Die Historie
Die Geschichte des Deutzer Hafens reicht weit zurück, bis in die Zeiten, in denen Handel und Schifffahrt die Lebensader einer wachsenden Stadt bildeten. Bereits seit dem Mittelalter diente der Hafen als wichtiger Knotenpunkt für den Warentransport entlang des Rheins.

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert erlebte der Hafen einen weiteren Aufschwung, als er zu einem Zentrum für den Handel mit Kohle, Stahl und anderen Rohstoffen wurde. Die Silhouette der historischen Mühlengebäude prägte das Bild dieses lebendigen Industriegebiets.
Bereits in den 1990er Jahren begannen die ersten Planungen zur Neugestaltung des Deutzer Hafens. Die Vision war es, aus diesem ehemaligen Industriegebiet ein modernes Stadtquartier zu formen, das Wohnen, Arbeiten und Freizeit miteinander vereint. Doch erst in den vergangenen Jahren wurden diese Pläne konkreter und erhielten durch verschiedene städtebauliche Verfahren und Beschlüsse ihre rechtliche Grundlage. Folgende Meilensteine wurden bislang erreicht:
2009 – Erste Standortuntersuchung
Bereits im Jahr 2009 zeigte eine erste Standortuntersuchung die verschiedenen Möglichkeiten einer Umnutzung auf. Sie machte außerdem deutlich, dass die Bedeutung des Hafens zurückgeht: Sein Anteil am Umschlag aller Kölner Häfen machte nicht einmal mehr fünf Prozent aus, die Hälfte aller Flächen waren nicht hafenspezifisch genutzt. Eine Revitalisierung des Hafens ist angesichts der umliegenden Wohnbebauung aus Gründen des Lärmschutzes nicht möglich. Wir wurden im Anschluss an ein Symposium daher vom Rat beauftragt, gemeinsam mit den Eigentümer*innen und Nutzer*innen des Areals ein zukunftsweisendes Konzept zu erarbeiten.
2013/2014 – Machbarkeitsstudie ASTOC
Eine Ende 2014 veröffentlichte Machbarkeitsstudie belegt, dass die Hochwasserrisiken bei einer Umnutzung nicht zwangsläufig zunehmen, sondern durch eine städtebaulich geschickte Planung verringert werden können. Bestehende Kaianlagen und wassernahe Zonen können von der Bebauung ausgespart, große Flächen von der bisherigen Nutzung befreit und zu wertvollen Freiräumen modelliert werden, sodass im Falle eines Hochwassers zusätzliche Überschwemmungsflächen zur Verfügung stünden. Darüber hinaus könnten durch den Bau von im Notfall flutbaren Tiefgaragen sowie die Erweiterung des Hafenbeckens im Süden weitere Retentionsräume entstehen.
2015 – Politische Grundsatzentscheidung
Im Juni 2015 hat sich der Rat auf Grundlage dieser Erkenntnisse in einer Grundsatzentscheidung dafür ausgesprochen, den Hafen bei Erhalt der ansässigen Ellmühle zu einem Büro- und Wohnquartier umzugestalten. moderne stadt, die das Gelände in enger Abstimmung mit uns entwickeln soll, strebt eine vielfältige Nutzungsmischung mit unterschiedlichen Wohnformen (30 Prozent öffentlich gefördert), mit Büros, Kreativ- und Dienstleistungsgewerbe, kulturellen Einrichtungen sowie attraktiven öffentlichen Frei- und Erholungsräumen an.
Fünf interdisziplinäre Teams aus international renommierten Planungsbüros unter Mitwirkung der Bürgerschaft haben sich mit der Frage beschäftigt, wie das Kölner Veedel von morgen aussehen könnte. Die überzeugendste Antwort hat das Kopenhagener Büro COBE in Zusammenarbeit mit Ramboll Studio Dreiseitl (Überlingen), Transsolar (Stuttgart) und knp.bauphysik (Köln) geliefert.
2017/2018 Integrierter Plan und Planungsrecht
Der COBE-Entwurf wurde 2017 vertieft überarbeitet. Begleitend hierzu wurden verschiedene Fachgutachten zum aktuellen Bestand und zur zukünftigen Entwicklung des Deutzer Hafens erstellt. Der entstandene Integrierte Plan wurde schließlich am 1. März 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt und den politischen Gremien zur Beschlussfassung vorgelegt. Somit ist der Integrierte Plan abgeschlossen und dient dem Bauleitplanverfahren als Grundlage. Der Rat hat Beschlüsse zum Änderungsverfahren des Flächennutzungsplans sowie zur Aufstellung eines Bebauungsplans gefasst. Vorangegangen war der Beschluss über einen städtebaulichen Entwicklungsbereich: Das Instrument soll die umfassende und zügige Realisierung des Deutzer Hafens mit circa 3.000 Wohnungen und circa 6.000 Arbeitsplätzen unterstützen.
