Kane Kampmann mit Arbeit zur Kommunikation im und über den Holocaust
Die Künstlerin Kane Kampmann zeigte am Mittwoch, 9. November 2022, im Rahmen des Projekts "sichtbar machen" eine Großprojektion am früheren Standort der Synagoge in der Glockengasse 2. Der neue Direktor des NS-Dokumentationszentrums, Dr. Henning Borggräfe, hat Zuschauer*innen und Gäste begrüßt, Projektleiter Dr. Dirk Lukaßen und Künstlerin Kane Kampmann informierten über das Projekt "sichtbar machen" und die Projektionen im Stadtraum.
Das jüdische Leben und der Holocaust: Gedanken und Gefühle zwischen Hoffnung und Ausweglosigkeit, Flucht und Verzweiflung mitten in der Stadt – an den Orten, an denen sich Ausgrenzung und Entrechtung unter den Augen der Mehrheitsgesellschaft abspielten.
Dies sichtbar zu machen und die Geschichte und Geschichten zurück an die Orte des Geschehens mitten in der Stadt zu bringen war das Ziel der Projektion am 9. November 2022, dem 84. Jahrestag des Novemberpogroms 1938, um 20 Uhr am ehemaligen Standort der damals zerstörten und wenig später abgerissenen Synagoge Glockengasse.
Die Projektion erfolgte vom Offenbachplatz aus auf die Außenfassade des Geschäftshauses Glockengasse 2. Dieses Haus befindet sich heute direkt gegenüber des ehemaligen Standortes der Synagoge, die sich damals an der Ecke Offenbachplatz/Glockengasse auf Höhe der heutigen Rechtsabbiegerspur auf die Nord-Süd-Fahrt befand.
Die multimedial-künstlerische Fassaden-Projektion von Kane Kampmann (www.kane.de) sollte diesen zerstörten Ort jüdischen Lebens mitten in der Stadt wieder "sichtbar machen":
Das prachtvolle Gebäude an sich, vor allem aber auch die zahlreichen Beschreibungen und Erinnerungen aus zeitgenössischen Briefen und Tagebüchern aber auch aus rückblickenden Zeitzeugen-Interviews, die Portraits der Menschen, denen dieser Ort 1938 genommen wurde, die zunehmender Ausgrenzung, Verfolgung bis hin zur Deportation ausgesetzt waren. Ebenso soll sichtbar gemacht werden, dass dies alles mitten in der Stadt, unter den Augen der gesamten Stadtgesellschaft stattfand.
Die Projektion ist nach einer ersten öffentlichen Präsentation am 15. Juni 2022 ein weiteres Teilergebnis des gleichnamigen Projektes von Museumsdienst Köln in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. Es wird umfangreich durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft sowie das Bundesministerium der Finanzen im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht gefördert.
Am 7. Dezember 2022 wird es eine dritte Projektion am Bahnhof Köln Messe/Deutz (Tiefbahnhof) als zentralem Deportationsort geben. An diesem Tag wird darüber hinaus ein umfangreiches Web-Portal sämtliche Projektergebnisse online präsentieren, mit neuartigen und innovativen VR-Visualisierungen verschiedener Aspekte der Kommunikation im und über den Holocaust:
- die historischen Kommunikationsräume, Lebens- und Erfahrungswelten am Beispiel der jüdischen Kölner Familie Schönenberg auf Grundlage der beeindruckenden Überlieferung ihrer Selbstzeugnisse
- das Thema Emigration nach Palästina durch die Präsentation des umfangreichen Fotonachlasses des Sohnes Leopold Schönenberg aus der Emigration nach Palästina
- die rückblickende Perspektive anhand Erinnerungen von Kölner Zeitzeug*innen
- das Erinnern und Gedenken heute durch die Dokumentation der drei öffentlichen Großprojektionen vom 15. Juni Ecke Venloer Straße 23/Bismarckstraße als ehemaliger Wohnort der Familie Schönenberg, am 9. November 2022 am ehemaligen Standort der 1938 zerstörten Synagoge Glockengasse und am 7. Dezember, dem Jahrestag einer Deportation nach Riga, am Bahnhof Deutz/Messe als zentralem Ausgangspunkt der Deportationen.
Weitere Informationen bietet die Preview-Seite zum Projekt: www.sichtbar-machen.online
Fragen zum Projekt beantwortet Dr. Dirk Lukaßen, Museumsdienst Köln, Telefon: 0221 / 221-26567, E-Mail: dirk.lukassen@stadt-koeln.de