Das heutige RheinEnergieStadion im Stadteil Müngersdorf, das nach wie vor bald jedes zweite Wochenende zigtausend Sportbegeisterte anzieht, ist so bekannt, dass sich eigentlich jeder weitere Hinweis erübrigt.
Eine beeindruckende Anlage

Begeht man einmal das gesamte Gelände, ist die Überraschung groß, wie weitläufig die Anlage ist und wieviele verschiedene Sportstätten sich hier befinden. In den 1920er Jahren, als es in ganz Europa kaum Vergleichbares gegeben hat und die Müngersdorfer Sportstätten Modellcharakter hatten, wird dies alles sicher noch imposanter gewirkt haben. Doch auch heute noch wirkt die Gesamtanlage sehr beeindruckend. Dies gilt in besonderem Maße, wenn man die Jahnwiese (mit dem 1928 eingeweihten Denkmal des Turnvaters Jahn) und den unmittelbar angrenzenden Stadtwald mit dem Adenauer-Weiher einbezieht.
Adenauer und der Sport
Adenauer selbst war kein großer Sportler. In jungen Jahren spielte er etwas Tennis, als Familienvater unternahm er mit seinen Kindern in den Ferien Bergtouren, und im hohen Alter galt bekanntlich seine Leidenschaft dem Boccia-Spiel.
Gerade in seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister galt er als weitsichtiger Förderer und Freund des Sports. So vermittelte er 1926 zwischen den verfeindeten Verbänden der "Deutschen Turnerschaft" und dem allgemeinen "Reichsauschuss für Leibesübungen". Und was vielleicht weniger bekannt ist: In derselben Zeit setzte er sich im Rheinischen Provinzialverband für die Finanzierung einer "Gebirgsrennstrecke" in der Eifel ein, die bald als "Nürburgring" weltberühmt werden sollte.
Der Sportpark in Köln-Müngersdorf

Der Sportpark in Köln-Müngersdorf, der Anfang der 1920er Jahre angelegt wurde, war in gewisser Weise Teil, aber auch Fortsetzung der Grünflächenpolitik Adenauers. Dieser hatte frühzeitig die immense Bedeutung des modernen Massensports erkannt. Seiner Meinung nach förderte vor allem der Vereinssport wünschenswerte Tugenden wie Ausdauer, Selbstdisziplin und Teamgeist.
Außerdem sah Adenauer im Sport "den praktischen Arzt am Krankenbett des deutschen Volkes". Deshalb betrachtete er die Errichtung von Sportstätten auch als vorbeugende Gesundheitspolitik und setzte sich daher mit aller Energie dafür ein, die Militärausgaben zu senken und stattdessen den Sport zu fördern.
Das größte Projekt in dieser Hinsicht war der Bau des Müngersdorfer Stadions, mit dem Ende 1921 begonnen wurde. Die Eröffnung erfolgte bereits 1923, doch schon drei Jahre später veränderte Adenauers Baudirektor, der Architekt Adolf Abel, den Stadionbau entscheidend und gab ihm die bis heute bestimmende Außengestaltung mit einem monumentalen Eingangsbereich in der Mitte. Auch hier gab es erhebliche finanzielle Mittel aus der "produktiven Erwerbslosenfürsorge", so dass wie auch bei den Grünanlagen viele Arbeitslose eingesetzt werden konnten. Die Sportanlage selbst sollte für ganz Deutschland Vorbildcharakter haben. Sie bestand deshalb auch nicht nur aus einem bis zu 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauer fassenden Stadion, sondern umfasste zwei weitere "Kampfbahnen" für die Leichtathletik, eine Radrennbahn für 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, einen Reitturnierplatz, Schwimmbahnen, Hockeyplätze, eine riesige Tennisanlage und manches mehr. Dazu kamen im Süden eine mehr als zehn Hektar große Volks- und Turnwiese sowie zusätzliche Freiflächen, die als "Luft- und Lichtbäder" dienen sollten.
Der Erfolg dieser gerade für die damalige Zeit beeindruckenden Gesamtanlage ließ nicht lange auf sich warten. Immer wieder neue sportliche Großveranstaltungen lockten viele Menschen nach Müngersdorf. 1926 fanden dort die 2. "Deutschen Kampfspiele" - eine Art Pendant zur Olympiade - statt, 1927 die Rad-Weltmeisterschaft und 1928 das 14. Deutsche Turnfest, zu dem alleine 300.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Köln kamen. Köln durfte sich in dieser Zeit zu Recht als Deutschlands Sporthauptstadt fühlen.