2020 DGNB – Quartierszertifizierung
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) zeichnete das Quartier Deutzer Hafen Köln mit einem Vorzertifikat in Platin aus. Mit einem Ergebnis von 83,3 Prozent Gesamterfüllung wurde das Quartier, lange bevor es tatsächlich zum Leben erwacht, besser beurteilt als für das Erreichen der Spitzenkategorie erforderlich. Unter den fünf Hauptkriterien des Zertifikats hat der Deutzer Hafen insbesondere in den Disziplinen "soziokulturelle und funktionale Qualität", "ökologische Qualität" sowie "Prozessqualität" überdurchschnittlich abgeschnitten.
2021/2022 – Infrastruktur Wettbewerbe
In den Jahren 2021 und 2022 wurden im Deutzer Hafen wichtige Infrastruktur-Wettbewerbe durchgeführt. Im Brückenwettbewerb wurden architektonische Entwürfe für die geplante Fuß- und Radwege sowie die Kfz-Brücke entwickelt. Aus den zehn Einreichungen aus dem In- und Ausland hatte sich der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft um das Münchener Büro Mayr Ludescher Partner durchgesetzt. Der ausgezeichnete Entwurf überzeugte mit einer eleganten Cortenstahl-Konstruktionen, die auf zeitgemäße Weise den industriellen Hafencharakter betont. Der Baustart für die Brücken ist für 2025 geplant.
Im Wettbewerb für den so genannten EnergyHub mussten bauliche Entwürfe für die Energiezentrale und das Umspannwerk entwickelt werden. Diese Gebäude sind notwendig, um das entstehende Quartier mit Strom und Wärme zu versorgen. Der erste Preis ging an das Berliner Architektur Büro Heide & von Beckerath. Ihr Entwurf zeichnete sich unter anderem durch individuell gestaltete Fassaden und den Einsatz von recyceltem Materialien aus sowie durch die Möglichkeit, von der Straße aus einen Einblick in das technische Innenleben des Bauwerks werfen zu können.
2023 – Wegweisende Beschlüsse: Teilplan Infrastruktur und Änderung des Flächennutzungsplanes
Mit den Beschlüssen des Bebauungsplanes "Teilplan Infrastruktur" am 9. Februar 2023 sowie zur Änderung des Flächennutzungsplans am 7. September 2023 hat der Rat wegweisende Entscheidungen zur Entwicklung des Hafengebietes getroffen. Während der geänderte Flächennutzungsplan den Weg für die Konversion des ehemaligen Industriehafens in ein mischgenutztes Quartier frei macht, regelt der Teilplan Infrastruktur, wie der öffentliche Raum des Quartiers funktionieren wird. Damit setzt er den Grundstein dafür, dass ein lebenswertes und nachhaltiges Quartier entstehen kann. Dieser umfasst unter anderem:
- eine klimagerechte Ver- und Entsorgung (Wärme, Wasser, Abwasser, Strom, Internet)
- die Schaffung von zahlreichen Grün- und Aufenthaltsflächen
- die Errichtung einer fünfzügigen Grundschule als wichtiger Baustein der sozialen Infrastruktur
- die Umsetzung eines ausgewogenen Mobilitätskonzeptes.
In die zugrundeliegende Planung sind neben einer umfangreichen öffentlichen Beteiligung die Fachexpertise zahlreicher Gutachterbüros eingeflossen, unter anderem zu den Themen Mobilität, Hochwassersicherheit, Lärm und Klimaschutz.
Bevor rund um das Hafenbecken ein neues Quartier gebaut werden kann, muss erstmal Platz geschaffen werden. Seit Ende 2021 werden Rückbaumaßnahmen auf dem Hafengelände durchgeführt. So wurden bereits mehrere alte Lagerhallen und betonierte Wegeflächen zurückgebaut, damit Wohngebäude, Parks und Straßen errichtet werden können. Um den Industriecharakter des Areals zu bewahren, bleibt vieles dem neuen Quartier erhalten, zum Beispiel die historischen Mühlengebäude, Industriekräne und mehrere Hallengebäude. Beim Rückbau wurde behutsam vorgegangen, um die Auswirkungen auf die Nachbarschaft zu reduzieren. Die rückgebauten Materialien wurden an Ort und Stelle gesammelt, sortiert und für die Weiterverwendung abtransportiert.
Die Entwicklung eines neuen Stadtteils ist eine hochkomplexe Aufgabe, die aus vielen verschiedenen Einzelprojekten unterschiedlicher Akteur*innen besteht. Um dieser Komplexität zu bewältigen, wird das Quartier Deutzer Hafen schrittweise entwickelt: Die Errichtung von Infrastruktur, von Gebäuden auf den Baufelder und von öffentlichen Flächen erfolgt nach und nach. Wann diese Schritte im einzelnen erfolgen, ist mit Unsicherheiten verbunden, da Abhängigkeiten zwischen den Einzelprojekten bestehen. Auch externe Faktoren können das Projekt beeinflussen, etwa die Verfügbarkeit von Kapazitäten am Bau.
Fest steht jedoch, dass das Hafenquartier in den kommenden Jahren nach und nach Form annehmen und sich mit Leben füllen wird. Die Entwicklung startet im Süd-Osten des Gebietes, also entlang der Siegburgerstraße und des Bahndammes. Das sind die nächsten Schritte:
Baufelder
Die Entwicklung startet auf zwei der insgesamt 27 Baufelder. Das im Süden des Quartiers gelegene Baufeld 07 wird durch die stadteigene Entwicklungsgesellschaft moderne stadt entwickelt. moderne stadt sucht im Wege einer sogenannten Konzeptvergabe Partner*innen für die Entwicklung der gewerblichen Flächen. Zurzeit befinden sich die Kandidat*innen in der Konzeptphase und entwickeln Entwürfe für das Baufeld. Diese werden im Hinblick auf soziale, ökonomische und ökologische Aspekte ausgewertet. Das beste Konzept erhält den Zuschlag für das Baufeld. Sobald ein*e Partner*in gefunden ist, wird diese*r gemeinsam mit moderne stadt einen Architekturwettbewerb ausloben. Ein solcher Wettbewerb wurde für das an der Siegburger Straße gelegene Baufeld Ost 03 bereits durchgeführt. Darin sucht die Grundstückseigentümerin, die Kreer Development GmbH, gemeinsam mit uns eine bauliche Lösung für das gemischte Baufeld. Das Baufeld wird neben Büroflächen auch Wohnraum (davon 30 Prozent öffentlich gefördert), einen begrünten Innenhof sowie eine Kindertagesstätte umfassen. Der Wettbewerb wurde im Juni 2024 entschieden. Als Siegerentwurf ging der Entwurf des Büros JSWD hervor.
Aktuell wird ein weiteres Baufeld im Rahmen eines Wettbewerbs qualifiziert. Es handelt sich um das Baufeld 05, auf dem gemischte Nutzungen ähnlich dem Baufeld Ost 03 vorgesehen sind. Es ist das erste Baufeld, das entlang der Hafenpromenade entwickelt wird. Ausgelobt wird der Wettbewerb durch die stadteigene Entwicklungsgesellschaft moderne stadt. Entwickelt werden soll das Baufeld durch moderne stadt und in Teilen durch einen Drittinvestor, der noch gefunden werden muss. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden im September 2025 vorliegen.
Parks, Plätze und Promenaden
Anknüpfend an die umliegenden Freiräume – allen voran die Poller Wiesen – entstehen im Deutzer Hafen vielfältig nutzbare und divers gestaltete Freiflächen wie Parks, Plätze, eine Hafenbecken-Promenade sowie Sport- und Spielflächen. Um für eine hohe Aufenthaltsqualität zu sorgen, wird bei der Gestaltung des öffentlichen Raums besonderer Wert auf die Verwendung nachhaltiger Materialien, die klimatische Funktion der Flächen sowie auf Barrierefreiheit gelegt.
Mit dem oben beschriebenen Beschluss des Teilplans Infrastruktur wurde die planungsrechtliche Grundlage für die Erstellung der Freiflächen bereits geschaffen. Derzeit erfolgt die Feinplanung der einzelnen Flächen. Dabei werden wichtige Details, wie die langfristige Bewirtschaftung und Pflege der Flächen und deren Kosten, vertieft behandelt. Sobald diese Planung abgeschlossen ist, kann die Anlage der Freiflächen starten. Viele Bereiche des öffentlichen Raums, wie zum Beispiel die Hafenpromenade, gehören zu den ersten Bausteinen der Quartiersentwicklung, sodass sie voraussichtlich bereits vor Abschluss der Bauarbeiten im Quartier erleb- und nutzbar sein werden.
Brücken
Der Baubeginn der Kraftfahrzeug- sowie der Fuß- und Radwegebrücke ist im Jahr 2025 möglich. Dabei wird der siegreich aus dem Wettbewerb hervorgegangene Entwurf von Mayr Ludescher Partner umgesetzt.
Energy Hub
Der Bauantrag für das Umspannwerk wird im Frühjahr 2025 eingereicht. Sobald dieser genehmigt ist, kann mit dem Bau begonnen werden. Der Entwurf für die Energiezentrale wird derzeit überarbeitet, sobald die Überarbeitung abgeschlossen ist, kann die Errichtung erfolgen.
Straßen- und Kanalbau
Die Detailplanung für den Straßen- und Kanalbau wird zurzeit abgestimmt. Der Kanalbau startet im zweiten Quartal 2025, während die Straßenbauplanung im Sommer abgeschlossen wird. Der Bau erfolgt anschließend.
Mobilitätskonzept
Die verkehrlichen Auswirkungen der Quartiersentwicklung auf die umliegenden Gebiete wurden im Verkehrsgutachten untersucht und werden weiterhin überwacht. Um die langfristige Mehrbelastung aufzufangen, werden das Verkehrsangebot und die Infrastruktur angepasst. Geplante Maßnahmen umfassen die Einrichtung einer neuen Bus- und Straßenbahnlinie sowie den Ausbau der Kreuzung Im Hasental / Östlicher Zubringer.