"Open Air Museum" auf der Straße

Nach dreieinhalb Jahren erfolgreichem Probelauf, in Kooperation mit der Kunsthochschule für Medien (KHM) und dem Medienhaus Ströer, sowie erfolgreichen Vertragsverhandlungen, die wir mit den Stadtwerken und der Firma Ströer führten, setzen wir seit Ende März 2019 die Aktion "Kunst an Kölner Litfaßsäulen" fort.

Verschiedenste Akteur*innen, Ämter, Gremien und nicht zuletzt die Freie Szene sowie Bürger*innen hatten sich auch im Zuge einer Petition für die Fortsetzung der Kunst im öffentlichen Raum eingesetzt. Von den 200 Werbesäulen, die abgerissen werden sollten, blieben 25 "Kunstsäulen der Stadt Köln" bestehen. Anfang 2024 kamen noch zwei weitere hinzu,  so dass wir nun insgesamt 27 Litfaßsäulen im Stadtraum als Kunstsäulen bespielen. In diesem Umfang  können wir die Förderung für die Kosten der Plakate, Plakatierung und Künstler*innen-Honorare langfristig leisten.

Wir sind damit die erste Stadt, die ihre alten Werbesäulen als Kunstsäulen nutzt und damit ein innovatives Präsentationsmedium geschaffen hat.

"Kunst an Kölner Litfaßsäulen" bietet für Sie die wohl unmittelbarste Form kultureller Teilhabe, indem künstlerische Werke im ganzen Stadtgebiet verteilt jeden Tag sichtbar gemacht werden. Es kommt hiermit zu unerwarteten Begegnungen mit Kunst, damit hoffentlich zu vielen Gesprächen darüber, was Kunst ist und was der öffentliche Raum für seine Bürger*innen ist. Die Kunstsäulen-Aktion kann auch als Vorbote der Kulturentwicklungsplanung für Köln verstanden werden, denn diese wird der Kunst und Kultur im öffentlichen Raum eine größere Bedeutung beimessen.

Ausschreibung zu den Kölner Kunstsäulen

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Haltungsklassen für Huhn und Gesellschaft – die Kölner Kunstsäulen als Spiegel der sozialen Lebensrealität in unserer Stadt

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Foto der neuen Kunstsäule, auf der man unterschiedliche Haltungsformen von Hühner sieht © Stadt Köln

Mit "Haltungsklasse" beginnt die Motivreihe der ausgewählten Künstler*innen, die sich auf die neuerliche Ausschreibung "Kunst an Kölner Litfaßsäulen" bei uns beworben haben.  

Als erstes Motiv ist seit 20. Februar bis Mitte April die Arbeit "Haltungsklasse" von Jens Mühlhoff zu sehen. Jede der 27 Säulen verwandelt er in einen bunten Hühnerstall, der auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Hühnern aufmerksam macht und zugleich auf soziale Unterschiede in unserem städtischen Zusammenleben.

Jens Mühlhoff sagt selbst zu seinem Werk:

Hühner begeistern mich, weil ihr exzentrisches, schreckhaftes Verhalten wie ein comedyhafter Spiegel menschlichen Verhaltens wirkt. Doch beobachtet man sie länger, erkennt man schnell, wie individuell jedes Huhn ist und wieviel Charakter in ihnen steckt: Es ist immer das gleiche Huhn das ausbüxt und immer die gleichen zwei kuscheln sich abends zum Schlafen auf eine Stange: Sie scheinen den Menschen ähnlicher als ihnen oft zugestanden wird.  

Die Arbeit thematisiert den Wandel der Hühnerhaltung, von privaten Ställen bis hin zur Massentierhaltung. Auf fünf Ebenen der Kunstsäule werden die verschiedenen Haltungsklassen dargestellt, wobei jede Ebene mit einem Eiercode versehen ist, der den Kölner Postleitzahlen entspricht – ein kritischer Verweis auf soziale Ungleichheit in der Stadt.

Mühlhoff erläutert dazu:

Die durchschnittliche Lebenserwartung in unserer Stadt schwankt um bis zu 10 Jahre je nach Stadtteil. Die Arbeit regt dazu an, die sozialen Unterschiede in Köln zu hinterfragen, etwa zwischen den Stadtteilen Hahnwald und Kalk, die in Bezug auf Einkommen und Lebenserwartung weit auseinanderliegen.

Außerdem fällt auf, dass die Bioklasse "0" – eigentlich die beste Haltungsform – es nur auf die mittlere Ebene geschafft hat, die höchste Klasse heißt stattdessen "000". Mühlhoff löst das Fragezeichen in den Köpfen der Passant*innen vor Ort nicht auf, gibt uns jedoch Rückfrage zu verstehen:

Bei meiner Suche nach Bildern von Hühnern bin ich auf den Verein Hühnerrettung NRW e. V. gestoßen. Durch ihre Arbeit wurde mir nochmal klar, dass selbst die beste Biohaltung von Hühnern (Bioklasse "0") weit weg ist von der romantischen Vorstellung, die wir von Bauernhofhühner haben.

Der Kölner Künstler Jens Mühlhoff, 1991 in Wuppertal geboren, hat an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. In seinen Werken untersucht und bearbeitet er häufig Orte des öffentlichen und halböffentlichen Raumes. Ihn interessiert, wie sich Politik auf den konkreten Alltag und auf unsere Gesellschaft auswirkt.

Sein Film "Vergiss Meyn nicht" wurde mit dem Green Dog Award (Watch Docs Warsaw 2023) und First Future Award beim Filmfest Emden 2023 und als "Bester Dokumentarfilm" beim Filmkunstfest MV 2023 ausgezechnet. Außerdem war "Vergiss Meyn nicht" beim Deutschen Filmpreis 2024 in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert.

Weitere Informationen zu Jens Mühlhoff

Standorte der Kölner Kunstsäulen

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Die Jury für die Motive der Kunstsäulen

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Rückblick auf die bisherigen Kölner Kunstsäulen

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Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das Referat für Bildende Kunst Art on former Cologne Advertising Columns in English