Autorin und Fotokünstlerin arbeiten für jeweils drei Monate in Kölns Istanbul

Bereits im zehnten Jahr vergibt die Stadt Köln das "Atelier-Galata"-Stipendium für einen Gastaufenthalt in Istanbul. Für das zweite Halbjahr 2019 hat die Jury die Autorin Fahimeh Farsaie und die Künstlerin Roya Noorinezhad ausgewählt.  

Fahimeh Farsaie ist eine iranisch-deutsche Schriftstellerin und widmet sich in ihrem aktuellen Werk (Arbeitstitel: "Das Mädchen mit den zwei Gesichtern"), für das sie das Stipendium erhält, dem Thema Flucht und Migration. Die Autorin ist seit Juli und noch bis September in Istanbul. In der Begründung der Jury heißt es:

Fahimeh Farsaie, die bislang sechs Bücher, zwei Drehbücher und ein Theaterstück in deutscher Sprache veröffentlicht hat, widmet sich in ihrem nächsten Werk Themen, die unsere Gesellschaft gegenwärtig in besonderer Weise beschäftigen: Flucht und Migration. In der Schilderung der Ereignisse rund um die Flüchtlingsfamilie Amri und die Unterstützerin Ulrike zeichnet Fahimeh Farsaie die bedrückenden Umstände und Verstrickungen nach, denen Menschen sich durch das Schicksal von Vertreibung und Flucht ausgesetzt sehen. In ihrem Romanprojekt trifft die Situation des durch politische Verfolgung erzwungenen iranischen Exils auf das der durch den andauernden Bürgerkrieg in Syrien verursachten Flucht. Die Bewegungen der Flucht treffen häufig in der Türkei aufeinander – und Fahimeh Farsaie wird in Istanbul die Hintergründe ihres bereits skizzierten und geplanten Projekts durch eigene Anschauung unterfüttern und die fiktive Erzählung durch die Konfrontation mit der Realität stärken. 

Von Oktober bis Dezember 2019 wird dann die Künstlerin Roya Noorinezhad im Atelier Galata wohnen und arbeiten. In der Begründung der Jury heißt es:

In ihren fotografischen Arbeiten befasst sich die Künstlerin Roya Noorinezhad mit Orten, ihrer Erinnerung und dem mit ihnen verbundenen kollektiven Gedächtnis. (…) Im Zuge ihrer Auseinandersetzung mit der Geschichte und Erinnerung von Plätzen und Denkmälern plant Noorinezhad ein interaktives und ortsbezogenes Projekt an den verschiedenen Plätzen in Istanbul. Da sie viele Parallelen zwischen Iran und der Türkei wahrgenommen hat, etwa in den Modernisierungsbestrebungen, dem Demokratieverständnis, dem Umgang mit Reformen, der Religion etc., interessieren sie die europäischen und asiatischen Zugänge in Istanbul, die Noorinezhad anhand ihrer eigenen Geschichte und Situation ebenfalls erfahren hat. Mit dem Fokus auf das kollektive Gedächtnis möchte sie sich in ihrer Recherche auf die Plätze dort konzentrieren und mit fotografischem Archivmaterial, als auch mit Video und Kamera, auch aus subjektiver Perspektive der Menschen dort, die Plätze über die Zeit hinweg erkunden und dokumentieren. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen einbezogen werden, indem sie gefragt werden, ihre mit dem jeweiligen Platz verbundenen Perspektiven, Erlebnisse und Narrativen zu notieren – Dokumente, die später Eingang in die Installation finden sollen. 

Das Stipendium umfasst die kostenlose Nutzung eines Wohnateliers im "Atelier Galata", eine monatliche Unterstützung von 1.000 Euro sowie die Reisekosten. Außerdem steht eine fachkundige Ansprechperson vor Ort zur Verfügung. Die Stipendiatinnen sollen die Entwicklung der Kunstszene in Istanbul kennenlernen und internationale Kontakte knüpfen oder intensivieren. Nach der Rückkehr stellen sie ihre Projekte aus Istanbul in Köln vor und bringen so neue Impulse in die hiesige Kunstszene ein.  

Köln und Istanbul verbindet seit 22 Jahren eine Städtepartnerschaft. Gerade in politisch schwierigen Zeiten möchte die Stadt Köln die Zivilgesellschaft und Künstlerschaft fördern.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit