestuften Grabmal Monius hervor
Auf dem gestuft angelegten Grabmal Jakob Monius (verstorben 1904, Flur 6) tritt ein Christuskopf hervor (signiert Johann Steinnuss, Josef Spiegels Nachfolge, Köln-Melaten).
Im Bereich des Quadrums, das die Flure 4 bis 7 zentriert, befindet sich das mit kompletter Einfriedung erhaltene Grab des Wilhelm Gerhard Kreuz (verstorben 1904, signiert mit R. Dunkel, Melaten 118). Gerhard Kreuz wird als Mitkämpfer der Kriege 1866, 1870, 1871 ausgewiesen. Das Aufsatzkreuz zeigt das plastische Bild einer Christusfigur.
Die in Flur 4 gelegene Grabstätte Nolden birgt einen in Bronze modellierten Christus-Corpus und weist eine aus Mohnkapseln bestehende Girlande auf. Der Tod als Bruder des Schlafes wird mit den Mohnkapseln, aus denen Opium als Schlaf verursachendes Betäubungsmittel geschaffen werden kann, verglichen.
Die Grabstätte Theodor Breuer (Hauptlehrer in Lövenich, 1845 bis 1907), zeigt eine in Kalkstein unter einem Spitzbogen angelegte Marmorerinnerungsplatte, die mit einem Kreuz überfasst ist, an dessen Balkenschnittstellen eine Christusbüste in Carrara Marmor erscheint.
Kreuz mit Bronzecorpus: Grabstätte Schuhmacher
In der Verlängerung des Ost-West Weges liegt die Grabstätte der Familie Heinrich Schuhmacher (1860 bis 1929). Ein fein geschwungener Granitsockel, seitlich von Grableuchten gerahmt, wird von einem Kreuz, das einen Bronzecorpus zeigt, bekrönt (Flur 6, Abschluss Gartenweg).
Beim Grab Rettig (Flur 7, Margarethe Rettig, 1873 bis 1935) wird in Backstein eine Wandfläche angelegt, in die mittig eine Natursteinplatte hineingegeben ist. Dies entspricht typischer Reformkunst der 1930er Jahre. In gleicher Flur liegt die Grabstätte Sauer (1931), wo in Art Deco gemäßer Formsprache sich über gestuftem Sockel ein trapezoides Aufsatzteil erhebt, das einen giebelförmigen Abschluss mit bizarren Ornamenten stilisierter Lilien und einem griechischen Kreuz aufweist.
Die in den 1950er Jahren zusammen mit der Trauerhalle in Nutzung genommenen Flure 2 und 3 zeigen einige bemerkenswerte Grabstätten. Südlich der Halle wird an die Besitzerfamilie von Gut Keuschhof, Gottfried Felten und seiner Verwandten gedacht (verstorben 1897).
Von dichter Aussage ist der Grabstein Edith Unrath (verstorben 1988), wo unter dem XP Abschluss das klare "credo in unum deum" ("ich glaube an den einen Gott") ausgesprochen wird.
Auffällig: die Pieta der Grabstätte Sudhold
Zum Gartenweg fällt die fein reliefierte Pieta der Grabstätte Sudhold (circa 1995) auf. Gleich hier auch die Grabstätte von Otto Ritterbach, dem Gründer des lange in Weiden ansässigen Druckereibetriebes. Gegenüber hiervon wird die Grabstätte Horst Patzke (verstorben 2002) bemerkbar; zwei verschieden hohe Basaltsäulen. Die rechte schließt mit Weinblättern und einer Weintraube ab.
Am Ausgang Albert Kindle Straße (Flur 5) liegt die künstlerisch auffällige Grabstätte der Familie Jakob (Helga, verstorben 1995). Das Bildrelief zeigt einen mit Dornen gekrönten Christuskopf, von dem Sonnenstrahlen ausgehen. Der nach unten fließende Strahl trennt zwei menschliche Gesichter und leitet zugleich auf ein Kind über, so dass die Einswerdung in der Kindschaft Gottes über Christus Thema bilden könnte. Nach oben hin schließt es im Halbkreis rund mit Rosen ab.
Auf ein enges Tor zulaufende Stufen zeigt die Grabstätte Schirp (Flur 7, verstorben 1997). Das Mathiaswort 7, 14 kommt in den Sinn: "aber das Tor das zum Leben führt ist eng und der Weg dorthin ist schmal und nur wenige finden ihn".