Vom 18. bis 22. Februar 2020 trafen sich die Projektpartnerinnen und Projektpartner zum Austausch über Strategien und Chancen im Cultural Peer Learning in Dar es Salaam

Über 120 Teilnehmer*innen aus sieben europäischen und drei afrikanischen Ländern nahmen an dieser Konferenz im Rahmen des EU-Projektes Culpeer4change teil. Mit dem Ziel, das Konzept des Cultural Peer-Learning für die entwicklungspolitische Bildung (CPLC) bekannt zu machen. Vor allem ging es darum, die lokalen Akteurinnen und Akteure wie Behörden, Zivilgesellschaft und Politik für die Bedeutung und Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele 10, 13 und 14 in Tansania zu sensibilisieren, um den entwicklungspolitischen Bildungsansatz des CPLC besser umsetzen zu können.
Die Vertreter*innen aus den Städten in Europa und Afrika stellten ihre best practice Beispiele zur Einführung des CPLC in den jeweiligen Ländern vor und diskutierten gemeinsam die Möglichkeiten, wie diese wechselseitig übernommen und angepasst werden können. Zudem wurden Strategien zur Entwicklung von Private Publik Partnership-Modellen (PPP) zwischen den lokalen Behörden, der Zivilgesellschaft und anderen Interessensgruppen zur Förderung des Cultural Peer-Learning Konzepts für die entwicklungspolitische Bildung erörtert.
Darüber hinaus war auch das "Teatro Trono" aus Bolivien vertreten, das auf über 10 Jahre Erfahrung mit dem Konzept des Kulturellen Peer-Learning, besonders mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen, blicken kann.

Der Gastgeber der Konferenz, das Kigamboni Gemeindezentrum (KCC), nutzte dieses Zusammentreffen, sich und seine Arbeit eindrucksvoll zu präsentieren. Nicht zuletzt als Teil des EU-Projektes Culpeer4change konnte es sich als Partner für Initiativen zur kommunalen Entwicklung empfehlen. Den Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern aus den europäischen Städten bot sich ein authentischer Einblick in die Arbeits- und Lebensbedingungen in Tansania und die Möglichkeit vom sogenannten "Süd-Partner" zu lernen, wie das Kulturelle Peer-Learning Konzept im Gemeindezentrum, in den Schulen und bei Rehabilitationsmaßnahmen von jugendlichen Straftätern praktisch umgesetzt wird.
Von uns als Koordinatorin des Projektes Culpeer4change, besuchten eine Mitarbeiterin des Büros Europa und Internationales sowie eine Mitarbeiterin des Kölner Instituts equalita e. V. die Konferenz und führten einen regen und für beide Seiten gewinnbringenden Austausch mit den Mitgliedern der örtlichen Verwaltung, des tansanischen Ministeriums für Soziales, Kinder und Senioren sowie Vertreterinnen und Vertretern von Schulen und der Elternschaft.
Wie der Leiter des KCC, Nassoro Mkwesso, nach der Konferenz berichtete, werden zehn weitere Schulen in Kigamboni zukünftig die Angebote des KCC nutzen. So stieg die Zahl von Kindern und Jugendlichen, die im Gemeindezentrum aktiv wurden, seit Ende Februar von durchschnittlich 170 auf 230 pro Tag. Zudem erhält das KCC die offizielle Erlaubnis vom Ministerium für Soziales, Kinder und Senioren die künstlerische Arbeit mit Akrobatik und Tanz im Jugendgefängnis fortzuführen und über die Kinderrechte aufzuklären. Auch die Stadtverwaltung von Kigamboni beabsichtigt, mit dem KCC ein Programm für Kinder zu entwickeln, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und bei denen die Gefahr besteht, dass sie sich strafbar machen.
Das Kigamboni Gemeindezentrum (KCC) im Porträt

Das Kigamboni Gemeindezentrum (KCC) liegt im Stadtteil Kigamboni, einem der größten von Dar es Salaam mit offiziell rund 400.000 Einwohner*innen. Gegründet wurde das Zentrum 2007 von vier jungen Männern aus Kigamboni, die selbst Armut, Misshandlung und Obdachlosigkeit erfahren haben. Ihre Vision:
Eine solidarische, unterstützende und kreative Welt ohne Armut!
Ergänzend zur Bildung im staatlichen Schulsystem ermöglicht das KCC kostenfreien Schulunterricht in verschiedenen Stufen und öffnet damit auch Kindern und Jugendlichen eine Chance auf Bildung, die durch das Raster im tansanischen Bildungssystem fallen. Zum Angebot gehören darüber hinaus auch Nachhilfeunterricht, Kurse für spezielle Kenntnisse zum Beispiel im EDV-Bereich sowie das Cultural Peer-Learning.
Das Straßenkinderprojekt "KCC Children's Shelter" sowie das Projekt zur Talentförderung, unter anderem unterstützt durch die Peter-Ustinov-Stiftung, runden das Programm am KCC ab. Unter dem Motto "Jeder hat ein Talent, also komm vorbei und lass andere daran teilhaben!" bieten die zumeist ehrenamtlich tätigen Betreuerinnen und Betreuer den Kindern und Jugendlichen auch den Zugang zu kulturellem Ausdruck, insbesondere in Akrobatik, Musik und Tanz, um sie für die Zukunft stark zu machen. In der künstlerischen Arbeit werden auch so wichtige Themen wie Klima, Klimawandel und Nachhaltigkeit allgemein behandelt. Vor diesem Hintergrund ist auch das Wandgemälde im Rahmen des Projektes Culpeer4change entstanden.
Klimawandel und Kinderrechte auf Stein gemalt!

Im Rahmen der Konferenz wurde auch das Wandgemälde an der langen Mauer der Kigamboni-Grundschule öffentlichkeitswirksam offiziell eingeweiht. Im Rahmen von Culpeer4change kamen Anfang Februar sechs junge Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Fine Arts und Urban Art/Graffiti aus Tansania und Uganda zusammen, um gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der örtlichen Schulen ein Wandgemälde in Kigamboni zu kreieren, das den Themen Klimawandel und Kinderrechte gewidmet ist. So sind neben der bildlichen Darstellung beispielsweise auch Sätze wie
Kinder haben ein Recht auf Spielen
Kinder haben Recht auf Frieden
Kinder haben das Recht "Nein" zu sagen
Kinder haben Recht auf Mitsprache
auf Swahili als ganz klare und eindringliche Botschaft zu lesen.
Vergleichbare Wandgemälde sind im Rahmen von Culpeer4change auch schon in Bulgarien und Slowenien entstanden. Auch für Köln ist eine Wandbemalung geplant.
Kigamboni Art Festival 2020

Den Abschluss der internationalen Konferenz bildete das Kigamboni Art Festival. Über 3000 Menschen aus der Gemeinde Kigamboni besuchten das Event und ließen sich von den Darbietungen junger Künstlerinnen und Künstler zum Themenschwerpunkt "Kein Hunger", Ziel 2 der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDG 2) begeistern.
Gestaltet wurde das umfangreiche und sehr anspruchsvolle Programm von
- Jugendlichen aus Uganda, Kenia und Tansania, die afrikaweit erstmalig in einem 14-tägigen Workshop in dieser Form zusammengearbeitet haben
- einer deutsch-tansanischen Kooperation junger Erwachsener
- Schülerinnen und Schüler von zehn Schulen in Kigamboni
Impressionen vom Kigamboni Art Festival


